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MARTELLTAL

Ich dachte immer, ich würde den größten Teil der Täler Südtirols, wenigstens dem Namen nach, kennen. Aber offensichtlich gibt es, wie das Martelltal zeigt, doch selbst in einer so touristischen Region noch einige, mir unbekannte Regionen.

Das Martelltal – ein Seitental des Vinschgaus

Dabei wurde das Martelltal, das ein Seitental des Etschtals im mittleren Vinschgau ist, schon relativ früh für den Tourismus erschlossen. Schon in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde dort die erste Schutzhütte des Alpenvereins erbaut. Um diese Zeit entstand auch eine Art Kurbetrieb in Bad Salt, einem kleinen Örtchen in der Mitte des Tales. Eine dunklere Seite des Fremdenverkehrs begann in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, als am Ende des Martelltals die Italiener das monumentale Hotel Paradiso erbauten, das lediglich zwei Jahre in Betrieb war, bis der zweite Weltkrieg ausbrach. Nach dem Krieg ging es schon 1946 in Konkurs, erlebte einige Wiederbelebungsversuche und steht nun wie ein Mahnmal inmitten des Nationalparks Stilfser Joch, zu dem das Martelltal gehört. Das im Zerfall begriffene Hotelgebäude ist wahrlich keine Zierde, aber dennoch wirkt es imposant in dieser malerischen Idylle.

Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren

Wenn man aus dem Vinschgau hinein ins Martelltal fährt, findet man lediglich auf den ersten Kilometern noch die dicht bepflanzten Obstbaumplantagen, die für den Weg vom Reschenpass nach Bozen hinunter so typisch sind. Im Martelltal pflanzt man auch Obst an, aber hier hat man sich auf Erdbeeren spezialisiert. Bis auf 1.900 m Höhe ziehen sich die Erdbeerfelder hinauf, was zur Folge hat, dass es hier auch Ende August noch erntefrische Beeren zu kaufen gibt.

culturamartell – ein modernes Heimatmuseum

Die frischen Produkte aus dem Tal stehen auch im Mittelpunkt in dem kleinen Verkaufsshop, der sich direkt neben dem culturamartell, dem modernen Nationalparkhaus angesiedelt hat. Drei Euro kostet der Eintritt zum culturamartell nur und nicht nur deswegen sollte man sich den Besuch des Museums, in dem unter anderem ein Heimatmuseum integriert ist, nicht entgehen lassen. Interessant dargestellt, u.a. auch durch Videoeinspielungen, erfährt man viel über das heute noch entbehrungsreiche Leben der Talbewohner und das bäuerliche Kulturland. Wer ausreichend Kultur und Erdbeeren konsumiert hat, der kann sich in der Bar stärken oder sich in dem kleinen Freizeitgelände mit Fischteich und Kinderspielplatz erholen.

Paradies für Wanderer und Bergsteiger

Aber die meisten Besucher zieht es bis ins Talende hinein, wo sich viele Wander- und Bergsteige-Möglichkeiten verschiedener Schwierigkeitsstufen bieten. Recht gemütlich geht es bei der Seeumwanderung des Zufritt-Stausees zu, bei der sich immer wieder schöne Blicke auf den See auftun und man ein kleines Teilstück der Runde direkt auf der Staumauer des Sees zurücklegen kann.

Viele der Touristen, die nicht hochalpin Richtung Cevedale und Ortlergruppe unterwegs sind, wählen den Weg, für den auch wir uns entschieden haben: Den Panoramaweg bis zum Zufritt-Refugium. An vier Stationen des Weges wurden Aussichtsplattformen installiert, die einen atemberaubenden Blick auf das mit brachialer Gewalt vom Berg herabstürzende Wasser, enge Schluchten, das dominante Hotel Paradiso und den blau-grün leuchtenden Zufrittsee gewähren.

Aufgrund dessen, dass das Hotel Paradiso wohl niemals mehr Touristen beherbergen wird, sucht man sich am besten eine beschauliche Unterkunft in den noch recht bodenständigen Gasthöfen oder Pensionen des Tals. Wer es etwas luxuriöser haben möchte, ist wohl besser draußen im Etschtal aufgehoben, wo sich ein Gastgeber an den anderen reiht.

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