Eigentlich wollte ich mir bei meinem ersten Besuch im Berggasthof Vordere Fluh nur mal schnell an einem regnerischen Oktobersamstag die Location ansehen, ob sich das Haus für eine von mir geplante größere Veranstaltung eignete. Daher gab ich die Adresse ins Navi ein, da ich mir sicher war, dass man das Haus, wenn schon eine Straße hin führt, auch mit dem Auto erreichen kann. Aber zunächst scheiterte es daran, dass mein Navi mich in the middle of nowhere stehen ließ und behauptete, dass wir angekommen wären. Aber wozu gibt es noch die guten alten Wegweiser? Die wiesen schließlich den vermeintlich richtigen Weg, aber der endete an einer äußerst unnachgiebigen Schrankenwärterin an einer kleinen Mautstraße, die partout keine Ausnahme machen und mein Auto für einen kurzen Besichtigungsbesuch passieren lassen wollte. Da die Zeit langsam knapp wurde, wählte ich die Auffahrt mit der Seilbahn und hier zeigte sich der Bahnmitarbeiter wesentlich einsichtiger, gewährte für den Kurztripp einen Sonderrabatt und erklärte noch den weiteren Weg von der Bergstation bis zum Berggasthof Vordere Fluh. Endlich oben angekommen ließ das Haus trotz der trüben Witterung erahnen, auf was für ein wunderbares Kleinod ich hier getroffen war.
Im Sommer und mit ein bisschen Zeit ist unbedingt der Weg zu Fuß hinauf zum Berggasthof Vordere Fluh zu bevorzugen, zumal es verschiedene Varianten für den Aufstieg gibt: In der Sonne, mehr im Schatten, auf der kleinen Fahrstraße, über einen Hackschnitzelweg oder auf angenehmen Serpentinen unter den Gondeln der Imbergbahn hinauf, bis zur Bergstation der Bahn und dann noch etwa 20 Minuten quer hinüber bis zur Alpe, die man im Winter auch bequem mit den Skiern erreichen kann.
Im Sommer allerdings findet man dort oben ein absolutes Paradies vor: In knapp 1.300 m Höhe hat man vom hinter dem Haus gelegenen Biergarten einen herrlichen Blick auf Steibis und Oberstaufen, sowie auf die umliegende Bergwelt mit der Nagelfluhkette. Das Haus, die herrliche Blumengestaltung, aber auch die liebevollen Details im Garten, im Spielplatz und dort, wo die Tiere untergebracht sind, vermitteln einem für den Moment das Gefühl einer unberührten heilen Welt. Auch wenn das Wetter einmal nicht so mitspielt, lädt die gemütliche Gaststube in rustikaler Ausstattung ein und selbst für Gäste, die den Abstieg ins Tal noch ein bisschen hinauszögern wollen, ist mit ordentlichen Mehrbettzimmern gewährleistet, dass man auch bei einem längeren Aufenthalt ein Dach über dem Kopf hat.
Inmitten dieses Idylls wird dieser unvergessliche Eindruck nur dadurch ein wenig getrübt, dass die Wirtsleute ihre Rolle als Gastgeber eher mürrisch als freundlich und gastorientiert nachkommen. Aber man kann eben nicht alles haben und grundsätzlich ist der Service schnell und das Essen gut. Aber irgendwie passt es nicht ganz zusammen – dieses Idyll, diese gewaltige Naturkulisse, diese liebevolle Ausstattung und dann die so wenig umgänglichen Gastgeber. Letzteres vergisst man aber ganz schnell, wenn man bei einem kühlen Getränk im Garten sitzt und einfach nur das unglaubliche Panorama genießt.
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