Es gibt mal wieder eine Geschichte aus der Pfalz. Schon wieder? Tja, es wird in der Tat noch ein Weilchen dauern, bis ich von all den Weinfesten und Events, die dort pausenlos stattfinden, berichtet habe… Ich glaube, das ist ein unerfüllbares Vorhaben, das noch dazu irgendwann die Leber ruinieren würde. Am Wochenende fiel mir der Veranstaltungskalender von Bad Dürkheim in die Hände. Der ist tatsächlich fast so umfassend, wie unserer hier in Augsburg mit immerhin fast 300.000 Einwohnern. Während sich der Bayer auch gerne mal bei kulturellen Veranstaltungen die Zeit vertreibt, sind die Geselligkeiten der Pfälzer ziemlich gastronomielastig. Um nicht zu sagen, es geht ausschließlich um Wein und Pfälzer Schmankerl.
Die längste Vergnügungsmeile der Welt
Letztes Wochenende war nun wieder ein Highlight im Pfälzer Eventkalender angesagt, der „Erlebnistag Deutsche Weinstrasse„. Immer am letzten Sonntag im August wird die komplette Weinstraße von Bockenheim im Norden bis Schweigen-Rechtenbach an der französischen Grenze für den Autoverkehr gesperrt. Dadurch wird der Weg frei für Radfahrer, Wanderer und Inline-Skater, auf die in Weingütern und Gaststätten am Wegesrand inmitten der malerischen Weinberglandschaft natürlich der Pfälzer Wein und die Pfälzer Spezialitäten warten. Das hört sich ziemlich verlockend an, oder? Wenn da nicht das Wetter wäre… Im Gegensatz zur restlichen Republik sind es allerdings in der Pfalz selten Regen und Kälte, die den Spaß beeinträchtigen, sondern schon eher die tropischen Temperaturen. So auch an diesem Sonntag. Auf schwül-heiße 36 Grad kletterte das Thermometer… Das hält aber einen richtigen Pfälzer natürlich nicht davon ab, sich so ein geselliges Ereignis entgehen zu lassen. Ich bin ja kein Pfälzer, aber wenn man das Wochenende bei Einheimischen verbringt, dann hat man wenig Wahl.
Autofreie Deutsche Weinstrasse
Jedenfalls sind wir losgeradelt. Von Bad Dürkheim nach Wachenheim, gerade mal drei Kilometer. Und eigentlich war es in Wachenheim schon sehr schön! Aber da hätten wir es uns doch sehr einfach gemacht. Und das Radeln war ja auch noch nicht tragisch, ging es doch leicht bergab und der Fahrtwind kühlte ein wenig. Also gut, dann weiter zur nächsten Etappe, nach Forst. Auf den Straßen war die Hölle los und man fragte sich, ob der Pfälzer schon so hitzeimmun ist, dass ihm selbst solche tropischen Temperaturen nichts mehr ausmachen. Ich war echt voll gefordert. Zum einen musste ich schwitzen, dann musste ich radeln und außerdem musste ich mir ja unbedingt auch noch die schöne Landschaft und die hübschen Weinstände anschauen, die mit jedem Meter mehr Anziehungskraft ausübten.
Der Klügere gibt nach und daher kapitulierten wir in Forst und beschlossen in Guhmanns Weingarten einzukehren. Noch gab es einen Platz im Schatten und eigentlich ließ sich so die Hitze doch ganz gut aushalten… Gut, an ein Gläschen Wein, nicht einmal an eine Schorle, das Pfälzer Nationalgetränk, war überhaupt nicht zu denken. Allein bei der Vorstellung war man schon versucht zu kollabieren. Und so saßen wir dann und saßen und verharrten wie alle anderen auch unter dem Sonnenschirm. Aber es hat einfach was, wenn man inmitten von Weinstöcken sitzen und das Leben genießen kann. Gegen eine dünne Schorle und ein leichtes Mittagsmahl sprach irgendwann schließlich auch nichts mehr. Irgendwann aber wurde es dann auch unterm Sonnenschirm zu heiß und wir beschlossen, den Heimweg anzutreten. Je schneller, um so eher gab es eine kalte Dusche zu Hause.
Auf dem Rückweg machten wir dann noch einen kurzen Stopp im Wachenheimer Schloss, dessen Innenhof mit den Weinständen so einladend gestaltet war. Man konnte sich an diesem Sonntag bestens vorstellen, warum die Veranstalter mit der „längsten Vergnügungsmeile der Welt“ Werbung machen. Auch wenn wir diese Vergnügungsmeile für uns doch sehr verkürzt hatten an diesem Sonntag: Die Geselligkeit und Lebensfreude der Pfälzer ist einfach ansteckend – selbst wenn es so heiß ist…