November auf der Fraueninsel im Chiemsee
Der wiederholte Besuch der Fraueninsel im Sommer und mehrfach anlässlich des Christkindlmarktes weckte den Wunsch, einmal wenigstens eine Nacht auf der Insel zu verbringen, den Alltag quasi am Festland zurücklassend.
Es gibt verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten auf der Fraueninsel. Die interessanteste davon schien mir das Kloster Frauenwörth. Der Überlieferung zufolge wurde dieses im 8. Jh. vom Agilolfinger-Herzog Tassilo III. gegründet. Die erste Äbtissin war Irmengard, eine Urenkelin Karls des Großen, die 1929 selig gesprochen wurde. Heute dient das Kloster vor allem als Rahmen für Seminare, Kongresse und Kurse der Erwachsenenbildung. Damit hält das Kloster an einem zentralen Grundsatz des benedektinischen Lebens fest: der bereitwilligen Aufnahme von stets willkommenen Gästen.
Die für den Seminarbereich zuständige Benediktinerin, Sr Scholastica Mc Queen ließ mich in einer ersten Antwortmail wissen, dass sie “eigentlich keine Termine am Wochenende für nur eine Übernachtung vergeben, uneigentlich (sic!) aber zwei Termine frei wären.“
Im November hat auf die Fraueninsel ihren besonderen Reiz
Wir haben uns für den zweiten entschieden: vom 20. auf den 21. November. Vielleicht nicht der beste Termin für einen Ausflug an den Chiemsee – aber warum eigentlich nicht? Der Wetterbericht war für dieses Wochenende alles andere als gut und wir sahen uns in Gedanken schon nass und frierend mit der Chiemseeflotte unterwegs auf dem sturmgepeitschten drittgrößten See Deutschlands. Tatsächlich regnete es aber nur leicht, als wir das Auto auf dem Parkplatz bei der Schiffsanlegestelle in Prien abstellten (24 Stunden parken für 4,50 Euro) und mit dem Schiff in 30 min. vom Festland über die Herreninsel, vorbei an der unbewohnten Krautinsel zur Fraueninsel fuhren. Diese drei Inseln bilden zusammen die Gemeinde Chiemsee, die kleinste politische Gemeinde Bayerns.
Die nur 15,5 ha große Fraueninsel kann es besucherzahlenmäßig zwar nicht mit der größeren und durch König Ludwigs II. bayrisches Versailles international bekannteren Herreninsel aufnehmen, doch ist sie kunsthistorisch wesentlich bemerkenswerter. Seit jeher dreht sich auf der Fraueninsel alles um das Kloster der Benediktinerinnen, eines der ältesten fast ununterbrochen bestehenden Frauenklöster Deutschlands. In den Klostergebäuden stehen heute 90 Zimmer in drei Kategorien zur Verfügung, die Preise liegen zwischen 25 und 55 Euro pro Person. Das Frühstück kostet 12 Euro extra.
Ich habe mir ein Zimmer der Kategorie A mit Seeblick und eigenem Bad gegönnt. Verpflegt wurden wir im Klosterwirt, der nicht nur die Gäste des Klosters, sondern tagsüber auch die Inselbesucher kulinarisch verwöhnt. Allerdings schließt dieses Gasthaus nach der Abfahrt des letzten Linienschiffes, in unserem Fall also um 19 Uhr. Wir hatten uns also auf ein frühes Abendessen eingestellt, wollten aber zuvor bei einem kurzen Rundgang um die Insel, der tatsächlich nicht mehr als 20 Minuten in Anspruch nimmt, die besondere Inselatmosphäre auf uns wirken lassen.
Einkehr beim Klosterwirt
Als Übernachtungsgäste des Klosters konnten wir den Abend dann allerdings in der „Himmlischen Stub‘n“ im ersten Stock des Klosterwirts gemütlich bis zum frühen Samstagmorgen ausklingen lassen.
Bevor wir am nächsten Tag zur Inselführung aufbrachen, stärkten wir uns nach einer ruhigen und erholsamen Nacht erst einmal am ordentlichen Frühstücksbuffet des Klosterwirts und trafen uns um halb zehn mit der Inselführerin Monika Huber, um von ihr in einer gut einstündigen Führung einiges über die Fraueninsel zu erfahren: angefangen bei der karolingischen Torhalle aus der Frühzeit des Klosters, dem Inselfriedhof mit einigen berühmten Namen der Künstlerkolonie Frauenwörth, dem Campanile und dem Inneren des Münsters, weiter zum Ortskern und zum Lindenplatz mit den beiden Naturdenkmälern Marienlinde und Tassilolinde. Diese beiden alten Bäumen stehen am höchsten Punkt der Fraueninsel, acht Meter über dem See und werden von vielen Besucher als mythischer Kraftort verehrt. Am Uferweg entlang ging es dann zurück zum wiederangelegten Klostergarten und zur Schiffsanlegestelle, von wo aus uns das Boot zur im November herrlich wenig betriebsamen Herreninsel mit obligatorischem Spaziergang zum Schloss und schließlich wieder nach Prien brachte.
Unser Kurztrip auf die Insel war herrlich und ein ruhiger Kontrast zu den beiden folgenden Wochenenden, am denen der sehenswerte Christkindlmarkt auf der Fraueninsel alljährlich die Besucher scharenweise anlockt.
1 Kommentare