Ich wollte schon längst mal dorthin, aber irgendwie waren der Sommer und der Herbst einfach zu schön. Daher stand das neue Fugger und Welser Museum auch gleich am ersten grässlichen Schneegestöbertag auf dem Programm. Im Vorfeld hatte man viel darüber in der Zeitung gelesen. Weniger über die Qualität der Ausstellung, mehr über das Kompetenzgerangel der Verantwortlichen und Museumsmacher.
Die Fuggerstadt würdigt ihre berühmtesten Kaufmannsfamilien
Sei es drum. Es war höchste Zeit, dass die berühmtesten Familien Augsburgs – noch heute wird Augsburg mit dem Zusatz Fuggerstadt versehen – ein Musem erhalten, das ihnen gerecht wird. Alle Welt kennt die Medicis aus Florenz, dass aber vor allem die Fugger nicht weniger bedeutend und mächtig waren, ist meist nur uns Augsburgern bekannt. Die Fugger und Welser gaben Kaisern und Königen Kredit, sie finanzierten Feldzüge und Entdeckungen und sie beeinflussten die große Politik ihrer Zeit.
Das Fugger und Welser Museum, das im Wiesel-Haus, benannt nach Johann Wiesel, dem wohl bedeutendsten deutschen Optiker seiner Zeit, der hier von 1637 bis 1642 lebte, untergebracht ist, ist mit modernster Technik ausgestattet. Überall gibt es Interaktionen, die der Besucher selbst mit seinem beim Ticketschalter ausgehändigten Pfeffersäckchen auslösen kann – auf Deutsch, Englisch oder speziell für Kinder aufbereitet.
Die Goldene Schreibstube im Fugger und Welser Museum
Am beeindruckendsten ist sicherlich ein Besuch in der „Goldenen Schreibstube“ wo der Besucher auf Jakob Fugger, den Reichen und Bartholomäus V. Welser trifft, die sich angeregt über ihre Geschäfte unterhalten. Fast so, als wären sie wirklich anwesend, bewegen sich die beiden Figuren durch den historisch nachgebildeten Raum. Der Besucher kann dieses Gespräch sogar beeinflussen und zu einzelnen Themen nachfragen. Gesellig wird es im zweiten Stock des Gebäudes, wo man beim Geschlechtertanz und anderen gesellschaftlichen Ereignissen dem Klatsch und Tratsch der Bürgerfamilien Augsburgs beiwohnen kann. Stilecht findet man die Historie des Bergbaus, die mit den beiden Familien eng verbunden ist, im Gewölbekeller. Immer wieder werden Bezüge zur heutigen Gesellschaft hergestellt.
Leider gibt es eine öffentliche Führung nur einmal im Monat und zwar jeweils am zweite Sonntag des Monats. Aber aufgrund der sehr gut gestalteten Informationstafeln mit Videos und der Interaktionsmöglichkeiten kann man sich bestens selbst informieren.
Ein wirklich absolut besuchenswertes Museum, das vor allem jedem ans Herz gelegt werden sollte, der Augsburg für eine bedeutungslose Kleinstadt irgendwo im Süden Deutschlands hält und lediglich erst seit der Erstklassigkeit vom FCA von ihr Kenntnis genommen hat.
www.fugger-und-welser-museum.de