Carmen, inszeniert von Kasper Holten, steht heuer auf dem Spielplan der Bregenzer Festspiele. Und nachdem es schon im zweiten Jahr aufgeführt wird, dachte ich mir, dass es ja wohl nicht so schwer sein kann, an Karten zu kommen. Zumal ja auch das Geheimnis um das spektakuläre Bühnenbild bereits gelüftet war und die übergroßen Hände, die Spielkarten halten, schon für ausgesprochen großes Lob in der Opernwelt gesorgt hatten.
Jedenfalls versuchte ich ungefähr sechs Wochen vorher an Karten zu kommen und es gestaltete sich ausgesprochen schwierig, was für die zweite Spielsaison eher ungewöhnlich ist. Aber letztendlich gelang es mir noch Karten in der 4. Kategorie für 80 Euro zu ergattern.
Es wurde ein fantastischer Abend! Ich kann mich nicht erinnern, dass mich eine Aufführung bei den Bregenzer Festspielen mal nicht begeistert hätte, aber Carmen toppte wirklich alles. Man kann wohl kaum noch von einer Opernaufführung sprechen, sondern eher von einem grandiosen Opernspektakel. Neben hervorragenden Sängern, allen voran mit Gaëlle Arquez eine auch optisch bestechend gut besetzte Carmen, beeindruckten das Bühnenbild von Es Devlin und die natürliche Kulisse des Bodensees.
Es vergeht kaum eine Minute auf der Bühne, in der der Zuschauer und Zuhörer nicht in den Bann gezogen wird. Sei es durch die fantastische Darbietung der Künstler, durch die Geschehnisse auf der Bühne oder durch die Veränderungen des Bühnenbilds.
Schon während der Wartezeit bis zum Beginn der Vorstellung bleibt den Gästen ausreichend Gelegenheit, den faszinierenden Bühnenaufbau zu studieren. Die Hände sind nicht etwa die einer gepflegten Dame, sondern die einer feurigen Zigeunerin mit abgeblättertem Nagellack, der Zigarette zwischen den Fingern, die sogar qualmt und den Narben und Tattoos.
Der Bodensee selbst unterstützte die Inszenierung an dem Abend mit seinen besten, ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Das Abendlicht illuminierte das Szenario vorteilhaft und die Schiffe segelten malerisch im Hintergrund vorbei. Der See selbst wurde mit in die Handlung der Oper mit einbezogen. So blieb für viele der mehr als 6.000 Zuschauer über das Vorstellungsende hinaus ein Rätsel, wie die im Bodensee ertränkte Carmen so lange im See treiben konnte, ohne dass Gaëlle Arquez das gleiche Schicksal ereilte.
Bis 20. August wird dieses Jahr noch gespielt, aber alle Vorstellungen sind restlos ausverkauft. Nächstes Jahr steht Rigoletto auf dem Spielplan der Bregenzer Festspiele. Es wird schwer, diese Carmen zu toppen, aber ich bin mir sicher, dass es dennoch wieder ein gewaltiges Erlebnis werden wird.