„Die Fledermaus“ ist derzeit im Hofspielhaus angesagt. Dass es sich bei einer Eigenproduktion des Theaters um eine nicht alltägliche Inszenierung handelt, das überrascht die Zuschauer nach fast eineinhalbjährigem Bestehen der kleinen Bühne im Herzen von München wahrlich nicht mehr. Ganz im Gegenteil: Eine traditionelle Inszenierung würde in diesem Rahmen wohl eher lange Gesichter hervorrufen. Und so verhält es sich auch mit der Operette „Die Fledermaus“, die in einer Münchner Innenstadtversion im Hofspielhaus am 2. Februar uraufgeführt wurde. 8 Termine sind bis Ende März geplant und schon seit der Premiere erfreuen sich die Vorstellungen einer großartigen Nachfrage.
„Die Fledermaus“ spielt in der Falkenturmstraße
Die Geschichte rund um die Operette „Die Fledermaus“ ist vielen bekannt. Neu ist, dass sich die Innenstadtversion direkt in der Falkenturmstraße abspielt, wohin kurzerhand die Wohnung der Eisensteins in den ersten Stock des Hofspielhauses verlegt wurde. Und im Gegensatz zur Originalversion wo Gabriel von Eisenstein seine Arreststrafe wegen Beleidigung einer Amtsperson verbüßen muss, tut er dies in der Hofspielhaus-Variante wegen zu schnellen Fahrens. Aber die Irrungen und Verwirrungen, die nun folgen, bleiben die Gleichen, auch wenn das Szenario mit Münchner Geschichten und Personen aus der Vergangenheit und Gegenwart gespickt wird.
Die Wohnung der Eisensteins ist behaglich im ersten Stock des Hofspielhauses, wo normalerweise in den Räumlichkeiten Coachings und Seminare stattfinden. Etwa 70 Zuschauer haben sich eng um den Wohnzimmertisch der Eisensteins gruppiert und nehmen nun an der Verabschiedung Rosalindes von ihrem Mann teil, bevor er seine Haftstrafe antreten muss. Eigentlich können sie sich gar nicht schnell genug von einander trennen, denn er hat nicht vor, schon an diesem Abend im Gefängnis vorstellig zu werden. Auf Anregung seines Freundes Dr. Falke will er lieber den Abend noch in Freiheit genießen und den Ball des Prinzen Orlofsky besuchen. Auch Rosalinde hat besseres zu tun, als sich allein zu grämen und erwartet ihren Verehrer, den Gesangslehrer Alfred. Dessen Genuss des Tête-à-Tête ist aber nur von kurzer Dauer, da er fälschlicherweise anstelle des feiernden Herrn von Eisenstein arrestiert wird.
Umzug aus dem ersten Stock ins Untergeschoß des Hofspielhaus
Zum zweiten Teil der Operette zieht nun das gesamte Publikum in das Untergeschoß des Hofspielhauses und lädt sich dort zum Ball beim Prinzen Orlofsky ein. Bevor dieser allerdings los geht, bleibt noch genug Zeit, sich an der gemütlichen gut sortierten Bar des Hofspielhauses für die weiteren Turbulenzen zu stärken.
Allerspätestens beim Ball, bei dem die Verwechslungen und Täuschungen ihren Höhepunkt finden, greift auch beim Publikum die Begeisterung für diese Inszenierung um sich. Waren im ersten Teil noch ein paar pikiert wirkende Gesichter zu sehen, als Rosalinde und das Hausmädchen Adele ihre Solis schmetterten, so reißen nun auf der Theaterbühne nicht nur die bekannten Melodien, sondern auch die Künstler mit ihren Darbietungen die Zuschauer mit. Für mich besonders herausragend Tenor Adam Sanchez als Gesangslehrer Alfred, der sich nicht nur auf den Bühnen Münchens einen großen Namen bisher gemacht hat. Bei den Damen brilliert die Mezzosopranistin Cornelia Lanz als Prinz Orlofski.
Auch der letzte Akt der Operette spielt im Falkenturm, wo sich nicht nur Eisensteins Wohnung, sondern auch das Münchner Gefängnis für die gehobene Gesellschaft der Stadt befindet. Hier schlägt nun die Stunde der Wahrheit und alle Verwirrungen lösen sich – wie kann es in der Operette anders sein – in Wohlgefallen auf.
Für die Darsteller ist diese Aufführung mit zeitweise zehn Personen auf der Bühne eine Herausforderung. Wer das Hofspielhaus kennt, weiß dass Platz Mangelware ist und so auch bei den Sängern bei ihren Auftritten eine gewisse Flexibilität gefordert ist, da ihnen möglicherweise der eine oder andere Zuschauer im Weg sitzt, bis sie die Bühne erreichen. Gratulation an die Gastgeberin Christiane Brammer, die den Mut zu diesem Stück an zwei Spielstätten aufgebracht hat, was der charmanten Inszenierung noch zusätzlich Effet gibt.
Ich freu mich schon jetzt auf all die Veranstaltungen, die bis zur Sommerpause noch auf dem Spielplan stehen. Neben Kabarettabenden, Lesungen und Liederabenden sind dies weitere Eigenproduktionen, die wieder einen ganz besonderen Genuss versprechen.