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DUBROVNIK

Was willst du denn um diese Jahreszeit in Dubrovnik? Da ist es kalt, regnet und es wird früh dunkel. Na ja, so ganz unrecht hatte mein Kumpel da ja nicht. Aber viele terminliche Alternativen bleiben da ja nicht, wenn man immer wieder hört, dass sich vom Frühjahr bis zum Herbst die Segler, Kreuzfahrer und Rundreisenden durch die engen Gassen der Altstadt schieben und die Stadt fast kollabiert aufgrund der Touristenmassen. Gott sei Dank ließ sich meine Freundin Ulrike von diesen dusteren Wetterprognosen nicht abhalten und war sofort begeistert von der Idee den Süden Dalmatiens im Januar zu erkunden. Die Bucht von Kotor sollte auch auf unserem Reiseplan während des Kurztrips stehen. War sie doch von Lonely Planet als Top-Trend-Reiseziel 2016 gekürt worden.

Blick auf Kotor und die Bucht

Blick auf Kotor und die Bucht

Dubrovnik im Winter

Croatia Airlines hatte ein Schnäppchen für uns bereit: Nur etwa 175 Euro kostete der Flug von München über Zagreb nach Dubrovnik und zurück. Bezüglich der Unterkunft suchten wir zweigleisig. Über booking.com reservierten wir einerseits das 5-Sterne-Hotel Rixos Libertas, etwa 20 Gehminuten von der Altstadt entfernt und ein Apartment ZigZag direkt in der Altstadt. Wir wollten die letztendliche Entscheidung witterungsabhängig machen, da bei kühleren Temperaturen eine Altstadtunterkunft mit dicken Mauern und spärlicher Heizung wenig attraktiv schien. Die Luxus-Herberge hingegen bietet auch bei schlechtem Wetter mit einem großzügigen SPA und einer ausreichenden Infrastruktur Wohlfühlatmosphäre. Ein Auto würden wir auch noch benötigen, wenn wir uns auf den Weg nach Montenegro machen wollten, aber das konnte man sicherlich auch recht einfach in der Nebensaison vor Ort regeln.

Dubrovnik by night

Dubrovnik by night

Die Anreise verlief nach Plan. Ulrikes Flieger aus Hamburg war pünktlich in München gelandet und gemeinsam traten wir die Weiterreise nach Kroatien an. Etwas mehr als zwei Stunden hatten wir Aufenthalt in Zagreb am Flughafen, wo es in der Außengastronomie des Flughafencafés galt, die Sonnenstrahlen bei etwa 16 Grad zu genießen. Dieser Kurzurlaub begann schon genau so, wie wir es uns vorgestellt hatten!

Blick von der Stadtmauer

Blick von der Stadtmauer

Hotels in Dubrovnik zu Winterpreisen

Der Flughafen in Dubrovnik ist winzig und der Bustransfer in die Stadt ist ganz auf die ankommenden Flüge ausgerichtet, was um diese Jahreszeit bedeutet, dass der Bus etwa vier Mal zwischen Stadt und Flughafen täglich pendelt. Im Sommer sieht das wohl ganz anders aus. Da landen die Maschinen im Viertel-Stunden-Takt. Gerade mal 5,20 Euro kostete der Bustransfer in die Stadt und dauerte etwa 40 Minuten. Vom Busbahnhof in Dubrovnik nahmen wir dann ein Taxi zu unserem 5-Sterne-Hotel, für das wir uns letztendlich dann doch entschieden hatten. Die Aussichten, eventuell in einem schlecht beheizbaren Appartement fünf Tage zu frieren, hatte unsere Entscheidung für die Alternative Hotel erleichtert.

Blick vom Hotel aufs Meer

Blick vom Hotel aufs Meer

Bei unserer Taxifahrt wurden wir dann zum ersten Mal mit der Preissituation in Kroatien konfrontiert. 4 Euro sind der Grundtarif und schnell summiert es sich zu einem ansehnlichen Betrag. Schnell kristallisierte sich heraus, dass Dubrovnik kein günstiges Pflaster ist.

Das Hotel Rixos Libertas erstreckt sich auf einem großen Areal an einem Hang direkt am Meer. Eine kleine Bausünde, aber extrem großzügig mit Restaurants, Bars, Shops, Casino, Tagungsmöglichkeiten und SPA gebaut. Unser Zimmer, das in der Nebensaison absolut erschwinglich war, bot neben einem Balkon und Meerblick tollen Komfort und war komplett neu renoviert worden, wie uns der Hotelpage erklärte, der 13 Jahre in München gelebt hatte und sich in der touristenarmen Saison sehr viel Zeit für unsere Einführung ins Hotel nahm. Auch an Tipps für Unternehmungen sparte er nicht. Hier konnte man sich wohlfühlen – auch wenn die Sonne einmal nicht scheinen sollte.

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Bucht von Dubrovnik mit Blick aufs Hotel

Altstadt von Dubrovnik – Museum oder Realität?

Dubrovnik by night – war der erste Eindruck, den wir von der Stadt gewannen. Ich hatte durch meine frühere Arbeit und durch das, was ich im Vorfeld gelesen und im Internet recherchiert hatte, eine gewisse Vorstellung von der Stadt. Und die war so anders als das, was wir nun vorfanden. Die gesamte Altstadt wirkte wie ein Museum, das kurz vor der abendlichen Schließung stand. Nur noch wenige Menschen bummelten durch die Altstadt, die durch dicke Stadtmauern umschlossen war. Wie bitte? Das sollte nun also die „Perle an der Adria“ sein, die jedes Jahr noch mehr Touristen aus aller Welt anlockte und sich in den letzten Jahren zum Hot-Spot der internationalen Szene entwickelt hatte? Momentan wirkte es eher wie ein verschlafenes kroatisches Dorf, in das sich aus Versehen ein paar Touristen verlaufen hatten. Den Stradun rauf – den Stradun runter. Gerade mal 10 Minuten braucht man bei äußerst gemütlichem Gang für das Abschreiten der Lebensader von Dubrovnik, dem Corso, genannt Stradun. Irgendwas hat die Stadt ja, auch wenn man sich anfänglich so gar nicht vorstellen kann, was alljährlich so viele Besucher nach Dubrovnik zieht.

Das Ende des Stradun

Das Ende des Stradun

Ja gut, schön ist es schon, wie die Altstadt so beleuchtet ist, wie das blank gelaufene Straßenpflaster das Licht reflektiert und am Ende des Stradun der Palast Sponza, die Kirche des Hl. Blasius und der Rektorenpalast eine fantastische Kulisse bilden. Zum ersten Mal begreifen wir, dass wir diese Stadt ganz anders erleben werden, als das Gros der Besucher, in voller Schönheit, aber ursprünglich und ohne aufgesetzte Hot-Spot-Allüren. Es fällt uns schwer, an diesem ersten Abend ein Lokal zu finden. Jemand, der Dubrovnik im Sommer kennt, schüttelt jetzt vermutlich verständnislos den Kopf. Alle Restaurantempfehlungen, die wir hatten, waren geschlossen – entweder Betriebsurlaub oder Renovierung. Das letztere überwiegend, was ja wieder für die Dubrovniker spricht, dass sie auch etwas dafür tun, ihre kleine Stadt weiterhin für Besucher attraktiv zu halten. Letztendlich kehrten wir bei einem Kroaten ein, dessen Speisekarte in fünf Sprachen alles anbot, was die gesamte Küche Kroatiens und des Mittelmeerraums feil bot. Für den nächsten Tag mussten wir uns eine andere Verpflegungsstrategie überlegen – das stand ziemlich schnell fest.

Drehort von „Game of Thrones“

Zwei volle Tage hatten wir nun für die Erkundung von Dubrovnik – und das war ausreichend, zumal wir uns ja frei bewegen konnten und nicht durch Menschenmassen gelenkt wurden. Das Highlight eines Dubrovnik-Besuchs bildet auf jeden Fall der etwas mehr als zwei Kilometer lange Spaziergang auf der Stadtmauer, die die Stadt komplett umgibt. Atemberaubende Perspektiven bieten sich von den verschiedenen Standpunkten auf die Stadt, das Meer und den Hafen sowie die vorgelagerten Inseln. So ganz langsam begreift man, warum diese Stadt eine derartige Anziehungskraft besitzt. Vereinzelt treffen wir auf andere Touristen bei unserem Rundgang, meist Asiaten. Und auch hier geht uns langsam ein Licht auf, warum so viele junge Menschen aus Asien Dubrovnik aufsuchen. Sie wandeln auf den Spuren von „Game of Thrones“, die amerikanische Kultserie, die in und um Dubrovnik gedreht wurde. Aber immerhin erfahren wir nun, dass ein Selfiestick schon wieder der Vergangenheit angehört. Denn wer wirklich gute Bilder machen will, hat sein Selfiestativ dabei…

Hafen der Altsatdt

Hafen der Altstadt

Wie beruhigend: Es gibt eine Menge in Dubrovnik zu sehen, aber erstens liegt alles ganz nah beeinander und zweitens ist es nicht so viel, dass man den Eindruck hat, man hätte in der Kürze der Zeit nur die Hälfte gesehen und etwas verpasst. Mit den Kirchen hatten wir eh nicht viel Glück. Fast alle waren geschlossen, weil man zum großen Fest des Stadtheiligen St. Blasius Anfang Februar rüstete und die Stadt mächtig herausputzte. Tribünen wurden aufgestellt, Altäre geschmückt und der ganze Stradun mit Girlanden verziert. Auf der Terrasse des Cafés direkt an der St.-Blasius-Kirche kann man bei bestem Cappuccino das ruhige, aber dennoch interessante Treiben beobachten. Ein bisschen abseits vom Platz zweigen verwinkelte, steile und enge Gassen ab, in denen sich Bars, Restaurants und Cafés angesiedelt haben, die im Sommer durch ihre Kühle sicherlich zum Verweilen einladen. Jetzt sind sie geschlossen, aber bei 16 Grad ziehen wir einen der Sonnenplätze vor.

im Café

im Café

Nur wenig erinnert heute, wenn man durch Dubrovniks Straßen geht, an die bewegte jüngste Vergangenheit. Im Palast Sponza wird der Opfer des Krieges, in dessen Verlauf die Stadt von 1991 bis zum Jahr 1995 angegriffen und immer wieder bedroht wurde, gedacht. Eine Dokumentation schildert die Kriegsjahre und deren Auswirkungen auf Dubrovnik.

Die Altstadt von Dubrovnik ist einzigartig, aber sie spiegelt nicht das Alltagsleben der Einwohner wider. Das findet schon eher in den vorgelagerten Stadtteilen und am großen Hafen statt. Nicht zu verwechseln mit dem kleinen Sportboothafen, der direkt an der Altstadtmauer angesiedelt ist. Schwerlich kann man sich am Haupthafen der Stadt vorstellen, wie hier im Sommer die großen Kreuzfahrtschiffe einlaufen, um die Passagiere auszuspucken, die dann in ein paar Stunden das besuchenswerte Adria-Städtchen invadieren.

Blick von der Altstadt

Blick von der Altstadt

Wir hatten uns auch auf den Weg in Richtung Hafen gemacht. Aber unsere Motive waren andere. Wir hatten die schwache Hoffnung, dort ein nicht allzu touristisches Restaurant zu finden. Von den bunt bebilderten Speisekarten in acht verschiedenen Sprachen hatten wir zunächst die Nase voll. Als wir schon nicht mehr zu hoffen wagten, außer einem Pizza-Schnellimbiss noch fündig zu werden, stießen wir auf das Restaurant Porat, das im Hilton Dubrovnik auch ein Restaurant betreibt. Im Vergleich zum Vorabend war dies nun eine deutliche Qualitätssteigerung – sowohl geschmacklich wie auch optisch. Einmal mehr durften wir in diesem Restaurant feststellen, dass die Kroaten entweder ein gutes Englisch oder gar ein passables Deutsch sprechen. Generell überraschte die Zugewandtheit der Menschen sehr. Aus meiner Reiseleiterzeit Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre war ich noch ein anderes Verhalten, das wesentlich weniger gastorientiert war, gewohnt. Bei Tripadvisor und in unserem Reiseführer Dubrovnik war ein Restaurant besonders empfohlen, das sich Taj Mahal nennt und das wir an einem weiteren Abend ausprobieren wollten. Entgegen der Vermutung, dass es sich hierbei um indische Küche handeln könnte, wurde man mit Bosnischen Spezialitäten überrascht. Das Ambiente war stimmig – die Küche ok, aber uns konnte es keine solchen Lobeshymnen abringen, wie es die Bewertungsplattformen widerspiegelten. Kulinarisch konnte Dubrovnik nicht ganz überzeugen – vielleicht waren die besonderen Highlights aber tatsächlich um diese Jahreszeit alle geschlossen.

Nachdem wir ja für unseren Ausflug nach Kotor ein Auto gemietet hatten, wollten wir es auch an unserem Abflugtag noch ein wenig nutzen, um es dann am Flughafen abzugeben. Viele der Ausflugsziele, die im Sommer von Dubrovnik aus gerne aufgesucht werden, standen für uns nicht zur Diskussion, weil sie auf Inseln lagen, die im Winter nicht regelmäßig durch Fähren bedient wurden. Unser engagierter Hotelpage hatte uns das idyllische Cavtat empfohlen, dem wir aufgrund seiner Flughafennähe kurz vor unserem Abflug noch einen Besuch abstatteten. Ein wirkliches Kleinod im Sommer im Vergleich zum betriebsamen Dubrovnik. Auch um diese Jahreszeit konnte man aber bereits erkennen, was in dem kleinen Örtchen in der geschützten Bucht steckte. Bevor wir dort einen abschließenden Kaffee genossen, besuchten wir aber noch das Arboretum Trsteno, der einzige Baumpark an der kroatischen Küste und älteste Botanische Garten Europas. Auch wenn hier ebenfalls keine Saison war, so konnte man doch völlig ungestört durch den hübsch gestalteten Park flanieren, die Zitrusbäume bewundern, die exotischen Bäume studieren oder einfach nur die mystischen Brunnenanlagen betrachten.

Arboretum Trsteno

Arboretum Trsteno

Dubrovnik im Winter – Ruhe vor dem Sturm

Fünf Tage Dalmatien im Winter – es lohnt sich, wenn man nicht die Partyszene sucht, Touristenansammlungen meiden möchte und nur die „Perle an der Adria“ in ihrer annähernd ursprünglichen Art erleben möchte.

Palast Sponza

Palast Sponza

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