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IRAN

Imam Platz in Isfahan / Iran

Der Iran – seit ich denken kann, übte dieses Land eine unerklärbare Faszination auf mich aus. Im Frühjahr 2015 wurde der Traum, dieses Land zu bereisen, Wirklichkeit. Und nicht nur die Kultur, Architektur und Natur waren es, die die Reise zu einem einzigartigen Erlebnis werden ließen, sondern vor allem die offene Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Iraner beeindruckten tief und hinterließen nachhaltige Spuren.

Reiseroute Iran

Reiseroute Iran

28.-29.03.2015 – Teheran (Iran)

Wir sitzen gerade in der Lobby unseres Hotels und beschließen den heutigen Tag bei einem Drink – Wasser und wunderbare alkoholfreie Cocktails – und lesen mal so ein bisschen nach, was wir in der Stadt noch nicht gesehen haben. Wir sind schon nach 36 Stunden im Iran voller Eindrücke. Wir kommen gerade vom Essen zurück in einem kleinen Restaurant und Café, das als besonders angesagt bei der Teheraner Jugend gilt. Teheraner Szenegastronomie – ein Erlebnis.

Aber jetzt der Reihe nach. Nach zwei 3-Stunden-Flügen von Frankfurt nach Istanbul und dann weiter nach Teheran, kamen wir am Samstag in der Früh um fünf im Iran an. Im Flieger herrschte bei den Frauen kurz vor der Landung eine gewisse Betriebsamkeit, weil alle ja noch irgendwie ihr Kopftuch drapieren mussten. Für die Iranerin ist das eine leichte Übung. Für uns Touristinnen wird es schon kniffliger, vor allem wenn man in einem Flieger klemmt, bei dem jeder Kleinwüchsige schon ein Problem hätte, bequem zu sitzen. Also ausladende Bewegungen sind eher unangebracht, vor allem wenn ein iranischer Mann neben einem sitzt, mit dem es sich ja nicht schickt, gleich auf Körperkontakt zu gehen. Als das Tuch drauf und iranischer Boden betreten war, ging es zur Immigration, die völlig unkompliziert und schnell verlief und uns dabei außerdem schon das erste iranische Lächeln von dem Zollbeamten geschenkt wurde. Davon sollte sich Irans Lieblingsfeind USA mal eine Scheibe abschneiden.

Die nächsten beiden Stunden verliefen weniger positiv, da Kerstins und meine Taschen nicht in Teheran ankamen. Wo sie abgeblieben sind, wissen wir bis heute noch nicht. Trotz aller möglicher Recherchen und – Skype sei Dank – Anrufen in der Türkei, in Deutschland und zigmal am Flughafen in Teheran, gibt es bis heute noch keinen Hinweis auf den Verbleib des Gepäcks. Morgen starten wir noch einen Versuch am Flughafen und danach werden wir ohne Gepäck weiterreisen. Der erste Schock ist verdaut und schließlich gibt es Schlimmeres – wie wir ja alle seit letzter Woche wieder wissen – als eine verlorene Reisetasche, selbst wenn sie nie wieder auftauchen sollte, was wir inzwischen befürchten.

Beim Anstehen zum Geldwechseln am Flughafen haben wir dann erste Bekanntschaften gemacht und erstmals erfahren, wie sich die Menschen freuen, mit uns ins Gespräch zu kommen. Wir mussten nämlich eine halbe Stunde warten, bis der Schichtwechsel vollzogen war. Natürlich haben wir auch sofort Kontakt mit rührigen Sabah – Herrn Schachermayrs ehemaligem Assistenten – aufgenommen, der die nächsten beiden Wochen über uns wachen wird und jederzeit zur Verfügung steht, auch wenn er gerade nicht in Teheran weilt.

Nachdem wir dann gestern früh im Grand Hotel Ferdowsi in Teheran eincheckt hatten, ging’s gleich mal zu Fuß los auf Besichtigungstour. Erst war der große Bazar dran, allerdings waren aufgrund der Neujahrsferien viele Geschäfte geschlossen, dann stand der wunderschöne Golestan-Palast auf dem Programm und zum Schluss gab es noch einen Abstecher zum Stadtpark, wo die iranischen Familien fröhlich ihrer Lieblingsbeschäftigung frönten, nämlich picknicken. Wir residieren hier in Teheran sehr fürstlich und sehr zentral, was uns aber lange Taxifahrten erspart, denn der Verkehr ist ziemlich heftig. Alle sprechen zwar davon, dass aufgrund des persischen Neujahrfests die Stadt wie ausgestorben ist, aber Gott sei Dank müssen wir sie derzeit nicht erleben, wenn wirklich was los ist. Eine Straßenüberquerung ist schon jetzt eine Herausforderung für uns.

Golestan Palast

Golestan Palast in Teheran

Was wir bisher mit den Iranern erlebt haben, ist wirklich unglaublich. Gestern haben wir beim Überqueren der Straße eine Frau kennengelernt – wir sind in ihrem Windschatten drüber gespurtet – und schon hat sie uns unter ihre Fittiche genommen, uns zur U-Bahn begleitet, uns den Ticketschalter gezeigt und uns in die richtige Richtung geschickt – und das alles, obwohl sie kein Wort englisch sprach. Hätten wir allein auch alles geschafft – aber sicherlich erst zwei U-Bahnzüge später. Und so fuhren wir also erstmalig in unseren Leben in einem Frauenabteil Metro. Sehr angenehm – würde ich mir zur Plärrerzeit in Augsburgs Straßenbahnen auch wünschen. Aus der U-Bahn kommend, hat uns wieder ein junges Paar angesprochen, sich mit uns unterhalten, uns ein Restaurant vorgeschlagen, für uns telefoniert und schließlich vorgeschlagen, den Tag gemeinsam zu verbringen. Gott sei Dank hatte uns Sabah ja geraten, uns eine iranische Handynummer zuzulegen – seitdem sind wir hier bestens angebunden. Roban und ihr Mann hielten dann später auf der ganzen Reise noch eifrig Kontakt mit uns und wiesen sogar einen Freund in Teheran an, dass er sich, wenn sie wieder in ihren Studienort gereist waren, um uns annehmen sollte. Das Restaurant, das uns die beiden empfohlen hatten, vermittelte eine sehr angenehme Atmosphäre mit sehr modern wirkenden Gästen, die auch Wasserpfeife rauchten. Das Essen war typisch persisch, stylish und überhaupt nicht touristisch. Wir testeten schon mal ein paar persische Gerichte aus, Fisch, Abgoscht, Lammeintopf und Kebab. Abgoscht, ein Kartoffel-Lamm-Eintopf, wird nicht mein Lieblingsessen, aber es ergaben sich im Laufe der Reise schon noch einige Favoriten der persischen Küche, wenngleich das Essen in den Restaurants sehr fleischlastig ist.

Iranische Spezialitäten

Iranische Spezialitäten

Permanent wurden wir angesprochen, angelächelt, gefragt woher wir kommen und auch, was wir über den Iran denken. Unglaublich, wie nett und hilfsbereit alle waren. So haben wir dann heute auch Rita kennengelernt, die in den 70er Jahren in Mainz war und PDA gelernt hatte. Sie hatte uns auf der Straße reden hören und dann auf Deutsch willkommen geheißen. Genau wie wir, wollte sie ins Juwelenmuseum mit ihrer Freundin und sie beschloss daher, uns einfach mitzunehmen. Das Juwelenmuseum war ein Schatzkästchen mit unglaublichen Werten und dem legendären Pfauenthron der persischen Schahs. Die bedeutendsten weiteren Kunstschätze stellten ein Globus aus Edelsteinen und der zweitgrößte Edelstein der Welt mit 182 Karat dar. Lange Schlangen hatten sich vor dem Museum aufgrund der Feiertage gebildet, aber das Anstehen hatte sich gelohnt, da die Ausstellung wirklich sehr sehenswert ist. Nach dem Museum verabschiedeten wir uns von Rita und machten uns auf den Weg zu unserem Hotel. Dort hatten wir Kaffee in der Kaffeebar des Hotels, die sehr stylish war und in der man für Service und Rechnung zwei unterschiedliche Klingeln hatte, um das Personal an den Tisch zu rufen. Fürs Abendessen entschlossen wir uns das Café Romance aufzusuchen, das bei den jungen Leuten in Teheran sehr angesagt ist – freakig und ein bisschen alternativ mit Illis Kaffee und Starbucks Werbung. Das Ambiente war richtig nett, aber die Gerichte auf der Karte waren fast alle aus. Was wir gegessen hatten, war allerdings ok. Wie immer gab es alkoholfreies Bier dazu. Und erneut waren es die Stimmung und wieder einmal die Begegnungen mit den Leuten, die uns begeisterten. Wir wurden z.B. von einer jungen Frau, die einen Onkel in Schweden hatte angesprochen und wohl alle vier erstmalig in unserem Leben für Schwedinnen gehalten.

Resümee nach zwei Tagen Iran: Niemals würde man den Eindruck haben, wenn man keine Vorkenntnis hätte, dass dieses Volk hier leidet und dass es solche Reglementierungen für das Miteinander von Mann und Frau gibt. Die jungen Frauen sind mit ihren Kopftüchern so schön und so sexy, dass man ständig hinschauen muss. Die Kopftücher sind so weit nach hinten gerutscht und die Mäntel kurz und tailliert, dass es für die Sittenpolizei des Iran eine einzige Provokation sein muss.

Unser Besichtigungsprogramm war an unserem zweiten Teherantag ein wenig gekürzt worden, da die Taschenaktion viel Recherchezeit kostete, aber am Nachmittag haben wir beschlossen, jetzt die Dinge so zu nehmen, wie sie sind und haben uns auf dem Bazar mit T-Shirts, Socken und Unterhosen eingekleidet. Dabei haben wir wohl eine Premiere gestartet, da wir in einem iranischen Unterwäschegeschäft einen Mann dazu gebracht hatten, uns seine Damen-Slip-Kollektion zu zeigen… Wir waren in der Einkaufsstraße die Sensation, wurden zum Essen eingeladen, fachmännisch beraten etc. und das alles fast ohne ein Wort der gegenseitigen Sprachkenntnisse. Kann ja leider meinen derzeitigen Wortschatz von fünf Worten nicht erheblich verbessern, da mein Farsi-Führer im Gepäck ist… Wie 1000 andere Dinge auch.

Interessant ist wirklich, wie schnell man sich an das Outfit gewöhnen kann. Bin ich gestern noch aus Versehen zwischen unseren zwei Zimmern im Hotel ohne Kopftuch hin- und her gerannt, so tragen wir es heute schon mit einer totalen Selbstverständlichkeit.

Unsere kleine „Reisegruppe“ funktioniert gut – wenn man mal die Stresssituationen der letzten 36 Stunden betrachtet, sind wir wohl durchs Gröbste durch. Eine Nacht ohne Schlaf, dann Gepäckverlust und heute Shopping-Tour fürs Nötigste – da stehen vier Frauen schon vor einer großen Herausforderung. Wir haben beschlossen, das Ganze als Teambuilding-Maßnahme zu deklarieren. Und es hat funktioniert.

30.4.2015 – Kashan

Bevor wir nach Kashan aufbrachen, machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Flughafen, obwohl wir noch keine Information bezüglich des Gepäcks hatten. Die Fahrt war aber leider vergebens. Das Gepäck war nicht auffindbar, nirgendwo getrackt. So langsam schwand die Hoffnung, dass die Taschen überhaupt jemals wieder auftauchen. Das Überlegen, was da alles drin war und welchen Wert es besitzt, hat uns schon eine fast schlaflose Nacht gekostet. Allerdings hatten wir einen ausgesprochen netten Taxifahrer, einen alten Herrn, der ehemals Lehrer war, und jetzt sich so sein Geld verdiente. Obwohl er kaum ein Wort Englisch sprach, hatten wir eine ausgesprochen nette Konversation im Auto und Ulrike verlor ihr Herz an ihn. Beim Ranking aller Taxifahrer während unseres Iran-Aufenthalts rangierte er ganz oben.

Aber auch am Flughafen sind wir wieder auf ungeheuerliche Hilfsbereitschaft gestoßen: Ein Mitarbeiter des Flughafens, der uns vor der verschlossenen Tür der Gepäckermittlungsstelle fand, hat uns die nächsten 10 Minuten im Sauseschritt durch den Flughafen, vorbei an Polizei und Kontrolle, geschleust, um uns zu den Kofferaufbewahrungsstellen zu lotsen. Ein paar Minuten später haben sich drei Taxifahrer unser angenommen, um zu diskutieren, wie wir am schnellsten nach Kashan weiterreisen könnten. Am Busbahnhof rannte uns schon ein Mitarbeiter von der Busgesellschaft entgegen, brachte uns zum Ticketschalter, setzte uns in den richtigen Bus und fünf Minuten nach dem Eintreffen am Busbahnhof ging es dann auch schon los in Richtung Kashan. In diesem Land kann kein Tourist verloren gehen! Der Hammer kam aber dann noch in Kashan, wo uns der Busfahrer einem netten Taxifahrer übergab, der uns später mitteilte, dass ihm der Fahrer 50.000 Rial in die Hand gedrückt hätte, damit er uns sicher zu unserem Hotel bringt. Sowas hab ich mein Leben lang noch nicht erlebt. Abgesehen davon, hat der Taxifahrer dann nochmal den Bus verfolgt, weil Kerstin ihren Mantel im Bus hatte liegen lassen. Da der Gepäckschwund langsam so nicht mehr auszugleichen gewesen wäre, hat er das einfach so für uns erledigt.

Während der dreieinhalb Stunden Busfahrt von Teheran nach Kashan wurden wir übrigens von den Mitreisenden mit Obst gefüttert und wir verteilten großzügig unsere Nüsschen und Trockenobst. Mein junger Sitznachbar Mohammed fasste sich schließlich nach zwei Stunden auch ein Herz, nachdem er sich zuvor stundenlang Notizen auf Englisch gemacht und in seinem Handy mit Hilfe vom Übersetzungstool recherchiert hatte, was er mich alles fragen wollte, und sprach mich an. Wichtigste Frage ist immer, ob uns der Iran gefällt, was wir von ihrer Regierung halten und dass die US-Regierung recht hat in allen Belangen. Zufälligerweise arbeitete er am Teheraner Flughafen und telefonierte auch gleich noch mal in unserer Angelegenheit. Inzwischen suchte wohl der halbe Iran unser Gepäck.

Ehsan House in Kashan

Ehsan House in Kashan

Das Hotel Eshanhouse war eine große Überraschung – fast ein Märchen aus 1001 Nacht. Es hatte einen wunderschönen Innenhof mit Restaurant und sehr nette Gastgeber. Die Zimmer waren einfach, aber mit viel Atmosphäre. Ulrike und ich mussten eine steile Treppe überwinden, um in unser Quartier zu gelangen. Für mich kein Problem, da ich ja glücklicherweise nur noch mit einem kleinen Rucksack reise…

Als wir in Kashan dann auf Besichtigungstour waren, kamen wir nur zögerlich voran, weil wir überall angesprochen, willkommen geheißen wurden und sich so viele Menschen mit uns unterhalten wollten. Sogar ein Mullah, der uns durch die hiesige Moschee führte, und uns in allerbestem Englisch – das er sich durchs Fernsehen angeeignet hatte – ausgezeichnete Informationen vermittelte, nachdem wir uns ein paar bodenlange Vorhänge umhängen mussten, wollte uns zu einer Tasse Tee einladen. Das ging sich aber bei uns nicht mehr aus, weil wir mit diesen Chadors über unseren eigenen Kopftüchern so überfordert waren und die eine der anderen immer drauftrat, wir außerdem unter der Kunstfaser fürchterlich schwitzten und eh alle schon völlig panisch waren, dass irgendwas auf dem Kopf verrutscht. Da Ulrike einen andersfarbigen Umhang umhatte, sahen wir aus, wie Maria und die Heiligen Drei Könige – ein herrliches Bild.

Nach unserem Spaziergang zu den traditionellen Bürgerhäusern mit Besichtigung eines Patrizierhauses und der Moschee gings dann nochmal auf den Bazar, der als der schönste im Iran gilt: Wunderschöne Gewölbe in den engen Gassen und irgendwann dann eine traumhafte ehemalige Karawanserei im Innern des Basars. Bei dem Bummel sah man deutlich, dass sich das Bild der Frauen nun – abseits von Teheran – doch sehr veränderte. Mit wenigen Ausnahmen trugen die Frauen nun alle Chador, den sie ständig mit den Händen zusammenhalten müssen. Nie haben sie dadurch alle beiden Hände frei. Manche halten daher den Chador mit den Zähnen zusammen. Aber egal ob die Frauen Chador tragen oder gewagter angezogen sind, die Iranerinnen sind unglaublich schön. Man muss sie einfach immer nur anschauen. Außerdem besuchten wir im Basar eine Teestube, in der wir allerdings keinen Tee tranken. Der Besitzer überreichte uns aber ganz stolz die Visitenkarte des deutschen Botschafters im Iran, der offensichtlich einmal bei ihm war und jetzt sein bester Freund war. Die abgegriffene Visitenkarte zeugte jedenfalls davon, dass er sie schon vielen deutschen Touristen gezeigt hatte. Außerdem besuchten wir noch die Medrese Ye Zoltanyi und verbrachten Zeit im Basar mit der Suche nach den Treppen aufs Dach. Nach einem kurzen Irrlauf durch den Basar, entschieden wir, ein Taxi zum Hotel zu nehmen, allerdings verfuhr sich auch der Taxifahrer. Da unser Hotel einen sehr netten Sitzbereich außen hatte und Abendessen in einer Art Selfservice anbot, entschieden wir uns, diese Gelegenheit wahr zu nehmen und hatten ausgezeichnetes Auberginenmus und Hackfleischbällchen zum Abendessen in dem idyllischen Innenbereich des traditionellen Hotels. Zum Entspannen konnte man auch auf Diwanen sitzen, den Fischen zuschauen oder einfach nur die Blumen und Pflanzen betrachten, die den traumhaften Innenbereich schmückten.

Bazar in Kashan

Bazar in Kashan

31.03.2015 – Kashan – Abyane – Isfahan

Mehdi, unser Taxifahrer vom Vortag hat uns davon überzeugt, dass er uns noch ein bisschen die Umgebung von Kashan zeigen sollte. Und so fuhren wir mit seinem schon sehr in die Jahre gekommenen Taxi zunächst zu den Fin-Gärten und dann weiter durch das Karkas-Massiv in das Bergdorf Abyane.

Abyane

Bergdorf Abyane

Eine unglaublich bizarre Landschaft und ein malerischer Ort mit Lehmziegelhäusern erwartete uns und mit uns eine große Menge an iranischen Touristen, die an den freien Tagen von Nowruz gerne Ausflüge machten. Die Bewohnerinnen tragen hier keine Chadors, sondern große Kopftücher mit Rosenmotiven und die Männer Hosen mit weitem Schlag. Mehdi zeigte uns einen schönen Aussichtsberg, von wo aus man den Ort gut einsehen konnte. In der Tat waren sehr viele iranische Touristen dort, aber das Dorf ist wirklich sehenswert. Von Abyane wurden wir durch eine faszinierende Landschaft nach Natanz gebracht. Auf dem Weg dorthin befindet sich auch die umstrittene Nuklearanlage, die aber von außen nicht sichtbar ist und selbstverständlich ist es auch verboten, an dieser Stelle zu fotografieren. In Natanz haben wir noch die wunderschöne Freitagsmoschee mit eleganten Fliesenpartien und Schriftbändern besucht. Mehdi brachte uns an die Bushaltestelle in Natanz, wo wir auf den normalen Bus nach Isfahan warteten. Als der Bus kam, brach zunächst bei uns Verwunderung aus, weil uns dann erst auffiel, dass wir gar kein Ticket bekommen hatten. Aber wir sind ja schließlich im Iran. Der Ticketverkäufer brachte uns persönlich zum Bus, machte mit dem Fahrer alles klar, setzte dann kurzerhand ein paar junge Männer im Bus um und schuf somit zwei freie Sitzreihen für uns. Los ging nun die Fahrt durch erneut sehr karge, aber beeindruckende Landschaft nach Isfahan.

Imam-Platz in Isfahan

Imam-Platz in Isfahan

Für mich war es ein ganz alter Lebenstraum, diese Stadt, die einst die blühendste Stadt an der Seidenstraße war, endlich in Natura zu erleben. Auch hier in Isfahan hatten wir uns wieder in einem traditionellen Guesthouse untergebracht, das einen bezaubernden Innenhof hat. Zunächst schien es hier eine gute Botschaft für uns zu geben, denn die junge Rezeptionistin im Hotel, die ich gebeten hatte, nochmal am Flughafen anzurufen, erzählte uns, dass unsere Taschen inzwischen in Kalifornien gelandet wären, jetzt wieder zurück nach Istanbul geschickt worden waren und dort aufgrund des Osterbetriebs erstmals hängen geblieben wären. Sie würden nun auf dem Weg nach Teheran sein. Leider hielt die Euphorie über diese Botschaft nicht besonders lange an, da sich beim nächsten Anruf dort herausstellte, dass diese Information nicht bestätigt werden konnte und weiterhin niemand etwas über den Verbleib unseres Gepäcks wusste…

Der Imam-Platz in Isfahan ist einfach der Wahnsinn. Der zweitgrößte und schönste Platz nicht nur des Iran, sondern der Welt – diese Bezeichnung ist sicherlich nicht übertrieben. Über einen halben Kilometer ist er lang. Bei unserer ersten Erkundung kamen wir mal wieder kaum voran: Begrüßungen, Fragen, willkommen heißen – langsam wussten wir ja, wie das vor sich geht. Aber es haut einfach um! Genauso wie die Schönheit dieser Stadt. Trotz des frostigen Windes, der am Abend aufkam, blieben wir noch einige Zeit, da das Abendlicht fantastisch war. Als wir uns dann auf die Suche nach einem Restaurant machten, wurde uns natürlich auch wieder hilfreich einiges empfohlen. Eines davon war auch in unseren Reiseführern erwähnt und wurde dort als besonders traditionell beschrieben. Da wir den Weg nicht auf Anhieb fanden, fragten wir eine Dame auf der Straße. Obwohl sie natürlich kein Englisch sprach und wir wieder Körpersprache einsetzen mussten, beauftragte sie kurzerhand ihren Kollegen, uns mit seinem Auto, das unmittelbar an der Straße geparkt war, zu dem Restaurant zu fahren. Unglaublich – wir kannten den Mann 10 Sekunden und er uns auch… Das Restaurant war eine gute Adresse für die feine Isfahaner Gesellschaft und so hatten wir den ganzen Abend was zum Gucken: Gutes Essen, elegante Iraner, professionelle Kellner und ein wunderschönes Ambiente mit Glasfenstern. Wir waren nicht ganz so fein wie die Iraner, was selbstverständlich ausschließlich auf unsere reduzierte Kleiderauswahl aufgrund des Schwunds von 50% zurückzuführen war. Diese Frauen hier kann auch kein Kopftuch entstellen. Apropos Kopftuch – wir haben uns total daran gewöhnt. Kein Runterreißen mehr sobald man im Zimmer ist, kein Vergessen mehr – gut, das Zupfen und Ziehen, damit es nicht verrutscht, bleibt, aber ansonsten hat es nur Vorteile: Es wärmt beim Wind am Abend, hält die Haare glatt, schützt gegen die Sonne und deckt den grauen Haaransatz ab.

Tja, wir sehen inzwischen in allem das Gute – bei so viel Freundlichkeit, die uns entgegenschlägt. Heute haben wir schon festgestellt, wie viel Geld wir uns sparen, wenn wir nur noch zwei Gepäckstücke transportieren müssen. Da die Taxifahrer im Iran alle mit Gastanks im Kofferraum fahren, bringen wir schon kaum eine Reisetasche unter. Was hätten wir also mit vier gemacht?

Die Stimmung ist gut, das Wetter hervorragend und unser Damenausflug ist hier im Iran schon etwas Ungewöhnliches. Klar gibt es Touristen. Noch nicht die große Menge, aber doch schon die eine oder andere Reisegruppe. Es gibt auch einige Individualtouristen. Aber dass sich vier Frauen ohne organisierte Reisegruppe im Iran tummeln, das begeistert die Iraner doch sehr.

Bekhradi-House in Isfahan

Bekhradi-House in Isfahan

Das Bekhradi-Haus, in dem wir drei Nächte in Isfahan verbrachten, war ebenfalls ein traditionelles Haus. Aber es war etwas gediegener als unser Hotel in Kashan. Der Besitzer war ein älterer, sehr gepflegter Herr und so war auch sein Hotel – aber wunderschön. Im Bazar hatten wir noch den Teppichhändlerenkel getroffen, dessen Opa im Reiseführer erwähnt war. Er sprach super deutsch und lebte im Breisgau. Carina kaufte dort eine Tischdecke und bekam mit Kerstin eine sehr eindrucksvolle Einführung in die Handwerkskunst des Tischdeckendrucks. Da am Abend immer noch keine Neuigkeit von unseren Koffern vorlag, schien es langsam an der Zeit, Farima von Gashttour einzuschalten. Da sie in Bezug auf viele Auskünfte vor unserer Reise und auch bei der Flugbuchung von Shiraz nach Teheran ausgesprochen verbindlich und zuverlässig vorgegangen war, schien sie uns die richtige Person, die sich auch mit dem nötigen Ernst und der angemessenen Dringlichkeit auf Farsi mit dem Flughafen bezüglich News auseinander setzen konnte. Da aufgrund der bereits mit ihr gemachten Erfahrungen zu erwarten war, dass sie sich umgehend drum kümmern würde, war allein das Mailschreiben an sie schon beruhigend.

01.04.2015 – Isfahan

Zunächst stand die Besichtigung der Freitagsmoschee Masdjed e Djameh auf dem Programm, wo Ulrike die Bekanntschaft des Iraners Hardi machte, der Couchsurfing anbietet.

Masdjed e Djameh

Masdjed e Djameh in Isfahan

Mit ihm haben wir eine Iranerin und einen Luxemburger kennengelernt, die die Stadt von Hardi gezeigt bekamen. Das Mädel war zuvor Host des Luxemburgers, der in ihrer Wohnung in Teheran übernachtet hatte. Die drei versuchten sich noch zwei weitere Tage mit uns zu verabreden, aber irgendwie klappte es nie so richtig. Danach marschierten wir auf den Imam-Platz und aßen zum ersten Mal iranisches Eis. Ulrike testete eine iranische Spezialität, die aus Shiraz stammt: Weizenextrakt geeist, in Nudelform mit Zitronensaft. Erfrischend, aber gewöhnungsbedürftig, vor allem wenn man wie wir, zunächst davon ausgeht, dass es wie Spaghetti-Eis schmeckt. Danach besichtigten wir die beiden Moscheen Lotfollah, die uns ganz besonders beeindruckt hat, die Jame Abassi Moschee und den Ali-Quapu-Palast. Beide Moscheen waren eine Offenbarung der islamischen Architektur, auch wenn am Nachmittag das Licht an der Jame Abassi Moschee nicht mehr optimal war. Dafür war der Ausblick vom Palast umso schöner. Der Blick war überwältigend. Hier wurden wir von einer Iranerin angesprochen, die auch allein reiste und uns bereits in der Moschee in Kashan gesehen hatte – wir waren in Chadors auch unverkennbar. Mit ihr machten wir noch einen kleinen Einkaufsbummel durch die Geschäfte in den Arkaden vor der Moschee und wir kleideten uns alle mindestens mit Schals, aber auch mit Kleidern neu ein. Nach der Jame Abassi Moschee wurden Ulrike und ich von einer Sittenwächterin angesprochen, da wir aber sittsamer gekleidet waren als alle Iranerinnen zusammen, gingen wir davon aus, dass sie sich nur lobend über unser tugendhaftes Outfit äußern wollte. Verstanden haben wir es eh nicht, was sie von uns wollte. Auf dem Weg zu einer Teestube machten wir wieder eine sehr nette Bekanntschaft mit einer ganzen Familie, die uns sofort unter die Fittiche nahm und gemeinsam den Weg zur Teestube mit uns unternahm. Leider war die Teestube umgezogen und wir orientierten uns um und besuchten einen kleinen Coffeeshop im Bazar. Bevor wir uns auf dem Heimweg machten, ließen wir uns von den sehr netten Betreibern des Coffeeshops noch ein Restaurant für den Abend empfehlen. Auf dem Rückweg kauften wir Nüsschen und Trockenobst für den kommenden Picknicktag. Witzigerweise wurde ich von einem alten Iraner dann auf italienisch angesprochen, der mir erzählte, dass er viele Jahre in Rom gelebt hatte. Die Mädels im Hotel, die sich übrigens sehr engagiert um unser Gepäck kümmerten – leider war auch an diesem Tag die Information, dass es in Kalifornien gefunden wurde und nun auf dem Weg nach Teheran wäre, eine Ente – riefen uns ein Taxi in das empfohlene Restaurant. Eines der Mädels hatte sich wohl gerade einer Nasen-OP unterzogen, denn sie trug ein Pflaster auf der Nase, was ja manchmal auch nur den Eindruck einer OP vermitteln soll. Nasen-OPs sind einfach der letzte Schrei im Iran – dabei sind sie ja auch mit ihrer klassischen Nase alle wunderschön, viel schöner als mit operierten Stupsnasen. Unser Taxifahrer kutschierte uns durch die Innenstadt auf die andere Seite vom Fluss und wir konnten an dem Abend schon einen Eindruck von der Beleuchtung der Stadt bei Nacht gewinnen. Das Restaurant Khan Sara war – wie fast alle anderen Restaurants auch – im Keller eines Gebäudes untergebracht. Da wir wieder früh dran waren, nahm sich der alte Besitzer des Lokals Zeit für uns und wieder gelang die Bestellung ohne große Sprachkenntnisse. Das Kebab-Essen war ausgesprochen wohlschmeckend, vor allem die Lammcarrées. Zum ersten Mal durften wir uns am leckeren, fast deutschen, Salatbuffet erfreuen und bevor wir fertig waren, wartete schon unser Taxifahrer Achmad auf uns – eigentlich hatten wir ausgemacht, dass wir ihn anrufen wollten, wenn wir fertig wären, aber die Sorge um uns trieb ihn dann doch viel früher ins Lokal. Wer braucht aber auch schon mehr als eine Stunde fürs Abendessen im Restaurant? Sicher kein Iraner.. Er brachte uns noch zu den beleuchteten Brücken und ließ uns an der Si-o Se Pol aussteigen, wo an dem Abend noch viele junge Leute und Jugendliche unterwegs waren. Hier trafen wir auf einen Fotografen, der uns zeigte, wie man an ein iPhone ein Objektiv befestigt. Wir hatten auf der Rückfahrt im Taxi unglaublich viel Spaß, weil Carina eine lebhafte Diskussion mit unserem Fahrer Achmad führte. Keiner verstand den anderen, aber immerhin hatten wir auf der Rückbank viel zu lachen. Mit ihm wurde vereinbart, uns am nächsten Tag wieder abzuholen. Die zeitliche Absprache erwies sich als nicht ganz unproblematisch.

02.04.2015 – Isfahan

Am Morgen warteten wir vergebens auf Achmad. Offensichtlich hatte die Zeitabsprache nicht ganz funktioniert. Daher gingen wir zu Fuß zum Mausoleum Harun al-Velayat in den Gassen vom Bazar, der aber geschlossen war, weil an diesem Tag das Ende des Neujahrfests war und der Picknickday, bzw. Day of nature stattfand. Nach einer kurzen Besichtigung holte uns Achmad, der uns nun wieder gefunden hatte, dort ab und brachte uns zur Pol-e Khadjou, wo sich halb Isfahan zum Picknick versammelt hatte. Es herrschte eine völlig lebhafte betriebsame Atmosphäre.

Jung und alt tummelte sich auf den Stufen, kneippte durchs Flusswasser oder saß auf den Gartenflächen am Ufer des Flusses. Nachdem Kerstin und Ulrike sich ein Buch in der kleinen Buchhandlung an der Brücke gekauft hatten und wir uns ebenfalls bei den Iranern auf der Treppe niedergelassen hatten, kam ganz aufgeregt der Shopverkäufer auf uns zugerannt und redete aufgeregt auf uns ein. Nach ein paar Augenblicken stellte sich heraus, dass wir zu viel bezahlt hatten. Pro Buch war es etwa ein Euro, den er uns jetzt unbedingt zurück geben wollte. Wir genossen auf den Stufen inmitten all der ausgelassenen Iraner noch ein bisschen die Feiertagsstimmung, aßen Nüsschen und Trockenobst und posten auf Wunsch mit jeder Menge netter Iraner für ihre Nowruz-Fest. Nach einem Bummel entlang des Flusses Zeyandrehrud, vorbei an grillenden und picknickenden Familien, schnappten wir uns, nachdem wir die nächste Brücke Pol-e Choubi erreicht hatten, ein Taxi und ließen uns zum armenischen Viertel fahren, um dort die armenische Vank-Kathedrale zu besichtigten. Leider war die Kirche geschlossen, aber ein netter junger Mann, der an der Ecke sein Teppichgeschäft hatte, bot uns an, vom Dach des benachbarten Parkhauses einen Blick auf die Kathedrale zu werfen. Im Gegenzug dazu, besuchten wir seinen Laden, wo er uns ziemlich interessante Einblicke in die Kunst des Teppichknüpfens sowie in die Historie der einzelnen Muster gab. Carina kaufte sich einen kleinen Teppich und wir ließen uns von einem Taxifahrer zum 5-Sterne Hotel Abbasi fahren, das als schönstes Hotel des Irans gilt. In dem wunderschönen Garten genossen wir einen Tee und Kuchen in der Sonne. Anschließend besuchten wir die Medrese-ye-Chahar Bagh, die von den Einnahmen des Hotels gesponsert wird. Danach ging es in den Hasht Behesht-Park (Nachtigallengarten genannt), wurden immer wieder willkommen geheißen, beobachteten federballspielende Mädchen und wurdenschließlich von einer iranischen Familie wieder auf den rechten Weg gebracht, als wir kurz die Richtung verloren. Am späten Nachmittag, bei schönem Licht, streiften wir noch einmal über den Imam-Platz, bekamen einen Apfel von einem jungen Paar geschenkt und ließen uns dann wieder ins Armenierviertel zum Abendessen fahren. Leider war das Lokal, wo wir essen wollten geschlossen, aber der nette Hotelier von nebenan empfahl uns ein anderes, wo wir ähnlich wie am Vorabend recht nett saßen und Kebab aßen (moni house). Der Taxifahrer, der uns dann an dem Hotel Jolfa besorgt wurde, war sonderbar. Leider konnten wir so gar nicht verstehen, was er uns mitteilen wollte, nachdem er uns Fotos auf seinem Handy von seiner Tochter gezeigt hatte. Allerdings schien sie krank und er sehr besorgt darüber. Auf dem Rückweg verfuhr er sich und wir landeten schließlich in den engen Gassen vor einem Hotel, wo er den Weg nachfragen wollte. Zu unserer völligen Überraschung kamen der Hotelier und unsere Zufallsbekanntschaft aus Kashan und von der Palastterrasse aus dem Haus. Sie baten uns hinein und der Hotelier, ein Selbstdarsteller von Gottes Gnaden, zeigte uns sein brandneues, völlig geschmackloses Hotel. Laut beider Aussage wollte er die Teheranerin für seine Investitionen gewinnen. Ein sonderbarer Zufall, dass wir diese Frau ein drittes Mal trafen… Während des ganzen Abends saß der Taxifahrer am Boden zerstört bei uns, obwohl wir ihn mehrfach baten, doch zu fahren, da wir das letzte Stück auch zu Fuß zurücklegen konnten. Die Stimmung war mehr als sonderbar. Letztendlich brachte er uns dann zu unserem Hotel, aber zurück blieb ein eigenartiger Eindruck von diesen letzten Stunden.

03.04.2015 – Nain

Am nächsten Morgen kam Mahmut zu uns ins Hotel Bekhradi House, um uns abzuholen. Er war absolut pünktlich und machte abgesehen von seinem Körpergeruch einen sehr aufgeweckten Eindruck. Aber schon bei der Begrüßung fiel auf, dass er ein religiöser Mann war. Interessiert schaute er sich unser Hotel an und verstaute unser Gepäck im Wagen. Einmal mehr waren wir froh, dass wir mit kleinem Gepäck reisten, denn nur mit Mühe und Not verstaute er die verbliebenen Taschen in seinem Kofferraum des Saba. Schnell merkten wir, dass er nicht nur ein ausgezeichnetes Englisch sprach, das er sich im Selbststudium beigebracht hatte, sondern, dass wir hier an Mister 1000 Volt geraten waren. Obwohl er sich bei der Fahrt aus Isfahan heraus ziemlich konzentrieren musste, plauderte er ununterbrochen und gab uns tiefe Einblicke in Kultur und Leben der Iraner und des gläubigen Moslems. Daran sollte sich auch bis zum Ende des zweiten Tages mit ihm nichts ändern. Auf dem Weg nach Nain besuchten wir zunächst ein wunderschönes altes traditionelles Haus, das leer stand und einem Arzt in Teheran und dessen Bruder in Amerika gehörte.

Säulen in einem Privathaus

Säulen in einem Privathaus

Die Verwalter, die Mahmut durch Zufall bei seiner Ausstellung kennengelernt hatte, zeigten uns das ganze Anwesen, das wir im Geiste schon zu einem wunderbaren traditionellen Haus umgestalteten. Auf dem weiteren Weg besichtigten wir eine neu renovierte Karawanserei Khoopa-Hotel, die heute als Hotel fungierte und schön gestaltet war. Danach ging es weiter zu seinem Freund, der gerade ein Hotel mit ein paar Zimmern baute und auch in unseren Reiseführern als sehr aufgeschlossener Host empfohlen wurde www.deserthome.ir. Gegen 15.00 Uhr erreichten wir Nain, wo wir zunächst eine Pause in unserem Hotel Tourist Inn einlegten. Das Haus überraschte uns, da es staatlich war, aber ziemlich nett und traditionell eingerichtet war. Unsere Zimmer reichten über zwei Etagen. Nur das Personal war etwas eigenartig und so ganz anders, als wir es von den Iranern bisher gewohnt waren. Pünktlich um 16.00 Uhr holte uns Mahmut ab und er hatte noch ein gewaltiges Programm für den Tag vorgesehen. Auch als Nichtkenner der örtlichen Verhältnisse war ziemlich schnell klar, dass wir das Programm nie einhalten konnten. Mahmut sah das ein bisschen anders. Zunächst besuchten wir also die örtliche Moschee aus dem 10. Jahrhundert, danach ging es ins ethnologische Museum und anschließend stellte uns Mahmut eine Erfrischungsspezialität, nämlich Karottensaft mit Soft-Vanilleeis vor. Danach fuhren wir ein Stück außerhalb der Stadt, aufs Feld. Hier hatten wir einen herrlichen Blick auf ein paar Berge. Besonders schön waren aber die Pistazienbäume, die überall standen.

Pistazienbaum bei Nain

Pistazienbaum bei Nain

Ein besonders prächtiges Exemplar bot eine wunderbare Fotokulisse. Auch die Weizenfelder wirkten malerisch, vor allem, wenn eine Chador-Frau durch die Auen lief. Inzwischen hatten wir unseren Zeitplan mindestens drei Mal revidiert und trotz der späteren Stunde schien Mahmuts Energie noch keinesfalls erschöpft. Als nächstes besuchten wir das Wahrzeichen von Nain, die alte zerfallen Festung von Mohamadigeh und danach stand ein Besuch bei den Webern in den Höhlen der Stadt an. Einige von ihnen arbeiteten noch aktiv, aber wohl mehr für die Touristen. Danach ging es zum Friedhof von Nain und hinab zu der unterirdischen Mühle, die bis vor 50 Jahren noch in Betrieb war. Die besichtigten wir nun bei Dunkelheit, da es längst Nacht geworden war. Aber da es ja unterirdisch eh dunkel war, schien das für Mahmut genau der richtige Programmpunkt, den man auch zu nächtlicher Stunde noch absolvieren konnte. Anschließend lud uns Mahmut zu sich nach Hause ein, wo wir nicht nur eine traditionelle Wohnung ohne Möbel kennenlernten, sondern auch seine hübsche Frau und seine noch viel süßere Tochter. Nachdem wir eine Tasse Tee zusammen getrunkenen hatten, zeigte uns seine Frau, wo und wie sie Teppiche knüpfte. Dieser Beschäftigung ging sie wie so viele Frauen in Nain, und auch ihre Mutter, ihre Schwester und ihre Schwiegermutter, hauptsächlich deswegen nach, damit sie gesetzlich versichert werden konnte und einen Rentenanspruch hatte. Dazu legte sie aber einen Chador an, damit wir auch Fotos machen konnten. Plötzlich wirkte sie völlig anders und viel weniger attraktiv. Da es in Nain wohl nur ein Restaurant gab, brachte uns Mahmut noch in das Lokal, regelte alles für uns und verabschiedete sich dann. Wir waren ziemlich erledigt – nicht zuletzt von seinem Aktionismus, der bis in die Abendstunden ungebremst schien. An diesem Abend gab’s für uns alle Abgoscht, den typischen Eintopf der Iraner, der mit Fleisch, Kartoffel und Gemüse zubereitet, abgeschöpft und dann mit dem Mörser zerstampft und getrennt gegessen wird. Wie immer fielen wir am späteren Abend in Tiefschlaf, nachdem wir zu Fuß zum Hotel marschiert waren und noch in einem Drugstore endlich die restlichen Kosmetikartikel erstanden hatten.

Landschaft bei Nain

04.04.2015 – Nain – Chak-Chak – Yadz

Das Frühstück am nächsten Morgen war nicht ganz so opulent, wie wir es andernorts schon genossen hatten und pünktlich um 9.00 Uhr stand Mahmut bereit, um uns abzuholen. Wir hatten mit ihm vereinbart, dass wir gerne gegen 14 Uhr in Yadz sein wollten, aber irgendwie war schon von Anfang an klar, dass wir das bei Mahmuts Zeitgestaltung und seiner grenzenlosen diesbezüglichen Flexibilität wohl nicht schaffen würden. War aber nicht so schlimm, da wir überraschenderweise an diesem Morgen festgestellt hatten, dass wir nicht nur eine, sondern zwei Nächte in Yadz übernachten würden. Zunächst besuchten wir Mahmuts Fotoausstellung, die nicht nur Fotos vom Iran, die er dann zu Postkarten verarbeitete, zeigte, sondern auch Fotos aus aller Welt, die den Iranern die Welt näher bringen sollten. Danach verließen wir Nain und machten uns auf in Richtung Yadz. Unterwegs besichtigten wir zunächst das kleine Lehmdorf  Arkan, in dem uns das System der Windtürme und eines Wasserreservoirs erklärt wurde. Auf unserem Spaziergang durch die engen Gassen, die durch die Altstadt führten, stießen wir auf einen Bäcker, der das superleckere iranische Brot ganz frisch herstellte.

Arkan

Lehmdächer von Arkan

Er wollte uns unbedingt den Blick von einem Dach über die Altstadt zeigen, schenkte uns sein frisch gebackenes Brot und zwischendurch hielten wir Schwätzchen mit seinem alten Kumpel und den restlichen Freunden, die ankamen, um auch die deutschen Frauen zu inspizieren. Wieder einmal eine unglaublich erfrischende Episode. Danach ging’s wieder weiter im Auto nach Chak-Chak. Die Landschaft veränderte sich auf eine faszinierende Weise. Die nächsten Kilometer führten durch eine sehr bizarre Wüstenlandschaft, die uns immer weiter in eine Mondlandschaft hineinführte. Auch die Temperaturen stiegen langsam. Als wir in Chak-Chak angekommen waren, mussten wir ein paar Treppen hinaufklettern.

Landschaft bei Chak-Chak

Landschaft bei Chak-Chak

Der Tempel, die wichtigste Pilgerstätte der Zoroastrier im Iran, wirkte relativ neu und war erst in den 70er Jahren gebaut worden. Neben der interessanten Geschichte dieser Religionsgemeinschaft, war es vor allem der beeindruckende Blick, der sich von dem Tempel bot, der uns begeisterte. Dort oben trafen wir eine Iranerin, die Germanistik studierte und ihren anti-muslimischen Mann, außerdem ein Couchsurfer-Pärchen aus Belgien. Von Chak-Chak aus ging es weiter Richtung Yadz. Unterwegs besuchten wir noch einen Taubenturm im Meybod, eine Töpferei (allerdings geschlossen) und eine Festung, ebenfalls in Meybod. Letztendlich schafften wir es um 17.30 Uhr dann ins Dad-Hotel. Ein wunderschönes, neu gebautes Hotel, das im Stil einer Karawanserei gestaltet ist. Auf dem Dach des Hotels mit herrlicher Aussicht nahmen wir zuerst einen Tee und später dann auch das Abendessen ein. Wir erlebten auf dem Dach einen wunderschönen Sonnenuntergang. Hier nahmen wir zum ersten Mal ziemlich viele Touristen wahr, vor allem deutsche Gruppen. Den Erkundungsgang verschoben wir erst einmal auf den nächsten Morgen… An diesem Tag hatten Kerstin und ich auch von Farima von Gashttour, die sich die ganze Zeit über rührend gekümmert hatte, die erlösende Nachricht erhalten, dass unsere Taschen nun endlich gefunden worden waren und in Teheran am Flughafen auf uns warteten.

05.04.2015 – Yadz

Yadz erkundeten wir auf eigene Faust. In der Nähe unseres Hotels waren einige westliche Läden angesiedelt. Aber ansonsten stellten wir ziemlich schnell fest, dass die Stadt sehr traditionell war. Fast alle Frauen trugen Chador. Zunächst liefen zum Masdjed-e Mir Chaqmaq, ein Portalbau mit Doppelminarett und dreistöckigen Arkaden und einem großen Nagl davor, der für Prozessionen verwendet wird. Auf dem weiteren Weg durch die Stadt statteten wir der berühmtesten Konditorei des ganzen Irans, Hadjj Khalife einen Besuch ab. Später kauften wir uns in einem kleinen Laden zuckersüße Kekse, die an diesem Tag unser Mittagessen darstellten.

Zuckerproduktion

Zuckerproduktion in Yadz

Dann ging es weiter zur Moschee Hazireh, wo wir Amir trafen, mit dem wir uns kurz unterhielten. Danach, nachdem wir uns zum Mittagessen mit Plätzchen versorgt hatten, besichtigten wir die Jame-Moschee, die wieder einmal besonders eindrucksvoll war. Eigentlich wollten wir dann einen Altstadtrundgang machen, denn die Lehmbauten von Yadz sind Weltkulturerbe, aber irgendwie verliefen wir uns mal wieder. Schließlich landeten wir vor einem Teehaus, dessen Besitzer uns anbot, einen Blick auf die Altstadt von seinem Dach aus zu werfen. Der etwas mühsame Aufstieg an Kühltruhe und anderem Gerümpel vorbei wurde durch einen besonders schönen Ausblick belohnt. Zum Dank nahmen wir natürlich noch einen Tee bei ihm ein und folgten seiner Wegweisung zum Alexandergefängnis und dem Mausoleum des 12. Imams. Dort trafen wir auf einen Local Guide, der einen Deutschen im Schlepptau hatte und uns anbot, dass wir ihm zu unserem nächsten Besichtigungspunkt, der Medrese Kamalyhe folgen konnten. So liefen wir keine Gefahr, uns in dem Gassengewirr nochmal zu verlaufen. Allerdings war die Medrese geschlossen und wir beschlossen, so schnell wie möglich mit dem Taxi zu den Schweigetürmen zu fahren, da wir vorhatten um 18.00 Uhr die traditionelle Vorführung der Zurkhanesh zu besuchen. Mit dem Taxi fuhren wir hinaus, bestiegen den kleineren der beiden Hügel und hatten auch von dort oben wieder einen schönen Blick, aber auch die Vorstellung, wie die Türme von den Gläubigen genutzt wurden. In Windeseile ging es wieder in die Stadt und pünktlich um 18.00 Uhr waren wir zurück. Leider stellte Carina in diesem Moment fest, dass sie ihren Fotoapparat wohl im Taxi vergessen hatte und machte sich auf die Suche. Währenddessen genossen wir die Vorstellung – eine eigentümliche und kraftzehrende Art und Weise, Gymnastik zu machen. Etwa eine Stunde turnten uns die Männer etwas vor, mit Holzkegeln oder Eisenketten „bewaffnet“. Inzwischen hatte Carina Amir wieder getroffen, der ihr nun half, den Taxifahrer wieder aufzuspüren, was zwar im Laufe des nächsten Tages gelang, aber letztendlich wurde die Kamera nicht gefunden, trotz Bemühungen von mehreren Leuten, die sich einschalteten. Zum Abendessen gingen wir an diesem Abend in ein traditionelles Lokal, das allerdings hauptsächlich von Touristen besucht wurde und zu einem traditionellen Hotel der Mehr-Gruppe gehörte. Es gab Buffet – das Essen war verbesserungsfähig, aber die Atmosphäre und das Essen auf dem Diwan waren einfach auch mal schön. Das Restaurant hatten wir von einem älteren Herrn empfohlen bekommen, den wir nach dem Weg zu einem anderen Restaurant, dem Hamam-e-Khan gefragt hatten. In diesem zu Teehaus und Restaurant umgebauten Badehaus hatten wir am Mittag schon einen Tee getrunken. Nach der Zurkaneh Vorstellung waren wir noch auf dem Bazar bummeln und Ulrike erstand ein schönes Kupfertablett, dessen Hersteller wir persönlich auf dem Bazar kennenlernten. Das Hotel Malek-o Tojjar, in dem wir zu Abend gegessen hatten, war von der UNESCO für die vorbildliche Renovierung eines alten Hauses ausgezeichnet worden.

Restaurant in Yazd

Restaurant Malek-o Tojjar in Yadz

06.04.2015 – Shiraz

Am nächsten Morgen holte uns Maggie ab, die uns nach Shiraz transferieren sollte. Zunächst gab es im Hotel ein wenig Probleme, da sie die Rechnung in Rial beglichen haben wollten. Aber Maggie löste das Problem ziemlich pragmatisch, zahlte mit ihrer Karte unsere Rechnung und so mussten wir nicht bis um 10.00 Uhr warten, bis die Wechselstuben öffneten. Leider ist das Dad-Hotel zwar ein sehr schönes Haus, aber das Personal wenig gastorientiert. Liegt vielleicht vor allem an den schlechten Sprachkenntnissen der Mitarbeiter, die dadurch wohl auch unsicher wirkten. Maggie war wirklich ein Gewinn für die lange Autofahrt. So gar nicht religiös, erzählte sie ganz viel über das moderne Leben einer Frau, die mit einem ebenfalls nicht sehr religiösen Mann verheiratet war. Außerdem klärte sie uns über das Kopftuch auf, das ein politisches Statement bei den Frauen darstellt und daher gewollt bei ihr ständig vom Kopf rutschte. Die 440 Kilometer legten wir ziemlich zügig zurück, sodass wir mit einer kleinen Pause an einer Autobahnraststätte gegen 14.30 Uhr in Shiraz ankamen. Die Landschaft an diesem Tag war erneut ganz anders, als alles, was wir bisher gesehen hatten. Sehr viel Wüste, aber bizarre Landschaftszüge. Das Chamram Hotel war am Stadtrand und gilt als eines der besten Hotels in Shiraz: Ein unpersönlicher Kasten mit 700 Zimmern. Toll war allerdings der Ausblick von unserem Zimmer im 18. Stock. Das Hotel war ein typisches Beispiel für ein staatliches Hotel. Alles schien schick, aber nicht unbedingt gepflegt. Viele Mitarbeiter waren nett, aber manche stehen einfach nur rum. Nach einer kurzen Relaxphase im Hotel machten wir uns auf den Weg und erkundeten erst mal den Innenstadtbereich. Erst warfen wir einen kurzen Blick ins Innere des Kastells, dann besuchten wir das Museum im Vaskil-Badehaus, besichtigten die Vaskil-Moschee und auch noch den Vaskil-Bazar.

Festung in Shiraz

Festung in Shiraz

Hier fielen uns ein paar glattrasierte Männer mit Operationsnarben am Kopf auf, denen wir auch im Hotel begegneten – das Geheimnis konnten wir aber bis zum Schluss nicht lüften. Das Abendessen nahmen wir an diesem Abend in einem Restaurant ein, das auch von Einheimischen besucht wurde. Am Nebentisch fand eine Geburtstagsfeier von jungen Iranern statt. Die Kebabs waren zwar die teuersten auf der Reise, aber qualitativ auch die besten! Während des Abendessens hatten wir Unterhaltungsmusik durch ein Trio mit Trommel, dreiseitiger Gitarre und Flöte, sowie Gesang. Das Restaurant hieß Scharzeh.

Altstadt von Shiraz

Altstadt von Shiraz

07.04.2015 – Shiraz – Persepolis

An unserem ersten ganzen Tag in Shiraz ging es nach Persepolis. Dafür hatten wir ja über Gashttour einen Guide gebucht. Die Reiseleiterin Marcie erwartete uns in der Halle des Hotels und verkündete, dass wir zuerst ins Büro von Gashttour fahren sollten, da wir dort die Bezahlung vornehmen mussten. Uns war das gerade recht, denn wir wollten das Büro eh kennenlernen und waren tief beeindruckt. Die Mädels, die uns dort empfingen, waren hochprofessionell – sowohl in der Kleidung, als auch in ihrem Englisch und ihrem Auftreten. Dann ging’s los zu der großen Ausgrabungsstätte. Marcie war ein wenig schweigsam, aber letztendlich vermittelte sie den ganzen Tag über genau die Portionen an Wissen, die wir gut aufarbeiten konnten. Persepolis war dann doch ganz anders, als wir es erwartet hatten. Vor allem die gut erhaltenen Reliefs mit den eindrucksvollen Details waren besonders erwähnenswert.

Persepolis

Persepolis

Nach etwa zwei Stunden Führung durch die gesamte Palastanlage und die Besteigung eines Königsgrabs verließen wir Persepolis in Richtung Nekropolen. Bei einer kurzen Mittagspause dort, konnten wir Marcie bezüglich einiger „Frauenthemen“ löchern und unser Wissen über die Iraner weiter anreichern. Wir „entließen“ Marcie in ihrem Heimatort und ließen uns von unserem Fahrer direkt zum Garten Hafizez fahren, wo wir uns erstmalig in dem Urlaub eine Stunde der völligen Muse hingaben. Teetrinken und einfach vor sich hinschauen – das hatten wir selten. Der Garten des größten Dichters des Iran Hafez war ein Idyll ohne Gleichen.

Hafez-Garten in Shiraz

Hafez-Garten in Shiraz

Besonders konserviert werden sollte der Duft der Orangenblüten in der Erinnerung. Nach netten Fotos mit iranischen Studentinnen und dem Besuch des Bookshops mit Gedichtbänden auch in deutscher Sprache, ging es weiter zum nächsten Garten Baq-e Jahan Nama, wo wir uns ebenfalls nochmal ein wenig aufhielten, die schönen Anlagen genossen, die Menschen beobachteten und uns bei den atemberaubenden Blütendüften von dem Stress der letzten Tage augenblicklich erholten. Im Reiseführer hatten wir von einem Restaurant auf dem Weg zu unserem Hotel gelesen. Dort ließen wir uns absetzen und hatten auch in diesem traditionell eingerichteten Lokal Shataabas wieder einen netten Kebababend.

08.04.2015 – Shiraz – Teheran

Nach einem ausgiebigen Frühstück im 24. Stock des Hotels ging es an diesem Tag ein wenig später los. In der Hotelhalle trafen wir auf den Direktor des Hotels, der offensichtlich einfach ein bisschen herumstand, in der Hoffnung, auf uns zu treffen. Nach einem netten Smalltalk versicherte er uns, dass er jederzeit bei Fragen und Anliegen zur Verfügung stehen würde und dass wir unsere Zimmer bis zur Abreise behalten dürften, was aufgrund des abendlichen Fluges natürlich super war. Zuerst ließen wir uns zur Moschee Masdjed-e Nasir ol Molk fahren und besuchten anschließend die Medrese Khan, die derzeit renoviert wird und deren Begehung nur nach eingehender Begutachtung des alten Pförtners auch bewilligt wurde.

Masdjed-e Nasir ol Molk in Shiraz

Masdjed-e Nasir ol Molk in Shiraz

Als nächstes wollten wir den Schrein von Shah Cheraq besuchen. Unsere Reiseführer gingen nicht sehr intensiv auf dieses Heiligtum ein, auch wurde geschrieben, dass es nur unter Umständen besichtigt werden kann. Nachdem wir dort ankamen, wies uns ein Schild auf Englisch darauf hin, dass wir als Touristen gerne den Schrein besuchen dürfen, aber mit Chador. Das galt auch für aller Iranerinnen, die über ihre Kurzmäntel und Kopftücher noch zusätzlich den langen Chador anlegen mussten. Als wir uns beim Fraueneingang an der Chadorkiste bedienen wollten, wurden wir davon abgehalten, verstanden aber nicht warum. Eine sehr züchtig gekleidete Mitarbeiterin lief davon und alle anderen bedeuteten uns, zu warten. Wir standen längere Zeit und vermuteten, dass wir doch nicht eingelassen werden würden. Aber mit Zeichen wurde uns immer wieder vermittelt, dass wir warten sollten. Nach etwa 15 Minuten kam eine atemlose junge Frau auf uns zu, die in einen Chador gehüllt war und eine Schärpe mit der Aufschrift International Affairs trug. Sie entschuldigte sich für die Verspätung und händigte uns vier in Plastikfolie abgepackte Chadors mit Kapuze aus, die für Ausländer leichter zu tragen waren, da sie mehr Halt boten. Einmal mehr waren wir völlig überrascht, wie durchdacht und gastorientiert doch alles war.

International Affairs

„International Affairs“

In ausgezeichnetem Englisch erklärte sie uns hochprofessionell, dass sie uns den Heiligen Schrein nun zeigen würde und uns anschließend noch auf einen Tee und zur Beantwortung aller Fragen in das Büro der International Affairs einladen würde. Was nun folgte, überstieg unsere Vorstellungskraft. Nachdem wir einen Innenhof durchquert hatten, der von außen seine Größe kaum ahnen ließ, wurden wir in den Frauenbereich des Heiligen Schreins geführt. Keine von uns hatte wohl jemals so etwas Schönes gesehen. Alles war über und über mit Spiegel, Ornamenten und Verzierungen versehen. Man fühlte sich wie in einem Märchenpalast. Es lag eine sehr angenehme und beruhigende Stimmung in den Räumlichkeiten. Frauen saßen herum, schliefen, beteten oder unterhielten sich. Irgendwann kam eine riesige Schulklasse mit weiß gekleideten Mädchen, die hier ihre Einführung in den muslimischen Glauben erfuhren. Eine ganz besondere Atmosphäre, die wir hier in diesem prachtvollen heiligen Ort erlebten. Letztendlich war das die Krönung unseres Shiraz-Aufenthalts, die wir beinahe versäumt hätten, wenn wir unserem Reiseführer geglaubt hätten.

Schrein von Shah Cheraq

Schrein von Shah Cheraq

Danach ließen wir uns noch in den Eram-Garten fahren, der ebenfalls als ein besonders schöner Garten in Shiraz gilt. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel mit Teepause im Coffeeshop im 23. Stock des Hotels und einem erneuten Small Talk mit dem Hoteldirektor, der immer noch in der Hotelhalle stand, bestellten wir uns ein Taxi und fuhren zum Flughafen. 20.45 Uhr war Abflug nach Shiraz. Um ja nicht zu spät zu kommen, waren wir bereits 2 Stunden vorher da. Allerdings konnten wir noch nicht einchecken. 90 Minuten vorher fragte Kerstin dann nochmal nach und plötzlich schien Eile geboten, weil unser Flug eine Stunde vorverlegt worden war. Alle waren mal wieder unglaublich nett, aber irgendwie war plötzlich nichts mehr angeschrieben. Wir durften noch nicht zum Gate, dann doch und dann war nichts mehr ausgeschildert. So langsam verließ uns schon die Hoffnung, dass an dem Abend tatsächlich noch eine Maschine nach Teheran ging, denn an den Gates waren nur noch andere Ziele angezeigt. Wer kann auch schon wissen, dass die Maschine nach Teheran am Maschad-Gate eingecheckt wird. Aber durch die nette Mithilfe von einer farsikundigen Dame gelang es uns doch noch mit Aseman nach Teheran zu fliegen. Obwohl wir ja anfänglich ein wenig Bedenken hatten, Aseman zu buchen, waren wir jetzt doch froh, überhaupt einen Flug zu bekommen und waren erneut überrascht bezüglich der Professionalität und dem Service. Mein Sitznachbar orderte sogar noch eine Portion Essen nach, die er nach Erhalt ganz in iranischer Manier auch mit uns teilen wollte. Der Flughafen in Shiraz wirkte super organisiert und großstädtisch – bis auf die Abwicklung am Gate. In Teheran angekommen, flitzten Kerstin und ich mit einer Taxifahrerin zum Internationalen Flughafen. Ulrike und Carina fuhren schon mal ins Hotel Parastoo voraus. Und dann hatten wir sie endlich, unsere Koffer. Sie sahen ein bisschen mitgenommen aus und bei Kerstin war alles durchwühlt, aber im Großen und Ganzen waren wir jetzt wieder glücklich vereint und gegen halb eins dann auch in dem einfachen, aber zweckmäßigen Hotel Parastoo.

09.04.2015 – Teheran – Kaspisches Meer – Chalus

Nach einer kurzen Nacht im Hotel Parastoo versammelten wir uns um sieben bereits zum Frühstück, denn um 8 Uhr erwarteten wir Sabah in der Halle. Nach der Begrüßung stellte er uns unseren Fahrer Herrn Samadi für die nächsten Tage vor. Sabah machte nette Konversation, legte Rechenschaft für das bereits an ihn bezahlte Geld ab, das wir ihm bei unserer Ankunft in Teheran per Boten hatten zukommen lassen und vergewisserte sich etwa 20 Mal, dass er nun nichts mehr für uns tun könne. Herr Samadi machte einen sehr netten Eindruck, lachte immer und fuhr uns mit einem äußerst geräumigen Kleinbus aus der Stadt Teheran heraus (Karaj – Gachsar). Endlich kamen wir nun auch in den Norden der Stadt und schon ziemlich bald sah man die schneebedeckten Gipfel des Elburzgebirges im Hintergrund auftauchen. Die Fahrt durch die Bergwelt in den nächsten Stunden war unglaublich.

Auf dem Weg zum Kaspischen Meer

Auf dem Weg zum Kaspischen Meer

Hohe Felszüge, schneebedeckte Berge, Wasserfälle und atemberaubende Ausblicke erwarteten uns. Zwischendurch, bei einer Pinkelpause, deckten wir uns mit frischem Brot, ebenfalls frischem Käse und Joghurt ein, um ein paar Minuten später Picknick zu machen. Endlich kamen wir zu unserem langersehnte Picknick und Herr Samadi hatte an alles gedacht: Decken, Tee, Kaffee etc. In Chalus angekommen, fuhren wir zur Seilbahn, um mit einer 4-er Gondel auf den Aussichtsberg zu fahren. Oben sah es aus, wie bei uns: Laubwald und Kühe mit Glocken. Viele junge Leute trafen sich dort oben auf dem Berg, saßen unter den Schatten spendenden Hüttchen oder spazierten umher. Der Ausblick war während der Berg- und Talfahrt wesentlich besser, als vom Berg selbst.

Chalus

Chalus am Kaspischen Meer

Die Toiletten waren dort oben nicht besonders besuchenswert, da sie offensichtlich auch gerne von Kakerlaken aufgesucht wurden. Gegen 16.30 Uhr kamen wir im Hotel an. Die Begeisterung über dieses angebliche 5-Sterne-Hotel Khazar Parsian Azadi, das definitiv schon bessere Zeiten gesehen hatte, hielt sich in Grenzen. Vor allem auch dadurch, dass ein Zimmer mit Meerblick und ein Zimmer mit Bergblick gebucht worden war. Aber eigentlich egal, denn beide Zimmer waren gleich versifft. Eine Amerikanerin Venus, die im Iran geboren worden war und hier war, um ihren frisch angetrauten Ehemann mit nach USA zu nehmen, half uns, mit der Rezeption zu verhandeln, leider erfolglos. Danach unternahmen wir noch einen sehr netten Spaziergang am Strand. Irgendwie fühlte man sich in die 70er Jahre zurückversetzt. Nicht nur in unserem Hotel, einem ehemaligen Hyatt, erinnerte alles an diesen lang zurückliegenden Glanz, der nun leider verblasst war. Am Hotspot des Strandes nahmen wir bei den Scooter-Jungs noch einen Tee ein, bevor wir dann zurück im Hotel, der Empfehlung von Venus folgten, und ein Fischrestaurant ganz in der Nähe des Hotels aufsuchten. Auf der Fahrt dorthin erstaunte uns vor allem die Geschäftswelt am Straßenrand: Pizza Hut, Ecco, Adidas, Nike und weitere namhafte Labels hatten hier Verkaufsflächen. Im Restaurant aßen wir auf die Empfehlung des Kellners „Weißfisch“ und auf unseren eigenen Wunsch hin, Stoer.

Am Strand von Chalus

Am Strand von Chalus

10.04.2015 – Kaspisches Meer – Anzali

Am nächsten Morgen verließen wir das nicht besonders gastliche Hotel bei ziemlich viel Nebel und Dunst in Richtung Anzali. Zuvor wollten wir noch in Ramsar Halt machen und uns dort den Schahpalast, der inzwischen zum Hotel umgebaut wurde, anzusehen. Allerdings stand dem zunächst im Wege, dass es gewisse Verständigungsprobleme mit Herrn Samadi gab, der uns partout am Strand absetzen wollte und nicht gewillt war, uns zum Hotel zu fahren. Wie sich nach einem Telefonat mit dem überbesorgten Herrn Sabah herausstellte, dachten die beiden, dass wir annahmen, dass wir dort wohnen würden, was wir natürlich nicht taten. Nach einem weiteren Gespräch mit Sabah hatten wir – wenigstens für die nächsten beiden Stunden – Einigung über unser weiteres Reiseprogramm erzielt. Das Palasthotel, das ehemals die Sommerresidenz von Schah Reza Pahlawi war, war ein imposantes Gebäude, allerdings inkl. Teestube geschlossen und auch ziemlich heruntergekommen. Ziemlich schade für die einst so prachtvolle Residenz, von der eine geradlinige Promenade direkt zum Casino am Meer führte.

Strand von Rasht

Strand von Rasht

Wenige Laufschritte entfernt befand sich ein weiteres Gebäude der Schahfamilie, das 1937 vom Schah Senior gebaut wurde und 2000 wieder als Museum eröffnet wurde. Neben den mit Antiquitäten und Kunstschätzen ausgestatteten Räumen, war es auch der hübsch gestaltete Garten, der mit seinen Magnolienbäumen und seinem Störbecken beeindruckte. Nach einem kurzen Picknick am Strand, wo sich uns mit Dunst, Wind und Wellen eine mystische Szenerie bot, setzten wir unsere Reise an der Küste fort mit Ziel Anzali. Auf dem Weg dorthin, der ab und zu an Teepflanzungen und Reisfeldern vorbeiführte, aber größtenteils weniger spektakulär war, verkürzte uns Ulrike mit einem Intensiv-Farsi-Kurs für uns und einem Intensiv-Englisch-Kurs für Herrn Samadi die Fahrt. Abgesehen von den dabei gelachten Tränen und der mangelnden Nachhaltigkeit des Gelernten auf beiden Seiten, war außerdem nur noch zu erwähnen, dass wir, als wir uns Anzali näherten, an jeder zweiten Ecke anhalten mussten und nach dem Weg fragten. Herr Samadi konnte sich nämlich nicht nur das Englisch-Vokabular nicht merken, sondern auch nicht die Wegbeschreibungen der Passanten auf der Straße. Als wir im Hotel Sefid Kenar ankamen, waren wir nach der letzten Nacht, sehr positiv überrascht – sowohl vom Ambiente des Hotels wie auch von dem überaus freundlichen Personal, das bestes Englisch sprach. Trotz der Seeblickzimmer – inzwischen hatte es kurz zu regnen begonnen – machten wir uns wenig später wieder auf den Weg in die Stadt. Der Auftrag an Samadi lautete: Erst Geldwechsel und dann Fischmarkt. In bereits gewohnt gewissenhafter Manier kam er seinen Verpflichtungen nach und brachte uns nach ein paar weiteren Orientierungsschwierigkeiten in Richtung Fischmarkt. Langsam fragte er sich zum Geldwechsel durch, der überraschenderweise in einem Laden untergebracht war, wo Nüsse und Trockenobst verkauft wurden. Nachdem der Ladenbesitzer äußerst professionell den Umtausch vorgenommen hatte, kauften wir ihm noch ein bisschen Ware ab, drückten die Pakete Samadi in die Hand und erklärten ihm, dass wir nun auf eigene Faust losziehen würden. Gut – so einfach war das natürlich nicht, denn Samadi hatte all sein mit Ulrike geübtes Wissen vom Nachmittag schon wieder vergessen und sie ihres auch. Aber letztendlich machte er ein trauriges Gesicht und zog mit unseren Nüsschen davon. Dabei hatte er doch von Sabah den Auftrag bekommen, unseren Bodyguard zu spielen. Und diesen Auftrag wollte er auch zu unserem Leidwesen mit voller Energie ausführen. Wir durchstreiften nun den äußerst sehenswerten Fischmarkt, der das richtige Leben der Stadt widerspiegelte. Fische ohne Ende – geräuchert und roh, Fische auf der Straße, Fische an den Ständen. Dazwischen eingelegtes Gemüse und Obst an den Ständen.

Markt in Bandar Anazli

Markt in Bandar Anzali

Und überall wieder einmal nette Leute, die uns zum Tee einluden oder anderweitig uns begrüßten. Wir schlenderten zum Hafen und danach an der Promenade entlang, wo Essenstände mit sauren Bohnen oder Kompott aufgebaut waren. Auf der Suche nach einem passenden Restaurant half uns ein deutsch sprechender Herr weiter und als wir in dem gewählten Restaurant ankamen, wurden wir wieder in einem tadellosen Deutsch von dem Besitzer begrüßt. Den Fisch durften wir direkt in der Kühlvitrine auswählen und wieder gab es weißen Fisch, der ausgezeichnet schmeckte. Im Laufe des Abends hatten wir dann auch noch Gelegenheit, die am Nebentisch beobachtete Zeremonie des Kaviaressens zu testen. Roter fester Kaviar vom Weißfisch wurde mit Nüssen und rohen Bohnen serviert. Kaviar und Nüsse werden mit Brot oder Reis gegessen und dann wird eine rohe ausgepuhlte Saubohne in den Mund nachgeschoben. Alles in Allem ein ausgesprochen gelungener Abend in einer wunderbaren Atmosphäre mit ausgesprochen freundlichen Gastgebern. Anzali gefiel uns immer besser. Nun ging es zurück zum Hotel mit einem jungen Taxifahrer, der leider kaum Englisch sprach. Fast vor der Tür angekommen, klingelte unser Handy und Ulrike ging dran. Es war unser Fahrer Herr Samadi, der sich offensichtlich Sorgen machte, weil wir immer noch nicht zu Hause waren. Eine ähnliche Fürsorge ist uns allen vermutlich zum letzten Mal vor 35 Jahren zuteil geworden. Das Problem an dem Telefonat war allerdings, dass unser Fahrer ja kein Wort englisch sprach und seinen passiven Wortschatz in dem Moment ebenfalls verdrängte. So bestritt Ulrike die Unterhaltung allein mit den beiden Worten Hotel und Taxi, was allerdings nicht den gewünschten Erfolg erzielte. Auch schien ihn das noch nicht zu überzeugen und so mussten der Taxifahrer eingeschaltet werden. Offensichtlich konnte auch er Samadi nicht beruhigen, sodass sich dieser nochmal persönlich von unserer Ankunft im Hotel vergewisserte. Offensichtlich hatte er inzwischen schon das ganze Hotelpersonal mit seiner Panik aufgebracht, denn der freundliche Rezeptionist meinte, dass er sich sehr freuen würde, wenn wir wiederkämen, aber dann mit unseren Männern – übersetzt: Dann müssen wir uns nicht mehr so viel Sorgen um euch machen. Sie haben halt einfach keine Vorstellung davon, wie selbständig wir sind.

11.04.2015 – Bandar Anzali – Masuleh – Teheran

Wieder einmal frühes Aufstehen. Der Blick von unserem verglasten Balkon auf die Wellen des Kaspischen Meers war gewaltig. Also wagten wir uns dann tatsächlich noch vor dem Frühstück an den Strand. Eine schöne Stimmung, trotz des stark bewölkten Himmels. Um 8 Uhr war dann Abfahrt – geplant. Tatsächlich wurde es ein wenig später, da Kerstin und Carina im Aufzug feststeckten und außerdem noch eine nette Unterhaltung mit dem Rezeptionisten entstand, der nächsten Monat nach Hamburg zum Studium kommen wollte. Ulrike nahm sich seiner an. Dann ging es nochmal auf den Fischmarkt.

Räucherfisch in Bandar Anzali

Räucherfisch in Bandar Anzali

Ein absolutes Erlebnis. Fische, Gemüse, Obst, Nüsse und andere Waren in einer wunderschönen bunten Vielfalt. Und wir waren einmal mehr die Stars der Veranstaltung. Interessanterweise wurden wir hier nicht gefragt, woher wir kommen, sondern gleich feststellend gefragt, ob wir Deutsche wären. Unzählige Fotos von uns und mit uns und fast ebenso viele Einkäufe wurden gemacht. Als wir nach eineinhalb Stunden zurück waren, machten wir noch einen kleinen Abstecher zur Lagune. Aber aufgrund der Kälte, des regnerischen Wetters und der Zeitknappheit beschlossen wir, die Bootsfahrt zu unterlassen und direkt nach Masuleh zu fahren. Auf dem Weg dorthin gab’s in dem für seine Kekse bekannten Fouman noch einen Verpflegungsstopp. Die Fahrt war interessant, da sie durch sehr fruchtbares landwirtschaftliches Gebiet führte. Vor allem Tee und Reis wurde angebaut. Leider machte das gute Wetter, das wir all die Tage genießen konnten, nun am Ende der Reise schlapp und es regnete. Das Bergdorf Masuleh, das in einem iranischen Buch mit Venedig verglichen wird, liegt recht idyllisch in den Bergen.

Das Besondere daran ist, dass die Wege durch den Ort zugleich die Dächer der weiter unten am Berghang liegenden Häuser darstellen. Wir liefen bei eiskalten Temperaturen ein paar gewundene Gassen hinauf und landeten dann ganz schnell in einer ganz einfachen, aber total urigen Teestube. Drin saßen nur Männer, die natürlich sofort eine Unterhaltung anfingen, einer davon sogar auf Englisch. Er erzählte uns, dass in dem Ort kaum noch Menschen leben würden, da alle wegziehen würden. Tatsächlich waren es hauptsächlich Shops, die sich dort in den Gassen aneinander reihten. Nach einem wärmenden Tee wollten wir eigentlich noch ein paar Höhenmeter zurücklegen, aber der Regen hatte sich inzwischen ziemlich verstärkt und so gingen wir mal wieder shoppen. Aufgrund der winterlichen Temperaturen waren es diesmal selbstgestrickte Hausschuhe, die wir erstanden und dann bei der Weiterfahrt auch dringend benötigt hätten. Da wir unseren Fahrer nicht wieder in Unruhe versetzen wollten, waren wir diesmal fast pünktlich auch am Auto zurück und starteten kurz vor 14 Uhr in Richtung Teheran. Unsere Information war, dass wir von Masuleh noch etwa vier Stunden nach Teheran brauchen würden und wir freuten uns auf einen schönen Abschlussabend in Teheran. Im Auto trafen wir schon die Vorauswahl für das Restaurant. Leider war diese Mühe umsonst, denn wir wussten nicht, dass wir erstmals wieder nach Anzali zurückmussten und einen Stempel von der Polizei brauchten. Das erhöhte die Stundenanzahl nach Teheran auf acht Stunden – und das Ganze zunächst noch bei strömendem Regen und ziemlich viel stehendem Wasser auf der Fahrbahn. Aber immerhin hörte der Regen irgendwann auf und wir sahen noch eine recht beeindruckende Landschaft an einem Stausee mit Windkrafträder und unglaublich viel Wind. Gegen halb zehn kamen wir in Teheran an, wo uns Sabah bereits mit Tüten beladen im Hotel erwartete. Schon im Bus hatten wir vereinbart, dass wir auf gar keinen Fall erwähnen würden, dass wir nochmal kurz in die Stadt zum Essen wollten. Hätten das unsere Wachhunde mitbekommen, hätten sie bestimmt eine halbe Stunde damit zugebracht, uns über die Gefahren der Großstadt Teheran abends um zehn aufzuklären. Also machten wir mit Sabah noch nette Konversation, luden ihn nach Deutschland ein und ließen uns von ihm wieder in den Iran einladen, machten noch Erinnerungsfotos und ich versicherte ihm, die Tonnen von Keksen für Herrn Schachermayr beflissen zu Hause auszuhändigen. Ich haaasssse es, mit Tüten zu fliegen… Als Sabah und Sabadi verabschiedet waren, versuchten wir um 22.00 Uhr noch eine Fast Food Pizza in der inzwischen fast ausgestorbenen Stadt aufzutreiben, was uns auch noch gelang. Ein wirkliches Phänomen: Um 21.45 Uhr steht man in Teheran noch voll im Stau und Berufsverkehr und 15 Minuten später ist die Innenstadt fast tot. Die Nacht war kurz, aber nach all den Eindrücken, die wir in den letzten Tagen gewonnen hatten, hatten wir ja keinerlei Einschlafstörungen, sondern fielen wie immer todmüde in unsere Betten.

12.04.2015 – Teheran – Frankfurt

Um vier war die Nacht vorbei. Mit zwei Taxen mussten wir zum Flughafen – es gibt nämlich im Iran kein Mittelding zwischen Kleinwagen und 15-Sitzer. Aufwändige Gepäckkontrollen rechtfertigten allerdings die frühe Zeit am Flughafen. Zurück ging es nun mit der Turkish Airline – erneut über Istanbul. Ich hatte Glück, da ich einen Fensterplatz hatte und der Pilot eine Schleife über Istanbul und den Bosporus flog. Ein traumhafter Blick bei strahlendem Sonnenschein auf die ganze Stadt… Auf dem Flug nach Frankfurt saßen wir dann alle zusammen und wir bestellten uns einstimmig sofort ein Fläschchen Weißwein. Auch wenn uns der Alkohol überhaupt nicht gefehlt hatte, so galt es doch jetzt auf den Abschluss einer wunderbaren Reise anzustoßen, die schöner nicht hätte sein können.

Ich denke mal, im Namen von euch, Kerstin und Ulrike, zu sprechen, wenn ich hier ein kleines Resümee der Reise ziehe. Der Iran hat uns alle tief beeindruckt – die Kultur, die Natur, aber allem voran waren es diese unglaublich gastfreundlichen Menschen, die uns manchmal nicht nur bewegt haben, sondern fast schon beschämt haben. Diese vorbehaltlose Offenheit und Gastfreundlichkeit in einer so uneigennützigen Weise findet man wohl nur noch selten auf Reisen. Wir können sicher sein, dass wir nicht alle politischen und religiösen Verbindungen und Verstrickungen sowie die Restriktionen wirklich erahnen können, aber uns hat sich der Iran als ein Land präsentiert, das in vielen Bereichen sehr modern und aufgeschlossen ist. Das Bild, das wir in Deutschland vom Iran durch die Medien haben, ist jedenfalls nicht richtig. Auch die Rolle der Frau wird völlig falsch dargestellt. Die iranischen Frauen sind nicht nur sehr schön, sondern auch gebildet und modern. Die Männer sind liebevolle Väter und nicht weniger liebevoll zu ihren Frauen als die deutschen Männer. Die Gesellschaft ist keineswegs religiös, schon gar nicht fanatisch religiös. Wie überall gibt es gläubige Menschen und weniger gläubige Menschen. Die Faszination Iran wird uns noch lange in ihrem Bann halten.

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