Es war bestimmt 20 Jahre her, dass ich das letzte Mal in Mailand war. Ich hatte die Stadt als elegant, ein wenig versnobt und eher unitalienisch in Erinnerung. So war es also höchste Zeit mal wieder nachzusehen, welche Veränderungen die Zeit in der als Hochburg von Moderne und Wirtschaft geltenden Metropole mit sich gebracht hat. Und ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber nicht eine so aufgeschlossene, internationale Stadt, zu der sich Mailand inzwischen entwickelt hat. Und offensichtlich haben sie inzwischen auch die Touristen für sich entdeckt, die sich früher immer lieber den historisch bedeutenderen Städten in Italien zugewandet haben.
Wir hatten unglaubliches Glück für unseren Kurztripp Ende Febaschte uns das mediterrane Klima, das man in Mailand eher selten spürt, mit 21 Grad. Ich hatte mich dafür entschieden mit dem Auto anzureisen. Von Augsburg aus ist das kürzer als erst nach München zu fahren, Puffer einzubauen, Wartezeit am Flughafen, Flug und dann den Weg von Malpensa mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt. Nein, da kauf ich mir lieber eine Vignette und wähle die Strecke durch die wunderbare Bergwelt von Graubünden und durch das malerische Tessin.
Bei der Gelegenheit kann ich meine Freundin, die aus Düsseldorf mit dem Flieger anreist, am fast auf der Strecke liegenden Flughafen Malpensa im Nordwesten von Mailand mitnehmen und schon sind wir nach ein paar kurzweiligen Stunden in unserer Unterkunft in Mailand. Als wir uns für den Kurztripp entschieden haben, haben wir erst spät festgestellt, dass unser Besuch in den Zeitraum der Fashion Week, dem Toperegnis in Mailand fällt. Aber wir hatten terminlich keine Alternative und so war das bezahlbare Angebot an Unterkünften etwas reduziert. Aber wir hatten mit dem Hilton Garden Inn Milan Nord richtig Glück. Es ist ein neu renoviertes Hotel mit ansprechenden Zimmern und großzügigem sanitären Bereich. Für uns war perfekt, dass es sich unmittelbar an der Metrostation Villa San Giovanni der M1 befindet und somit in zehn Minuten Fahrzeit der Domplatz zu erreichen war. Für 8,25 Euro gibt es ein 48 Stunden Ticket, das für unseren Bedarf optimal war und freie Fahrt in allen öffentlichen Verkehrsmitteln im Zentrum garantierte.
Die Höhepunkte von Mailand
Wenn man eine Stadt so lange nicht mehr besucht hat, dann stehen natürlich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wieder auf dem Programm, auch wenn sich hier in den letzten 20 Jahren wenig verändert hat.
Dom Santa Maria Nascente
Der Dom ist nach wie vor das Highlight von Mailand. Sowohl von innen wie auch von außen. Allerdings ist die Schlange der Besucher lang und man muss sich zuvor in der ein paar Schritte entfernten Biglietteria ein Ticket kaufen. Aber das Schlangestehen lohnt, zumal wir erst am späten Nachmittag rein wollten und man da fast durch die Absperrung durchmarschieren konnte. Der Dom Santa Maria Nascente ist mit einer Grundfläche von 1170 m² eines der größten Gotteshäuser der Welt.
Galleria Vittorio Emanuele II
Mindestens genauso beeindruckend ist die Galleria Vittorio Emanuele II. 1877 entstand diese prunkvolle überdachte Einkaufspassage, die nach dem ersten König des vereinten Italien benannt ist und heute die namhaftesten Marken der Welt beheimatet. Sogar einen Ferrari kann man sich dort in dem Schaufenstern ansehen. Ein Bummel durch die Gallerie scheint eine Mischung zwischen Shopping und Museumsbesuch.
Teatro alla Scala
Auch wenn es kaum möglich ist kurzfristig Karten für eine abendliche Vorstellung im Teatro alla Scala zu ergattern, sollte man auf jeden Fall das Museum besuchen, das über die großartige Vergangenheit und Gegenwart des berühmtesten Operhauses der Welt berichtet. Und dabei kann man einen Blick in den Zuschauerraum und auf die Bühne werfen, um einen Eindruck von der dort herrschenden Atmosphäre zu bekommen. Hin und wieder hat man sogar das Glück, dass Führungen stattfinden, die auch einen Blick hinter die Kulissen und auf die moderne Bühnentechnik zulassen.
Naviglio Grande
Am Abend ist ein Besuch des Naviglio Grande ein absolutes Muss. Der älteste Wasserkanal stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist heute eine der beliebtesten Ausgehmeilen der Stadt mit einer Vielzahl an Szenebars und romantischen Restaurants. Schon ab dem Frühjahr kann man mit Hilfe von Heizstrahlern auch draußen sitzen und seinen Apero genießen.
Cimitero Monumentale
Für den Besuch des Cimitero Monumentale sollte man sich mindestens zwei Stunden Zeit nehmen. Und dabei gilt es nicht nur die wirklich monumentalen Grabmale berühmter Mailänder Familien zu besuchen, sondern die wohl einzigartige Stimmung eines Friedhofs, der gleichzeitig fast Museum ist, zu genießen.
Es gibt noch so Vieles in der Stadt zu entdecken. Ein Geheimtipp ist sicherlich die Sonntagmorgenmesse um 11 Uhr in der Basilika Sant´Ambrogio. Um diese Uhrzeit wird die Messe noch auf Latein gehalten und Chorgesänge entrücken den Zuhörer von dieser Welt.
Oder ein Besuch des modernen Mailands mit dem City Life, Mailands ambitioniertestes Bauprojekt, oder der Piazza Gae Aulenti. Dieser Platz steht seit der Expo-Weltausstellung 2015 für das moderne Mailand.
Ein Bummel durch das „Karree der Stille“ ist ebenfalls empfehlenswert. Jugendstil, Art deco und Moderne begegnet man in den Straßenzügen rund um die Giardini Pubblici. Wer sich in den Luxusboutiquen der Stadt ein bisschen umsehen möchte, kommt in der Via Spiga und Via Montenapo Leone auf seine Kosten.
Restaurantempfehlungen abzugeben ist schwierig. Wir haben uns am ersten Abend am Navigli umgesehen und am zweiten Abend in dem Viertel, wo wir wohnten. Wenn man einer ganz speziellen Empfehlung aus einem Reiseführer oder Portal folgen möchte, macht eine langfristige Reservierung Sinn. Wir haben auch bei unseren beiden Spontanbesuchen köstlich gegessen und die typisch lombardische Küche genossen.