Es ist lang her, dass ich das letzte Mal in Stockholm war. Und an einiges konnte ich mich nicht mehr so recht erinnern, beziehungsweise es präsentierte sich jetzt ganz anders, als es mir das Gedächtnis vorgaukelte. Aber in einem war ich mir sicher und da trog mich auch die Erinnerung nicht: Stockholm ist eine der schönsten Städte Europas – vor allem, wenn auch das Wetter so mitspielt, wie bei unserem verlängerten Wochenende in der schwedischen Hauptstadt.
Nach unserer Anreise mit Airberlin ging es vom Flughafen Arlanda superflott mit dem Flughafenbus in 40 Minuten zum Hauptbahnhof (99 SEK, ca. 10 €). Mit dem Arlanda-Express (280 SEK, ca. 28 €) würde es noch schneller gehen, nämlich in 20 Minuten, aber der kostet über das Dreifache mehr und letztendlich gehören diese ersten Eindrücke vom Flughafen bis zur Innenstadt ja zu einer Reise wie die Sehenswürdigkeiten.
Bei der Suche nach dem passenden Hotel hatte ich bei booking.com eine Vorauswahl getroffen und die letzte Entscheidung diesmal meiner Reisegefährtin überlassen. Sie hatte sich für das charmante Boutiquehotel Drottning Kristina Stureplan entschieden. Eine perfekte Wahl! Nicht nur die Lage ist erstklassig, direkt am belebten Stureplan, dem pulsierenden Herz Östermalms, sondern auch die Ausstattung. Die neu renovierten Superior-Zimmer bieten tollen Komfort im gustavianischen Stil, ergänzt mit modernen Elementen. Auch in den öffentlichen Bereichen überraschen gelungene Kombinationen zwischen historischem und zeitgemäßem Ambiente. Das im Hotel offerierte Frühstücksbuffet, das im Preis inkludiert ist, und auch einige schwedische kulinarische Highlights aufweist, entlässt einen gut gestärkt zu der Erkundung von Stockholm.
Absolute Top-Sehenswürdigkeiten von Stockholm
Schärengarten
Wenn man mehr als einen Tag in der Stadt verbringt, gehört zu den Top Aktivitäten auf jeden Fall ein Ausflug in den Schärengarten. Wir entschieden uns, es gemütlich anzugehen und mit dem Linienschiff von Waxholmsbolaget bis nach Vaxholm zu fahren, die Hauptstadt des Schärengartens. Eine gute Stunde dauert die Fahrt auf dem gepflegten Traditionsschiff (79 SEK, ca. 8 € für einfache Fahrt). Sollte es uns in Vaxholm zu langweilig werden, wollten wir mit dem nächsten Schiff bis nach Grinda.
Aber so weit kam es nicht. Unmittelbar nach unserer Ankunft verliebten wir uns in die zauberhafte Insel mit ihren verwinkelten Gassen, malerischen Holzhäusern und einladenden Geschäften. Nicht zuletzt war diese spontane Liebe auch dem Hembygdsgardscafe zu verdanken, das mit einer tollen Veranda und einem noch viel tolleren Kuchenbuffet seine Gäste verwöhnt. An eine Weiterfahrt war schon allein deswegen nicht mehr zu denken und so bummelten wir durch das Inselidyll und freuten uns auf die Rückfahrt mit dem historisch anmutenden Schiff durch den malerischen Schärengarten.
Gamla Stan
Natürlich ist auch die Altstadt ein absolutes Muss bei einem Stockholmbesuch. Die engen Gassen der Gamla Stan, deren Mittelpunkt der Stortorget ist, wo sich an den Cafés rundum Touristen und Einheimische treffen, ist ein Magnet für alle Reisenden. Inmitten der Souvenirshops spürt man, dass auch asiatische und amerikanische Touristen inzwischen an der entspannten Skandinavischen Metropole Gefallen gefunden haben. Und zwischen all den internationalen Restaurants und Andenkenläden findet man tatsächlich noch das eine oder andere traditionelle schwedische Geschäft, das sich von dem Zeitgeist der umliegenden Geschäfte nicht irritieren lässt.
Millesgarden
Der an einem Hang zum Wasser hin angelegte Skulpturenpark Millesgarden ist leicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (U-Bahn bis Ropsten und anschl. eine Station mit dem Bus) auf der Insel Lidingö zu erreichen. Neben den Skulpturen, die der schwedische Bildhauer Carl Milles gestaltet hat, ist es die Anlage, die den Besucher staunen lässt. Carl Milles hat hier zusammen mit seiner österreichischen Frau Olga viele Jahre seines kreativen Lebens verbracht. Neben dem Garten kann man auch Wohnbereiche und ein modern gestaltetes Museum mit Wechselausstellungen besichtigen (150 SEK, ca. 15,50 €). Auf Lidingö lebte übrigens auch Bertolt Brecht als Fluchtmigrant 1939-1940.
Vasa-Museum
Auch wenn man sich nicht unbedingt für Kriegsschiffe und ein Museum, das um ein solches herum gebaut wurde, interessiert, so gehört das Vasa-Museum doch zum absoluten Pflichtprogramm eines erstmaligen Besuchs in Stockholm (130 SEK, ca. 13,50 €). Nur 20 Minuten durfte die Vasa auf ihrer Jungfernfahrt 1628 segeln, ehe sie aufgrund eines Konstruktionsfehlers unterging. Da ist es nur recht und billig, dass ihr die Schweden nun ein stattliches Zuhause geschaffen haben, das schon von außen durch die Architektur besticht. Übertroffen werden die Erwartungen der Besucher aber dann im Inneren durch die Vasa selbst sowie die Aufbereitung der gesamten Geschichte rund um das Schiff, das einst der Stolz der schwedischen Marine war.
Stadthuset
Der Besuch des Stadthuset lohnt sich schon allein wegen des Turms, den man im 30 Minuten-Takt mit Gruppen à 30 Personen besteigen darf. Wir holten uns schon am Morgen für den letzten Turnus die Tickets (50 SEK, ca. 5 €), denn spontan ist es fast nicht möglich in der Hochsaison noch Zutritt zu bekommmen. Abgesehen davon ist am Abend das Licht auch besser. 365 Stufen geht es nun hinauf auf den 117 m hohen Stadtturm, von dem sich ein überwältigender Blick auf die Stadt bietet.
Königliches Schloss
Auch wenn man sich weniger für Klatsch und Tratsch aus dem europäischen Hochadel interessiert, so ist das Königliche Schloss in Stockholm dennoch einen Abstecher wert. Super ist, dass ein einmal erworbenes Ticket (160 SEK, ca. 17 €) sieben Tage in den diversen Museen und Gemächer Einlass gewährt. Von außen beeindruckt die königliche Stadtresidenz schon allein durch ihre Ausmaße. Sie zählt zu den weltweit größten, noch von einer königlichen Familie genutzten Schlössern. Am sehenswertesten sind die großartigen königlichen Repräsentationsräume, die heute noch genutzt werden, was man anhand von Bildern mit aktuellen Anlässen auch schön nachvollziehen kann.
Und was sollte man sonst nicht verpassen, wenn man schon mal da ist?
Auf jeden Fall eine Fahrt mit der U-Bahn (Tagesticket 115 SEK, ca. 12 €). Und dies nicht, weil die Züge so besonders sind, sondern in Stockholm sind es die Stationen, die zum Teil wie Gemäldegalerien anmuten.
Ein Bummel durch das malerisch am Wasser des Riddarfiarden gelegene Riddarholmen liefert wunderschöne Einblicke und Ausblicke auf Södermalm und das Stadthuset. Und natürlich gibt es jede Menge Museen – einzigartig auf der Welt, wenngleich auch nicht einzigartig gut, ist das Nobelmuseum (120 SEK, ca. 12,50 €), das ganz zentral in der Gamla Stan gelegen ist.
Wer seine Zeit in Stockholm auch zum Shoppen nutzen möchte, wird rund um den Stureplan fündig, wo sich angesagte Designer angesiedelt haben, aber es in den Parallelstraßen der Birger Jarlsgatan auch Erschwinglicheres zu entdecken gibt. Sowohl zum Shoppen, wie auch zum Ausgehen ist das Szeneviertel SoFo derzeit angesagt mit seiner Kneipen- und Cafélandschaft, wo sich weniger Touristen, dafür mehr Einheimische treiben lassen. Restaurantempfehlungen gibt es dank Tripadvisor viele, aber einige davon – vor allem in der Gamla Stan – sind dann doch sehr touristisch, wenngleich die Räumlichkeiten und auch das servierte Essen zum Beispiel im „Den Gyldene Freden“ einen Besuch absolut rechtfertigen. Sehr viel weniger touristisch, aber ebenfalls in einem traditionellen und doch zeitgemäßen Rahmen kann man im „Blå Dörren“ speisen.
Der Stockholm-Besucher, der zum ersten Mal in der Stadt ist, wird sich auch über die hohe Zahl an Imbiss-Ständen und Fast-Food-Restaurant wundern, aber das liegt wohl nicht nur an den internationalen Einflüssen, sondern auch an der Liebe der Schweden für das Smörgåsbord, das wörtlich übersetzt so viel wie „Butterbrotstisch“ bedeutet und Köstliches für zwischendurch offeriert.
Was mich aber auch bei diesem Besuch wieder völlig fasziniert hat, ist die Freundlichkeit und Gelassenheit der Schweden, die nichts aus der Ruhe zu bringen scheint, die immer einen freundlichen Spruch auf den Lippen haben und selbst deren Kinder um Welten entspannter wirken, als in Mittel- und Südeuropa. Am liebsten würde man nach vier Tagen Stockholm sofort raus aufs Land fahren und noch viel mehr von dieser Stimmung und vor allem noch viel mehr von der schwedischen Natur, von der man in den einzigartigen Schären bereits eine Kostprobe erhalten hat, aufsaugen.