Nachdem ich Zürich von beruflichen Einsätzen bisher nur entweder bei Nebel im Winter oder bei Regen im Herbst kennenlernen durfte, fand ich, dass die Stadt nun endlich einmal einen Besuch im Sommer wert war. Dass es nun ein Besuch bei Gluthitze im Sommer werden sollte, konnte ich noch nicht ahnen, als wir das letzte Juni-Wochenende für den Städtetrip nach Zürich ausgewählt hatten. Trotz 37 Grad wurde es dennoch ein interessanter und auch sehr schöner Aufenthalt.
Mit dem Auto nach Zürich zu fahren, lohnt nur bedingt. Denn die Zug- und Flixbusverbindungen sind gut und vor Ort braucht man das Auto nicht. Im Gegenteil. Parkplätze in der Innenstadt sind Mangelware und falls man einen ergattert, auch nicht gerade preiswert. Aber ich hatte mir für dieses Jahr eine Vignette gekauft und das Auto „entsorgte“ eine Freundin, die mit uns kam und das Wochenende nutzte, ihren Freund zu besuchen, der kostenlose Parkplätze vor der Haustür hatte.
Als Unterkunft hatten wir uns mal wieder für ein Motel One entschieden, das brandneu in der Innenstadt, nur etwa zehn Gehminuten von der Limmat und vom Zürichsee entfernt, vor geraumer Zeit eröffnet wurde. Schweizer Schokolade ist das Thema des Hotels, das dort vor allem in der Hotelbar besonders attraktiv umgesetzt wird. Goldenes Schocki-Papier an der Decke, Macrons als Tische und eine ziemlich viel Ähnlichkeit mit eine Schokoladentafel aufweisende Wandverkleidung – um hier nur einige Accessoires aufzuzählen. Wir hielten uns gerne in der großzügigen Bar auf, nicht nur aufgrund der fantastischen Klimatisierung. Wenn es nicht ganz so heiß ist, ist sicherlich der launchig gestaltete Innenhof auch noch eine Besonderheit des Hotels.
Tja, was macht man jetzt in Zürich im Hochsommer? Wir beschlossen, es langsam anzugehen und uns zunächst durch die Altstadt treiben zu lassen und dem Stadtrundgang zu folgen, der auf unserem Hotelstadtplan eingezeichnet war. So führte uns unser Weg zunächst ans Ufer des Zürichsees, der sich als zweitgrößter ausschließlich Schweizer See über 80 km lang erstreckt und von der Limmat gespeist wird, die die Altstadt durchzieht.
Allein der Blick aufs Wasser tut an diesem Tag gut, auch wenn alle Schattenplätze am See besetzt sind. Wenige Schritte vom Zürichsee entfernt trifft man auf das weltberühmte Opernhaus, das hochkarätiges Musiktheater bietet.
Am rechten Ufer der Limmat entlang mit herrlichem Blick auf die dort liegenden Segelboote, erliefen wir uns die malerische Altstadt mit ihren idyllischen Vierteln Nieder- und Oberdorf. Mittelalterliche Häuser, enge Gassen, einladende Restaurants und kreative Shops wechseln sich ab und vermitteln dem Besucher tatsächlich eher einen dörflichen Eindruck statt dem einer Weltstadt. Jede der Brücken über die Limmat bietet eine neue Perspektive auf die hübsche Altstadt und den See.
Eines der Highlights des Stadtbummels stellte sicherlich die Aussicht vom Lindenhof auf das Herz Zürichs dar. Zufälligerweise fand auf der Limmat an diesem Tag ein traditionsreicher Wettbewerb im Wasserfahren statt und im Lindenhof hatten wir sozusagen einen Logenplatz, noch dazu im Schatten.
Ein völlig anderes Zürich präsentierte sich dann bei einem Bummel durch die weltberühmte Bahnhofsstraße, die als eine der teuersten Einkaufsstraßen der Welt gilt. Aber nicht nur die frühen Schließzeiten der Geschäfte am Samstagnachmittag hielten uns hier von einer Shopping-Tour ab.
Einen herrlichen Abschluss des Sightseeing-Programms bildete der Besuch des Fraumünsters. Hier kann man in aller Ruhe mit Audioguides der Geschichte des Stifts lauschen und sich die fünf fantastischen Kirchenfenster von Marc Chagall erklären lassen.
Da ein Zürich-Besuch ohne die Verkostung eines original Zürcher Geschnetzelten undenkbar ist, fiel das Los am Abend auf die Traditionsgaststätte Bierhalle Kropf. Der Name täuscht ein bisschen, denn das Ambiente ist durchaus sehenswert mit Jugendstildekor und barocken Deckenmalereien. Für uns war jedoch an diesem Abend ausschlaggebend, dass sie auch eine nette Außenterrasse haben, auf der durchaus auch Weintrinker auf ihre Kosten kommen.
Der Abend klang auf einem Mäuerchen an der Limmat in aller Ruhe aus, wo man das ausgehfreudige einheimische und auswärtige Publikum wunderbar beobachten konnte.
Der Sonntag startete mit einem ausgiebigen Motel-One-Frühstück, das sich durchaus sehen lassen kann und für Züricher Verhältnisse mit 18 SFR auch durchaus erschwinglich ist. Der Sommer schien weiterhin auf Höchsttouren zu laufen und schlug den Vortag nochmals um zwei Grad, sodass die Entscheidung ohne lange Überlegung auf eine Schifffahrt fiel. 90 Minuten dauert die kleine Seerundfahrt, die mit einigen Stopps über Küsnacht bis nach Erlenbach führt und dann am anderen Seeufer entlang wieder zurück zum Bürkliplatz in Zürich. Man kommt ein wenig ins Träumen, wenn man an den gepflegten Villen mit Seegrundstück und eigenem Steg und Boot vorbeischippert. Damit man nicht neidisch wird, muss man sich einfach ganz schnell vorstellen, wie häufig die Stadt normalerweise zu anderen Jahreszeiten im Nebel hängt und dass man selten von seinem Seegrundstück so viel hat, wie an diesem Ausnahme-Sommer-Wochenende.
Den restlichen Tag verbringen wir mit einem kleinen Spaziergang entlang des östlichen Seeufers bis zum Belvoir-Park mit seinen Iris- und Tagliliengärten. An den Ufern des Sees und der Limmat ist an diesem Tag kein freies Plätzchen mehr zu ergattern, alle streben in Richtung Wasser. Und so sind die für Zürich so typischen Badeanstalten auch bis auf den letzten Platz gefüllt.
Zürich hinterlässt bei mir einen ausgezeichneten Eindruck. Die Stadt tut gut mit ihrer Gepflegtheit und Idylle. Und es gibt auf jeden Fall noch jede Menge zu sehen für einen zweiten und auch dritten Besuch. So viel steht fest.
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