Augsburg hat mit „Die Tafeldecker“ definitiv eine neue gastronomische Bereicherung. Italiener, Chinesen und Griechen, seit Kürzerem auch vermehrt Inder – da ist die Auswahl groß. Aber wenn man mal richtig gut Bayerisch oder gar Schwäbisch essen gehen möchte, sind die Möglichkeiten deutlich begrenzter. Vor allem, wenn man auch Wert auf ein angenehmes Ambiente und gefälligen Style legt.
„Die Tafeldecker“ haben in der Fuggerei Einzug gehalten und beerben dort – allerdings nur räumlich – die alteingesessene Fuggerei-Stube, die im letzten Jahr von den Pächtern aus Altersgründen aufgegeben wurde. Nachdem der neue Pächter gefunden worden war, wurde einiges umgestaltet, modernisiert und aufgehübscht, sodass „Die Tafeldecker“ nun in diesen geschichtsträchtigen Mauern für das leibliche Wohl von Touristen und Einheimischen sorgen.
Tapas-Bar auf Bayerisch-Schwäbisch
Beim Benutzen des Haupteingangs der Fuggerei wurde ich zwar kurz von der Kassiererin aufgehalten, aber meine Erklärung, dass ich in den Biergarten wollte, genügte ihr völlig aus, um mir ohne Eintritt zu zahlen, Zutritt zu gewähren. Das Konzept des neuen Restaurants ist interessant: In Form von Tapas wird ein vielfältiges Angebot von Bayerischen, Schwäbischen und „eingebayerten“ Speisen auf kleinen Tellerchen und Schüsselchen angeboten. So kann man sich ein vielfältiges Menü selbst zusammenstellen und dabei die ganze Vielfalt kosten. Wer sich selbst von dem Angebot überzeugen will, kann wie in einer richtigen Tapas-Bar, an der Theke die kleinen Köstlichkeiten in Augenschein nehmen.
Wir vertrauten der Küche und bestellten erst einmal fünf Gerichte, die nicht nur optisch ein Hingucker waren, sondern auch ausnahmslos ausgezeichnet zubereitet waren. Ganz ehrlich, zunächst waren wir ein wenig erstaunt, ob der Portionierung. Aber nachdem alles aufgegessen war, waren wir sehr angenehm gesättigt und hatten gerade mal 22 Euro für diese Komposition ausgegeben, die zwei Personen satt machte.
Jakob Fugger hätte seine wahre Freude an „Die Tafeldecker“
Im Biergarten, der die Fuggerei endlich wieder mit Augsburger Leben erfüllt, ist Selbstbedienung bei den Getränken angesagt. Im Restaurant, das an diesem herrlichen Sommerabend alle mieden, wird natürlich auch Getränkeservice gemacht. Die Einrichtung innen ist schlicht, aber ansprechend und hochwertig. Pomp, Glitzer und bunte Farben hätten auch nicht zur Philosphie der Fuggerei, der ältesten Sozialsiedlung der Welt, gepasst. Noch heute wohnen in den 142 Wohnungen, die vor knapp 500 Jahren von Jakob Fugger, dem Älteren als Stadt in der Stadt gebaut wurden, Menschen mit geringem Einkommen für 88 Cent Jahreskaltmiete und täglich drei Gebeten. Jakob Fugger, der Ältere nimmt übrigens auch noch heute im „Die Tafeldecker“, in Form eines Wandgemäldes, Anteil am Geschehen in der Fuggerei-Gaststätte.
Ein bisschen schade ist, dass im Biergarten nicht auch, wie im Restaurant, Tapas-Blöcke ausliegen, was draußen beim Bestellen ein gutes Gedächtnis erforderlich macht. Auch wäre schön, wenn die Mitarbeiter, den doch meist neuen Gästen – die Eröffnung war ja erst vor wenigen Wochen – das Konzept kurz erklären würden. Aber das sind sicherlich alles Kinderkrankheiten, die schnell ausgeheilt sind.
Übrigens: Wem das mit den Tapas zu kompliziert ist, der kann auch ganz normale Tellergerichte bestellen. Und auch zum Frühstücken ist das Restaurant eine ideale Location, zumal man am Samstag und Sonntag bereits um 8.30 Uhr öffnet.