An San Sebastian konnte ich mich nur noch vage erinnern. Immerhin ist es fast 20 Jahre her, als wir damals mit dem VW-Bus die baskische Küste entlangfuhren und dort auch einen Halt einplanten. Ich wusste nur noch, dass ich die Stadt damals toll fand. Warum und weshalb hatte ich nicht mehr so genau in Erinnerung, aber das Gefühl war all die Jahre geblieben, dass ich mich dort gerne noch einmal etwas genauer umsehen würde.
Wenn man einen Besuch in San Sebastian, der Kulturhauptstadt von 2016 plant, gibt es fünf „Musts“, die nicht ausgelassen werden dürfen bei der Erkundung der Stadt. Das Gute an San Sebastian ist nämlich, dass man nicht von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit hetzen muss, um den Charakter der baskischen Metropole zu erfassen, sondern den begreift man hauptsächlich beim Schlendern durch die Stadt und entlang des Strands, beim Erklimmen von kleinen Aussichtsbergen und beim Essen. Ist das nicht wunderbar? San Sebastian hat wirklich Lebensqualität!
La Concha
La Concha ist einer von drei Stadtstränden von San Sebastian und für viele sogar der schönste Stadtstrand der Welt. Den Namen hat der Strand mit seinem feinen weißen Sand von seiner Muschelform erhalten, die man besonders gut von den beiden Aussichtsbergen sieht. Die Promenade entlang der Strandabschnitte lädt zum ausgiebigen Flanieren ein. Kilometerlang kann man am Wasser in der Stadt entlang schlendern und die immer wieder wechselnden Ausblickszenerien, häufig bedingt auch durch das atlantische Wolkenspiel, genießen. Baden kann man natürlich auch. Und kaum scheint die Sonne ist La Concha auch sofort gut gefüllt mit Sonnenanbetern.
Altstadt
Der meistbesuchte Teil San Sebastians oder Donostias, wie es sich auf Baskisch nennt, ist ohne Zweifel die Altstadt. Sie liegt am Fuße des Monte Urgull, natürlich begrenzt durch den Hafen und die Einmündung des Flusses Urumea. Die Straßen der Altstadt sind voller Geschäfte, Restaurants, Bars und Cafés. Letztere sind für allem für ihre Pintxos bekannt, die legendären Häppchen. Am besten erkundet man „la parte vieja“ Gasse für Gasse längs oder quer, dabei sollte man die Plaza de la Constitución, wo ehemals die Stierkämpfe abgehalten wurden und heute das Nachtleben pulsiert, nicht übersehen.
Es herrscht eine gewisse Eleganz in der Stadt, selbst in der Altstadt, die von Touristen wie Einheimischen gleich gut frequentiert wird. San Sebastian ist lebhafter und sauberer als viele andere spanische Städte. Eine gewisse Exklusivität ist sowohl in den Auslagen der Geschäfte wie auch an den Hausfassaden zu erkennen, vor allem in den direkt an die Altstadt angrenzenden Einkaufsvierteln.
Monte Igueldo / Monte Urgull
Diese zwei Aussichtsberge stehen ganz oben auf der To Do Liste bei der Erkundung der Stadt. Der Monte Igueldo ist ohne Zweifel der prominentere der Beiden, mit 200 Meter auch der höhere. Ihn kann man sehr bequem mit einer Zahnradbahn erklimmen (3,15 € hin und zurück), was am Wochenende auch viele einheimische Familien machen, weil sich hier ein kleiner Freizeitpark mit allerlei Attraktionen befindet. Uns interessiert aber viel mehr der fantastische Blick, der sich auf „La Concha“, die Stadt und die beiden anderen Strände bietet. Und damit man ihn auch wirklich genießen kann, gibt es – wie übrigens in der gesamten Stadt – jede Menge Bänke und andere Sitzgelegenheiten, aber auch eine Bar und ein Café.
Der Monte Urgull kann nur zu Fuß bestiegen werden, aber mit 120 m Gipfelhöhe ist dies keine große Herausforderung. Wem es dennoch zu viel ist, der kann den Hügel auch einfach nur an der Strandpromenade umwandern. Aber auch hier lohnt der Aufstieg zum Castillo de la Mota und der monumentalen Christus-Statue, die wie ein Beschützer über der Altstadt auf dem Monte Urgull thront. Im Castillo befindet sich ein recht sehenswertes Museum, das kostenlos Eintritt gewährt und einen Abriss über die Geschichte der Stadt bietet.
Pintxos
Pintxos sind die Tapas San Sebastians – einfach ausgedrückt. Aber das wäre wirklich sehr einfach. Sie sind eine gastronomische überregional bekannte Besonderheit der Stadt: Es handelt sich um kleine kalte oder warme Gourmetportionen oftmals aufgespießt auf kleinen Weißbrotscheiben, die nicht nur attraktiv aussehen, sondern auch fantastisch schmecken. Die Entscheidung fällt schwer, wenn man vor den Pintxos-Bergen steht, die so appetitlich an der Theke aufgebaut sind, dass man am liebsten alle verkosten möchte. Wie der Kellner an der Bar den Überblick behält, wer sich wie viele dieser Köstlichkeiten auf den Teller geladen hat, bleibt uns bis zum Schluss ein Rätsel. Vor allem wenn sich zu den Ballungszeiten am Mittag und Abend halb San Sebastian auf den Beinen befindet und sich in den Bars auf ein Glas Wein und ein paar köstliche Häppchen am Tresen trifft. Wo möglich, wird das Geschehen auch gerne vor die Bar verlegt, da einen wahren San Sebastiano weder Regen noch Kälte von seinem Pintxos-Vergnügen abhalten kann.
Museo San Telmo
Eigentlich war der Besuch des Museo San Telmo eher eine Verlegenheitslösung aufgrund des regnerischen Wetters. Allerdings war es uns auch schon von unserem Gastgeber Antonio wärmstens ans Herz gelegt worden. Und wie hätten wir es bedauert, wenn uns dieses Highlight der Stadt entgangen wäre!
Am Fuß des Monte Urgull, der die Bucht von San Sebastián nach Norden abschließt, liegt das San Telmo-Museum zwischen der dicht bebauten Altstadt und dem üppigen Grün des Hügels. Es stellt eine gelungene Synthese von alter und moderner Architektur dar. Zwei temporäre Ausstellungen in dem modern gestalteten Kreuzgewölbe und eine ausgezeichnete Ausstellung über das baskische Leben und die Kultur ließen die Zeit wie im Flug vergehen. Schade war, dass wir nur zwei Stunden eingeplant hatten und zu den letzten Besuchern zählten, als das Museum um 20 Uhr am Abend dann schloss. Tief beeindruckt waren wir von der ehemaligen Dominikanerkirche und der Son-et-Lumière-Show, die dort stündlich gezeigt wird.
Das moderne multidisziplinäre Museum bietet so viel Abwechslung und interessant aufbereitete Information, wie man es selten in einer Ausstellung findet. Einen Audioguide in der gewünschten Sprache gibt es zum Eintrittspreis von 6 Euro dazu. Am Dienstag ist das Museum sogar kostenfrei.
Fakten (Stand 05/2018):
Flüge: Mehrmals am Tag Verbindungen mit der Lufthansa zwischen München / Frankfurt und Bilbao. San Sebastian selbst hat nur einen Flughafen für innerspanische Flüge. Preis ca. 180 bis 320 Euro.
Busverbindung ab/zum Flughafen: Einmal stündlich verkehrt ein Bus vom Flughafen Bilbao direkt nach San Sebastian zum Busbahnhof. Der Preis für den Transfer beträgt 17 Euro pro Person für ca. 75 Min. Transferzeit. Tickets gibt es nur am Automaten in der Ankunftshalle.
Reisen vor Ort: In San Sebastian benötigt man kein Auto, zumal Parken dort auch sehr teuer ist. Wenn man einigermaßen zentral wohnt, kann man fußläufig die Sehenswürdigkeiten gut erreichen. Einmal stündlich verkehrt ein Bus zwischen San Sebastian und Bilbao (einfache Fahrt 14 Euro – 75 Min). Aber auch Vitoria-Gasteiz oder gar Biarritz kann man mehrfach am Tag mit dem Bus gut erreichen. Den detaillierten Fahrplan der Busgesellschaft PESA kann man hier einsehen. Fahrkarten mit Platzreservierung kann man im Untergeschoss des Busbahnhofs am Schalter von PESA kaufen.
Wohnen: San Sebastian ist kein günstiges Pflaster. Dennoch sollte man sich zentral einquartieren, weil alles Wichtige, was es in der Stadt zu sehen und zu tun gibt, sich zentral befindet. Wir haben uns schon sehr früh entschieden, da gute Unterkünfte in der Stadt immer sehr schnell ausgebucht sind. Die Wahl fiel auf „Pension Del Mar“. Eine kleine Pension mit sechs Zimmern im Stadtteil Gros, sieben Minuten zu Fuß vom Busbahnhof und sieben Minuten zu Fuß sowohl in die Altstadt wie auch ans Meer. Eine ausgezeichnete Entscheidung für ein neu renoviertes supersauberes Zimmer und mit 100 Euro pro Nacht und einer Bewertung von 9,1 bei Booking war es fast ein Schnäppchen. Gastgeber Antonio ist ebenfalls ein Volltreffer mit seinen Empfehlungen und Tipps, die den Aufenthalt zusätzlich bereichern.
Wetter: Einen Regenschirm sollte man in San Sebastian immer mit dabei haben – auch im Sommer. Es herrscht einfach atlantisches Klima – das Gute daran: Es regnet selten den ganzen Tag durch. Aber während unseres Aufenthalts haben wir uns manchmal nach den sommerlichen Temperaturen gesehnt, die zum Zeitpunkt unseres Aufenthalts an der baskischen Küste in Deutschland herrschten. Während wir teilweise Schwankungen zwischen 8 bis 25 Grad ausgesetzt waren.