Noch bis Juni läuft in Wien die Uraufführung des Musicals Schikaneder. Muss man das gesehen haben? Das fragen sich sicherlich selbst einige eingefleischte Musical-Fans, die sonst keine Neuinszenierung auslassen, geschweige denn eine Weltpremiere.
Zu diesen hartgesottenen Musical-Liebhabern gehöre ich wahrlich nicht, aber dennoch habe ich mir „Schikaneder“ angesehen und war total begeistert. Sodass ich die Frage, ob man es gesehen haben muss, mit „ja, unbedingt“ beantworten würde.
Schikaneder – eine Theaterlegende
Ich muss zugeben, dass meine persönliche Motivation, es mir anzusehen, zunächst war, dass mein alter Freund Jon Goldsworthy, wie schon beim Mozart-Musical, nun auch bei Schikaneder auf der Besetzungsliste steht. Und fast jeder, dem ich im Vorfeld von dem Theaterabend erzählte, fragte natürlich erst einmal nach: Schikaneder? Wer oder was ist das denn? In der Tat ist diese schillernde Theaterlegende in Deutschland unter Nicht-Theater-Leuten kaum bekannt. Und das, obwohl er ursprünglich aus Bayern stammte und unter anderem auch einige Jahre das Theater in Augsburg leitete. Aber auch als Schauspieler, Dichter, Regisseur und Sänger präsentierte er sich einem häufig begeisterten Publikum. Sein größter beruflicher Erfolg war jedoch das Libretto für die „Die Zauberflöte„. Diese Oper mit der Musik von W.A. Mozart bescherte ihm so viel Erfolg, dass er anschließend das Theater an der Wien erbauen ließ.
Eine Bühnenshow von Broadway-Format
Das Musical könnte gar nicht besser zu Wien passen. Letztendlich verzaubert es einen einfach. Die grandiose Musik reißt mit und der Inszenierung gelingt es, einen in die Zeit von Schikaneder zurückzuversetzen. Große Showeffekte darf man nicht erwarten, dafür eine ganz große Bühnenshow mit begeisternden Darstellern und einer turbulenten, aber keineswegs kitschigen Handlung. Es tut gut, keinerlei Verfremdung erleben zu müssen, sondern ein Barock-Musical dargeboten zu bekommen, das fast schon ein bisschen Operettencharakter hat.
Schikaneder muss man einfach lieben mit seiner unbekümmerten Art, mit der er jeden Menschen, vor allem aber die Frauen für sich einnimmt. Mindestens genauso viel Sympathie bringt man aber für seine Frau Eleonore auf, die sehr bald erkennen muss, dass Schikaneder ihr nicht allein gehört. Nach vielen Turbulenzen und emotionalen Differenzen, findet das Paar aber dennoch wieder zusammen und genießt gemeinsam den Erfolg ihres Theaters.
Standing Ovations beim Schlussapplaus
Die Stimmen im Publikum waren schon zur Pause quer durch alle Generationen ausgesprochen positiv, sodass es nicht wunderte, dass das Stück mit stehenden Ovationen für die Darsteller endete. Und die Gäste im Raimund Theater waren tatsächlich total begeistert – einschließlich mir! Ich würde es mir sofort nochmal ansehen – und das hab ich mir noch nicht bei allzu vielen Musicals vorgenommen.