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Biohotel Pausnhof

BIOHOTEL PAUSNHOF – BAY. WALD

Im Biohotel Pausnhof wird „Bio“ in seinem ursprünglichen und eigentlichen Sinn gelebt. Der Pausnhof war das erste Biohotel Deutschlands und der Zusatz Bio ist hier nicht nur ein Siegel, das man sich an die Eingangstüre hängt, sondern hier überzeugt jedes Detail. Nicht zuletzt überzeugt auch die Einstellung der Familie Simmet zu Bio und der durch und durch glaubwürdigen Umsetzung dieser eingegangenen Verpflichtung dem Gast gegenüber.

Pausnhof von Außen

Biohotel Pausnhof von Außen

St. Oswald ist eine beschauliche kleine Gemeinde inmitten des Nationalparks Bayerischer Wald. Wer Ruhe und Erholung, Einklang mit der Natur ohne spektakulären Nervenkitzel, aber eine einmalige Waldlandschaft mit einem vielfältigen Erlebnisangebot erfahren will, ist hier genau richtig.

Im Biohotel Pausnhof ist wirklich alles Bio

Dass die Gäste die Natur und den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen schätzen, ist auch der Familie Simmet ganz wichtig. Ihre Gäste sollen zu ihnen und zu ihrem kleinen Hotel passen, deswegen hat man es auch gerne, wenn der Gast im Vorfeld telefonisch Kontakt aufnimmt. Bei dem ersten Kennenlernen am Telefon können auch schon Besonderheiten des Hotels, aber auch Wünsche und Anforderungen der Gäste besser besprochen werden.

Restaurant im Pausnhof

Restaurant im Biohotel Pausnhof

À la Carte kann man im Biohotel Pausnhof nur untertags essen und aus einer kleinen Karte wählen. Am Abend hingegen stehen in einem festgelegten 4-Gang-Menü drei Hauptgänge zur Wahl. Aber sollte für den einen oder anderen auch hier nichts dabei sein, dann findet sich auf jeden Fall eine Alternative. Die in der Küche verwendeten Produkte stammen überwiegend aus der hofeigenen Landwirtschaft und aus der Region. Selbstredend dominieren saisonale Gerichte das kreative Angebot des Küchenchefs. Auch das Frühstücksbuffet kann sich sehen lassen: Selbstgemachtes, Regionales und Gesundes bilden die Basis für einen gelungenen Start in den Tag. Der Pausnhof ist Mitglied der Slow Food Bewegung.

Die Zimmer sind mit Vollholzmöbeln ausgestattet, einfach und gemütlich – von dem Innenarchitekten, Schreiner und Künstler Franz Hafner gestaltet. Die verbauten Materialien stammen alle aus dem Bayerischen Wald und der Umgebung. Selbst die Textilien stammen teilweise aus dem selbstgemachten Fundus der Vorfahren des heutigen Hausherrn.

Zimmerbeispiel

Zimmerbeispiel

Ein weiteres Highlight stellt der kleine Wellnessbereich des Hotels dar. Um den offenen Kamin gruppieren sich ein Teil des Ruhebereichs sowie die Saunen und das Kräuter-Dampfbad.

Blick auf den Solepool

Blick auf den Solepool des Biohotel Pausnhof

Erfrischen kann man sich in dem malerisch angelegten Naturschwimmbad und wer es nicht so kühl möchte, kann sich zu allen Jahreszeiten auch im beheizten Solebad tummeln.

Schwimmteich

Schwimmteich

Der Pausnhof ist kein Wellnesshotel im eigentlichen Sinn, wie es sie zuhauf in dieser Region gibt. Wer aber ein paar angenehme Stunden im Wellnessbereich mit einem aktiven Urlaub in einer der ursprünglichsten Regionen Bayerns verbinden will, der ist hier genau richtig. Ganz billig ist der Aufenthalt im Paushof jedoch nicht – aber dafür fühlt man sich von der ersten Minute des Aufenthalts an wohl und von ehrlicher Gastfreundschaft, verbunden mit hoher Qualität, umsorgt.

www.pausnhof.de

 

Jazz unter Palmen auf der Insel Mainau

JAZZ UNTER PALMEN

Seit dem Jahr 2008 präsentiert das Europäische KulturForum Mainau e.V. auf der Insel Mainau die Konzertreihe Jazz unter Palmen. Nicht immer sind es renommierte Künstler, die im Palmenhaus eine Bühne finden, sondern häufig werden auch vielversprechende Akteure aus der Region eingeladen, um sich vor interessiertem Publikum zu präsentieren. Am 4.9. war es in diesem Jahr jedoch eine Größe der deutschen Jazzszene, nämlich die Band Hotel Bossa Nova, die sich auf der Bodenseeinsel angesagt hatte.

Hotel Bossa Nova im Palmengarten

Hotel Bossa Nova im Palmengarten bei Jazz unter Palmen

Das Quartett um die halb indische, halb portugiesische Sängerin Liza Da Costa wurde 2005 in Wiesbaden gegründet. Liza Da Costa ist das Gesicht und die Stimme von Hotel Bossa Nova, die mit Eigenkompositionen, die von Fado und Flamenco, über Cool Jazz und Samba zu afrikanischen, europäischen und lateinamerikanische Rhythmen reichen, begeistern. Zwei Stunden lang unterhielten sie das Publikum, das sich von den melodiösen und zeitweise ein wenig schwermütigen Klängen, verzaubern ließ. Bei ein paar wenigen Instrumentalstücken und einer launigen Moderation durch Tillman Höhn konnten auch die drei Herrn an Gitarre, Kontrabass, Schlagzeug und Percussion demonstrieren, dass sie nicht nur die Begleitmusiker von Liza Da Costa sind, sondern ihr Können bravourös unter Beweis stellen.

 

Szenerei im Palmengarten

Szenerie im Palmengarten bei Jazz unter Palmen

Jazz unter Palmen, alljährliche Konzertreihe

Das Palmenhaus war bis auf den letzten Platz gefüllt. Hier ist man absolut wetterunabhängig und hat dennoch in dem tropischen Ambiente das Gefühl in freier Natur zu sitzen.  Stilvoll waren runde Banketttische aufgestellt, es herrschte freie Platzwahl und wer wollte, konnte noch vor dem Konzert aus der kleinen, aber gut abgestimmten Karte eine Kleinigkeit zum Essen auswählen. Der Service war zuvorkommend und so war auch während des Konzerts für ausreichend Getränke gesorgt.

Impressionen auf Mainau

Impressionen auf der Insel Mainau

Eine weitere Besonderheit bei den Konzerten ist, dass mit der Eintrittskarte auch ab 17.00 Uhr der Eintritt auf die Insel Mainau gratis ist und es erlaubt ist, mit dem Auto bis zum Parkplatz Schwedenschänke zu fahren. Bei einem Eintrittspreis von 19 € Euro und Parkgebühren von 4 € rechnet sich eine Konzertkarte für 22 € doch deutlich, wenn man tatsächlich noch ein wenig von der Blütenpracht der Insel bei einem Spaziergang mitbekommen möchte.

Impressionen auf der Insel

Impressionen auf der Insel

Am 4.9. wurde auf der Insel Mainau die Dahlienschau eröffnet, eines der Highlights auf der Insel. Mehr als 270 Sorten Dahlien sind im Dahliengarten auf 2.400 Quadratmeter Beetfläche bunt angeordnet und trotzdem wohlüberlegt in der Höhe gestaffelt gepflanzt. Die Dahlienpracht ist noch bis Anfang Oktober zu besichtigen.

www.mainau.de

Hotel Eisvogel Bad Gögging

HOTEL EISVOGEL – BAD GÖGGING

Zwischen Regensburg und Ingolstadt, unweit von München und Augsburg entfernt, liegt das Wellnesshotel Eisvogel. Wer sich über den Namen wundert, muss wissen, dass das Haus direkt an dem Flüsschen Abens im Kurort Bad Gögging liegt, wo sich hin und wieder die buntgefiederten Eisvögel an einem nahen Weiher getummelt haben. Dies inspirierte den Vater des heutigen Seniorchefs vor vielen Jahren, sein Hotel nach diesem farbenprächtigen Tier zu benennen. Viel hat sich seit den Anfängen in den 50er Jahren hier getan. Und hilfreich war für die Entwicklung sicherlich, dass man im Jahr 1975 in Bad Gögging bei einer Probebohrung Thermalwasser entdeckt hat und somit die Entwicklung des Kurortes begann und mit dem Ort vergrößerte und entfaltete sich auch das Hotel Eisvogel.

An der Abens in Bad Gögging

An der Abens in Bad Gögging

Das Hotel Eisvogel – modern und traditionell

Der vorerst letzte Meilenstein wurde dafür vor zwei Jahren gesetzt, als ein SPA-Erlebnis auf 1.600 m² geschaffen wurde. Im Badehaus finden sich ein Schwimmbad, das aufgrund seiner Größe zum sportlichen Schwimmen einlädt und eine kleine, aber feine Saunalandschaft mit einer großen Infrarot-Sauna, einer Finnischen Sauna und einem Soledampfbad. Auf zwei Etagen sind 15 Anwendungsräume und SPA-Suiten untergebracht, in denen ausgezeichnete Therapeuten ihr Können beweisen und den Gast verwöhnen. Hier erwartet einen eine gelungene Kombination von Lifestyle und Tradition, mit bayerischer Hopfen-Wellness. Der SPA-Bereich ist nicht nur großzügig strukturiert, sondern auch ein Blickfang bezüglich der vielen liebevoll gewählten Accessoires und der stilvollen Gestaltung. Hier ist Erholung und Entspannung unvermeidlich. 2013 wurde das Hotel Eisvogel auch zum WellVital Premium Hotel ausgezeichnet.

Schwimmbad mit Liegebereich

Schwimmbad mit Liegebereich im Hotel Eisvogel

SPA mit Anwendungsräumen

SPA mit Anwendungsräumen im Hotel Eisvogel

Aber nicht nur der SPA trägt zu einem gelungenen Aufenthalt bei, sondern auch die behaglich gestalteten Zimmer, die in unterschiedlichen Stilrichtungen, aber durchgehend geschmackvoll und zum Ambiente des Hauses passend gestaltet sind. Moderne technische Ausstattung ist in allen Zimmerkategorien selbstverständlich.

Zimmer der Kategorie "Grandl"

Zimmer der Kategorie „Grandl“

Auch wenn heute viele Hotelgäste aufgrund des anspruchsvollen Wellnessbereichs zum Eisvogel nach Bad Gögging kommen, so werden sie vor Ort doch auch von einer ausgezeichneten Bayerischen Küche überrascht, die die Einheimischen seit eh und je schätzen. 14 kleine Gaststuben, die unterschiedlich gestaltet sind, aber doch irgendwie zusammenhängen, bieten kulinarisch ambitionierten Gästen Platz. Im Sommer sitzt man auch wunderschön im kleinen Biergarten direkt vor dem Haus, wenige Meter von der Abens entfernt. Eine Besonderheit in der Verpflegung bietet der Eisvogel für seine Wellnessgäste, denn man kann sich zwischen einer Faulenzerpension und einer Wohlfühlpension entscheiden und so selbst bestimmen, ob man am Abend noch einen genussvollen Ausklang beim 4-Gang-Menü erleben möchte, oder nur bis zum späten Nachmittag schlemmt und sich am Abend mit leichterer Kost begnügt.

ausgezeichnete Küche

ausgezeichnete Küche

Immer wieder gerne wird das Hotel aber auch von Tagungsgästen gebucht, die die gute Küche und die Ruhe am Ortsrand von Bad Gögging schätzen. Abgesehen von einer herrlichen Liegewiese direkt am Haus mit Blick auf die familieneigene Kapelle, bieten sich viele weitere Möglichkeiten, die Freizeit zu verbringen, wenn man nicht den ganzen Tag beim Wellness verbringen möchte. Ein gut ausgebautes Netz an Rad- und Wanderwegen, ein naher Golfplatz, Angelgelegenheit und natürlich jede Menge an Besichtigungsmöglichkeiten im Umland sorgen dafür, dass die freien Tage im Eisvogel viel zu schnell vergehen.
www.hotel-eisvogel.de

RIAD MATHAM

Auf Booking.com hatte ich mir mal das Angebot an Unterkünften in Marrakech angesehen – über 1000 Riads priesen sich da an und in den Bewertungen kämpften die Häuser bei 9,8 um die Vorrangstellung. Ist das alles gefaket oder sind die tatsächlich in dieser Fülle so gut? Kann doch eigentlich gar nicht sein… Da kam doch gleich wieder die berufsbedingte Skepsis zum Vorschein, denn 9,0 scheinen bei uns in Deutschland schon fast unerreichbar. Gott sei Dank erzählte ich aber noch rechtzeitig meinem Studienfreund Jürgen von meinem Vorhaben, endlich mal Marrakech zu bereisen und da er in regelmäßigen Abständen dort ein paar Tage verbringt, hatte er auch gleich einen guten Tipp bezüglich einer Bleibe für mich, nämlich den Riad Matham.

Die Wahl fällt schwer unter den vielen traumhaften Unterkünften

Der Empfehlung vertraute ich doch wesentlich mehr als unter Umständen manipulierten Internetbewertungen. Jürgen meinte, die Unterkunft wäre das bisherige Highlight unter seinen Riaderfahrungen gewesen, und das, obwohl er auch schon bei früheren Besuchen in höchstem Maße von dem einen oder anderen Haus geschwärmt hatte.

Suite Mérinide

Suite Mérinide im Riad Matham

Die Internetseite vom Riad Matham war vielversprechend. Man musste sich direkt schon bei der Buchung für ein Zimmer entscheiden, konnte aber alle sechs Zimmer und Suiten in einer kleinen Bildergalerie näher in Augenschein nehmen. Die Entscheidung fiel leicht, denn es war nur noch die Suite Mérinide zu dem von uns vorgesehen Termin frei. Und bei 26 m² und umgerechnet 75 € fürs Zimmer mit Frühstück kann man schon mal Dünkel über Bord werfen und eine sogenannte Suite buchen. Aufgrund der Stornomöglichkeit bei Booking.com hatte ich mich für eine Buchung über das Portal entschieden, was ich zukünftig nicht mehr machen würde, denn Thierry, der Betreiber und Eigentümer des Riads, reagierte immer unverzüglich, war total zuverlässig und hat außerdem ein Konto in Frankreich, wo man ihm problemlos auch eine Anzahlung hin überweisen kann, wenn er bei Buchung von mehreren Zimmern eine Sicherheit nachfrägt.

Sitzbereich in der Suite Mérinide

Sitzbereich in der Suite Mérinide im Riad Matham

Er bot uns auch eine Abholung mit einem Taxi vom Flughafen an. Das lehnte ich zunächst ab. Schließlich reisten wir ja nicht zum ersten Mal und hatten ausreichend Erfahrung mit einer Menge Taxifahrer auf der ganzen Welt. Andererseits – es war ziemlich spät am Abend, als unser Flug in Marrakech ankam… Vielleicht sollte man einfach mal „konventionell“ in diesen Städtetrip starten und den einfachen Weg gehen. Das war definitiv eine gute Entscheidung.

Sukh von Marrakech

Sukh von Marrakech

Der Fahrer, den Thierry uns geschickt hatte, musste lange auf uns warten. Erst hatte der Flieger von Ryanair ziemliche Verspätung und dann dauerte es vier Geldautomaten lang am Flughafen, bis einer endlich Geld ausspuckte und wir vorerst flüssig waren. Die Fahrt in die Innenstadt war kurzweilig, dauerte fast eine Stunde, aber unser Fahrer war gesellig, parlierte abwechselnd in Französisch und Italienisch, da er in Italien die letzten 10 Jahre gelebt hatte, und versuchte uns schon auf dem Weg in die Stadt ganz klar darzulegen, dass Marokko sich im wirtschaftlichen Aufschwung befand und sehr europanah war. Ich glaubte das gerne – hatte ich doch im Vorfeld schon völlig vergessen, dass sich das Land in Nordafrika befand und man für die Einreise einen noch 6 Monate gültigen Reisepass benötigt. Nur Ryanairs aufdringlicher Mailbelästigung mit einer Vielzahl an Hinweisen vor dem Flug sei Dank, dass ich nicht völlig ignorant nur mit dem Personalausweis die Reise angetreten hatte.

So langsam näherten wir uns im Taxi der Altstadt von Marrakech, wo sich in dem Gassengewirr die annähernd 1000 Riads, die traditionellen marokkanischen Häuser oder Paläste mit einem Innenhof, bzw. Innengarten verbergen, die heute den Touristen, ansehnlich renoviert, als Unterkünfte zur Verfügung stehen.

 

 

Souverän fuhr unser Fahrer in immer schmaler werdende Straßen. Erste Zweifel an seiner Ortskenntnis kamen uns allerdings als wir dann zum ersten Mal eine Gasse, die ich wohl kaum vorwärts befahren hätte, rückwärts wieder raus manövrieren mussten. Nach ein paar weiteren Irritationen bezüglich der Wegfindung und mangels Einheimischen, die um diese Uhrzeit noch unterwegs gewesen wären, um sie zu befragen, rief unser Gastgeber beim Fahrer an, um sich zu erkundigen, wo wir denn während dieser ungewöhnlich langen Transferzeit abgeblieben wären. Nun erfuhren wir, dass wir aus Versehen auf der falschen Seite der Altstadt gelandet waren, was unserem netten Fahrer sichtbar peinlich war, aber bei uns auf vollstes Verständnis stieß, denn ich hätte mich bereits nach der ersten Kurve verfahren. Um dies in der finalen Etappe vor dem Riad Matham zu verhindern, kam uns Thierry zu Fuß entgegen. Aber auch, weil das Auto in die letzten Gassen vor unserem Ziel einfach nicht mehr hineingepasst hätte…

Lobby des Riad Matham

Lobby des Riad Matham

Der Riad Matham – eine Oase der Ruhe inmitten der quirligen Stadt

Im Stechschritt folgten wir unserem Gastgeber durch das Altstadtlabyrinth. Liebe auf den ersten Blick war es sicherlich nicht zwischen Thierry und mir. Irgendwann erzählte er uns, dass er eigentlich Fußballtrainer in Frankreich war und den Riad von einem deutschen und einem amerikanischen Ehepaar vor mehr als einem Jahr übernommen hatte, die ihn komplett renoviert hatten. Dafür machte er seine Sache aber dann doch erstaunlich gut und wenn ich auch das eine oder andere Defizit an seinen Gastgebereigenschaften feststellte, so kompensierte dies seine marokkanische Lebensgefährtin Fatima vollumfänglich. Und schließlich ist Thierry ja noch in der Lernphase als Riadbetreiber. Da kenne ich Hoteliers, die das schon 40 mal so lange machen und wesentlich weniger Dienstleistungsgedanken verinnerlicht haben.

Dachterrasse des Riads

Dachterrasse des Riad Matham

Als wir gegen Mitternacht vor dem Lehmeingang des Riad Matham standen, war erst einmal Sich-Wundern angesagt: Der Palast, den wir uns im Internet angesehen hatten, soll sich hinter diesen schlichten Mauern verbergen? Er tat es – und noch in einer viel faszinierenderen Weise als wir es erwartet hatten. Allein die öffentlichen Bereiche mit den verschiedenen Sitzgelegenheiten und der wunderschöne Innenhof versetzten einen in Staunen. Dann ging es hinauf zu unserem Zimmer. Von einer umlaufenden Galerie, von der man einen Blick in das Atrium des Hauses hatte, führten massive riesige Holztüren in die Zimmer und Suiten. Mit dem Betreten tauchten wir ein in ein Märchen aus 1001 Nacht. Mit sehr viel Liebe zum Detail war der Schlafraum mit dem kleinen Sitzbereich in traditioneller Weise ausgestattet, ohne dabei kitschig oder verstaubt zu wirken. Jedes einzelne Accessoire wirkte handverlesen und man hätte es am liebsten sofort eingepackt. Wenngleich dann auch unmittelbar darauf die gedankliche Ernüchterung kam, dass es zu Hause nicht annähernd die Wirkung erzielt und wohl kaum zu restlichen Einrichtung gepasst hätte. Auch das Badezimmer war von einer bestechenden Schlichtheit, ganz im marokkanischen Bäderstil. Hier musste man sich wohlfühlen – vor allem weil die gesamte Unterkunft auch noch meinem leider auch im Urlaub nicht abzustellenden Testerblick vollumfänglich standhielt. Da bin ich ja grundsätzlich immer sehr dankbar – so wie es aussah, bestand tatsächlich für fünf Tage kein Grund zum Lauern auf Unzulänglichkeiten. Das schien entspannend zu werden.

Thierry brachte uns noch aufs Dach nach unserer Ankunft. Aber den Glücksgriff, den wir diesbezüglich mit unserer Unterkunft getätigt hatten, konnten wir erst am nächsten Morgen ganz wahrnehmen. Abgesehen von der Lounge-Bestuhlung, die zum Chillen einlud, war diese Dachterrasse eine Oase der Ruhe inmitten der umtriebigen Altstadt. Der Blick war fantastisch: Die Altstadt unter uns und in der Ferne die schneebedeckten Gipfel des Atlasgebirges, die in den strahlendblauen Himmel ragten. Es war überwältigend!

Blick von der Dachterrasse des Riads

Blick von der Dachterrasse des Riads

Nachdem wir uns am Ausblick satt gesehen hatten, servierten uns Fatima und ihre dienstbaren Geister im Innenhof des Riads ein kleines Frühstück, das schon mal erste Kräfte für die Stadterkundung verlieh. Auf Wunsch kochen die Damen des Hauses auch gerne für ihre Gäste. Da die dort servierte Tajine, ein traditionelles marokkanische Schmorgericht, sogar im Internet gelobt wurde, nahmen wir an einem Abend dieses Angebot auch an. Abgesehen, dass es köstlich schmeckte, hatte es auch den Vorteil, dass man genüsslich eine gute Flasche Rotwein dazu verkosten konnte, die Thierry als genussaffiner Franzose natürlich für seine Gäste vorhält. Generell haben Fatima und Thierry jede Menge Tipps und Ratschläge für den Besuch der Stadt, Stadtpläne und Vorschläge für Ausflüge bereit.

Der Bazar von Marrakech – Ein Gewirr von Gassen, Düften und Eindrücken

Die Ausgangslage ist perfekt für eine Stadterkundung. Gut, beim ersten Mal brauchten wir ca. zweieinhalb Stunden, bis wir durch das Gassengewirr endlich auf den Platz der Plätze, den Jemaa El Fna mit seinen Geschichtenerzählern, Garküchen, Schlangenbeschwörer und Akrobate, ankamen. Jedoch wurde hier einmal mehr klar, dass der Weg das Ziel ist. In den weiteren Tagen reduzierte sich dann die Zeit durch die verführerischen Soukhs bis auf etwa 10 Minuten, reine Netto-Gehzeit. Direkt um die Ecke vom Riad ist die Moschee Ben Youssef mit der Medrasa Ben Youssef – zentraler geht es kaum.

Tajine

Tajine

Wer einmal einen marokkanischen Hammam genießen möchte, kann dies auch im Riad tun. Hier findet Wellness à la marocain noch im ursprünglichen Sinne statt – und ist noch nicht so touristisch, wie in vielen exklusiven Wellnessoasen Marrakechs, wo die Behandlungen weniger effizient und völlig überteuert sind.

Medersa Ben Youssef

Medersa Ben Youssef

Auch wenn die Verlockung groß ist, einen der vielen anderen Riads beim nächsten Mal auszuprobieren, so war der Riad Matham doch das „Zuckerl“ unseres Aufenthalts in Marrakech. Absolut empfehlenswert!

www.riadmatham.com

Altstaufener Einkehr Oberstaufen

ALTSTAUFNER EINKEHR

Die Altstaufner Einkehr ist eines der Highlights unter den Restaurants in Oberstaufen. Man kann es schon ahnen, dass sich das Restaurant großer Beliebtheit erfreut, wenn man – sobald es die Witterung zulässt – den ausgesprochen gut gefüllten Biergarten erblickt. Wir hätten diesmal doch reservieren sollen… Aber bisher war das für den engagierten Wirt Michael noch nie ein Problem. Denn in Oberstaufen rückt man einfach ein bisschen zusammen. Das von der Fremdenverkehrschefin mit Hilfe einer Duz-Kampagne verpflichtende „Du“ unter den Gästen vereinfacht diesen Prozess deutlich, auch bei Gästen aus den nördlichen Regionen Deutschlands, wo man bisweilen ein wenig distanzierter ist. So kommt man leicht ins Gespräch und wo man zunächst noch zu zweit an einem Tisch saß, versammeln sich, mir nichts dir nichts, fünf oder sechs Gäste in angeregtem Gespräch.

Biergarten

Biergarten der Altstaufner Einkehr

Altstaufner Einkehr – die erste Adresse in Oberstaufen

Aber in Kontakt kommt man in Oberstaufen auch in anderen Lokalen leicht – das allein kann diese Anziehung also nicht ausmachen. Und richtig – es ist tatsächlich die ausgezeichnete Küche, die die Altstaufner Einkehr so besonders macht: Allgäuer Traditionsküche mit hohem Qualitätsanspruch und regionalen Produkten – das ist das Geheimrezept der Einkehr. Man ist Mitglied der Vereinigung „Landzunge“ zur Förderung qualitätsorientierter Gastronomie im Allgäu und zur Vermarktung regionaler Produkte. Trotz aller Tradition kommt jedoch die leichte moderne Küche nicht zu kurz und wird ideenreich in das Speisenangebot mit eingebunden. Besonders behaglich wird es dann in den kühlen Monaten, wenn man in der urgemütlichen Gaststube, die das Herzstück des denkmalgeschützten Hauses darstellt, zusammenrücken darf und im Kachelofen eifrig eingeheizt wird. Allerdings kann dann selbst der Chef Michael nicht mehr für jeden Gast einen Sitzplatz garantieren…

www.altstaufnereinkehr.de

Das Blaue Haus in Oberstaufen

BLAUES HAUS

„Die gute Stube Oberstaufens“ so bezeichnet sich das Blaue Haus selbst und jeder Besucher, der einmal Gast dort war, wird dies gerne bestätigen. Und dabei ist es egal, ob man „die gute Stube“ im Sommer oder im Winter aufsucht – wohlfühlen tut man sich allemal. Das liegt nicht nur an der liebevollen Dekoration der verschiedenen Stübchen, die sich auf zwei Etagen finden, sondern auch an dem kleinen, aber feinen Angebot an Speisen und Getränken. Eine täglich wechselnde kleine Speisekarte offeriert Bodenständiges und Exotisches – alles frisch zubereitet und ausgesprochen köstlich.

Speiekarte

Das Blaue Haus mit liebevollen Details

Ob Thai-Curry, Gemüseauflauf oder Allgäuer Wurstsalat – schmecken tut es hier immer. Darüber hinaus lachen einen ausladende Kuchenbleche mit selbstgebackenen Köstlichkeiten an, die immer für eine kleine Überraschung gut sind. Auf Regionalität und Qualität wird auch bei den Getränken streng geachtet. Und so kann man sich nicht nur in den gemütlich schlichten Innenräumen aufhalten, abschalten und einfach nur genießen, sondern auch der idyllische Garten mit seinen Sitzgruppen, eingerahmt von hübschen Blumenbepflanzungen bietet eine Rückzugsmöglichkeit, die seines Gleichen sucht. Wohl kaum ein anderer Ort im Allgäu bietet eine solch gelungene Verschmelzung von Bayerischer Tradition mit skandinavischem Ambiente und verspielter südenglischer Gartenkultur.

idyllischer Garten

Das Blaue Haus mit idyllischem Garten

Wer von den originellen Accessoires inspiriert ist, kann alles im Café verwendete und darüber hinaus noch vieles mehr in dem integrierten Shop erstehen – Wohn-, Dekorations- und Geschenkideen im Überfluss.

www.blaueshaus-oberstaufen.de

Szene der Aida in der Arena di Verona

VERONA UND AIDA

Seit Tagen hatte ich den Wetterbericht im Blick, aber die Temperaturen, die für Verona und das kommende Wochenende vorhergesagt wurden, tummelten sich hartnäckig rund um die 40 Grad Marke. Das ließ einen wohl temperierten Aida-Abend in der Arena di Verona erwarten, denn jedenfalls bestand keine Gefahr, sich auf kalten Steinstufen zu verkühlen, während man der Opernaufführung lauschte.

Piazza Brà

Piazza Brà mit der Arena di Verona

Da ich diesmal in Begleitung meiner Familie reiste, hatte ich mich erstmalig für eine Unterkunft bei Airbnb entschieden. Das Angebot für Verona war unglaublich groß und vor allem preislich wesentlich interessanter als die zur Arena-Zeit überteuerten und mit Touristen überfüllten Hotels. Außerdem schien mir dies für 4 Personen die optimale Variante. Die Entscheidung fiel auf eine Wohnung, vermietet durch Elena, die nur etwa 10 Gehminuten von der Arena entfernt im noblen Bankenviertel der Stadt mit Bars und Restaurants lag und schon durch die Fotos im Internet bestach. Wenn diese Aufnahmen tatsächlich der Realität entsprachen, dann konnte bei unserem kleinen Familienausflug eigentlich nichts mehr schiefgehen. Und sie entsprachen der Wirklichkeit!

Wohnung in Verona

Wohnung in Verona

Die Wohnung war klasse. Elegant, aber dennoch behaglich eingerichtet, blitzsauber und vor allem auch großzügig genug, um dort bequem mit vier Personen Platz zu finden. Bei nahezu 40 Grad Außentemperatur war eine Klimaanlage durchaus nicht zu verachten, der in den Tagen einiges abverlangt wurde. Netterweise hatten unsere Gastgeber uns sogar noch eine Flasche venetischen Weißwein als Willkommensgruß in den Kühlschrank gestellt.

Die Arena di Verona – man hat nie genug davon

Es war viel los in diesen Tagen in Verona, was uns aber von einer kurzen kulturellen Auffrischung der Hauptsehenswürdigkeiten nicht abhielt. Die Piazza delle Erbe, der Signori-Platz, der Dom, San Zeno und der Balkon der Julia gehören ja zum Standardprogramm bei einem Besuch der Stadt. Aber darüber hinaus gibt es immer wieder Neues zu entdecken, sei es, wenn man ein wenig abseits des Touristenstroms durch die kleinen verwinkelten Gassen streunt oder am Ufer der Etsch entlang bummelt, die den Stadtkern malerisch in einer Schleife einbindet.

Etsch-Schleife

Etsch-Schleife

Eine befreundete Veroneserin hatte uns einen tollen Tipp fürs Abendessen gegeben. „Wollt ihr typisch und gut essen? Und dabei noch freundlich bedient werden und einen herrlichen Blick genießen?“ Das klang doch gar nicht schlecht. Und tatsächlich war die Trattoria Vecio Mulin am Ufer der Etsch zwar kein absoluter Geheimtipp mehr, aber dennoch eine tolle Empfehlung. Der veronesische Name des Lokals war schon Verpflichtung für die teilweise sehr traditionellen Gerichte, die keineswegs Standard waren, durchgängig geschmackvoll zubereitet und vor allem auch fürs Auge sehr gefällig angerichtet wurden. Der Service war ausgesprochen aufmerksam und der luftige Hauch, der uns am Ufer des Flusses erreichte, trug sein Übriges dazu bei, den Abend zu einem kulinarischen Erfolg werden zu lassen.

Carpaccio von Garnelen

Carpaccio von Garnelen

Einen Absacker gab es dann noch in der Bar „Verona“, direkt an der Piazza delle Erbe, wo sich am Abend, wenn die Touristen langsam von den Besichtigungen des Tages müde werden, die jungen Veroneser bei trendiger Musik treffen und so fast ganz unter sich sind…

Piazza delle Erbe

Piazza delle Erbe

Das Highlight des zweiten Abends, natürlich auch von der ganzen Reise, bildete aber ganz traditionell – wie es sich für einen Besucher während der Opernsaison gehört – die Aufführung in der Arena di Verona. Aida stand auf dem Programm und wie ich schon beim Frühstück in einer Bar von meinem Tischnachbarn erfahren hatte, sollte am Abend eine hochkarätige Besetzung auf der Bühne stehen. Das ließ die Vorfreude doch enorm steigen, zumal die Zeffirelli-Inszenierung auch ein gewaltiges und imposantes Bühnenspektakel versprach. Blieb da nur noch die Sorge, wie lange man auf seit Tagen mit 40 Grad gut aufgeheizten Steinstufen ausharren kann, ohne am Hintern langsam durchzugaren. Auch wenn die Sicht in den Sektoren C und F auf der Non-numerata-Gradinata, den nicht nummerierten Steinstufen, da seitlich zur Bühne angeordnet, nicht die gesamte Bühne umfasst, so sind die Stufen in diesem Teil der Arena di Verona doch meistens nicht ganz so dicht gedrängt besetzt und lassen ein wenig Bein- und Rückenfreiheit zu. So war es auch diesmal bei der Aufführung. Als wir um halb neun unsere Plätze einnahmen, gab es noch Freiraum auf den Stufen und bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Arena auch auf verträgliche 32 Grad „abgekühlt“. Die Temperatur der Steinstufen garantierte aber immer noch, dass man sich auf diese Weise keine Blasenentzündung zuzog.

Blick in die Arena

Blick in die Arena di Verona

Die Aufführung war – wie ja schon fast erwartet – ein ganz großes Erlebnis. Das Bühnenbild und die gesamte großartige Inszenierung klotzten, die großartigen Kostüme ließen einen nicht aufhören zu staunen und einmal mehr wurde klar, warum Aida als Königin der Opern in der Arena di Verona gilt. Die Solisten – allen voran eine großartige Maria José Siri als Aida – brillierten und ließen einmal mehr einen Abend in der Arena zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.

Szene in Aida

Szene in Aida in der Arena di Verona

Warum denn Verona immer nur zur Festspielzeit?

Wie oft war ich nun schon in Verona? Die Erinnerungen sind immer verbunden mit großartigen Opernerlebnissen und anstrengenden Temperaturen. Wie schön muss diese Stadt, die so besonders ist, wohl sein, wenn im Herbst die Touristenströme langsam versiegen, die Veroneser wieder fast unter sich sind, man in Restaurants nicht in zwei Sitzungen verköstigt wird und in den Bars wieder mehr italienische Laute als deutsche oder englische Wortfetzen an einen herandringen? Das sollte man doch so schnell wie möglich vor Ort überprüfen…

Nabucco im Passionstheater Oberammergau

NABUCCO IN OBERAMMERGAU

Nabucco auf einer Bühne aufzuführen, ist eigentlich der Garant für ein gut besuchtes Haus. Der Erfolg blieb der Oper seit der Uraufführung im Jahr 1842 treu. Vielleicht war dies auch der Gedanke, der dahinter steckte, als sich Christian Stückl, der langjährige Intendant des Münchner Volkstheaters und Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele, nun mit Nabucco an die erste Operneigenproduktion im Passionstheater  Oberammergau wagte. Die Rechnung ging auf.

Bühnenstimmung

Bühnenstimmung

Dass es gelungen werden würde, das ließen ja schon die Presse-Lorbeeren vermuten, die nach der Premiere verteilt wurden. Außerdem hatte ich durch meinen Freund Thomas, der aktiv den Chor mit seiner Bassstimme unterstützt, im Vorfeld schon so viel Positives über die Inszenierung, das besondere Ambiente der Spielstätte und die professionelle Zusammenarbeit mit den Theatermachern gehört, dass die Erwartungen hoch waren.

Wiederaufnahme von Nabucco in Oberammergau im August 2016

Mehr als 3.300 Menschen erging es wohl ebenso, als sie eine der sechs nahezu ausverkauften Juli-Vorstellungen besuchten. Durch stehende Ovationen beim Schlussapplaus ließen die Zuschauer ihrer Begeisterung freien Lauf. Mit insgesamt 180 Mitwirkenden war es Stückl gelungen nicht nur über weite Teile der Oper hinweg durch den Chor die Bühne zu füllen, sondern auch eindrucksvolle Stimmen nach Oberammergau zu holen. Die Schlichtheit des Bühnenbilds, das aufgrund der baulichen Gegebenheiten nur wenig Veränderungen zulässt und die an die heutige Zeit angepassten Kostüme der Darsteller, die dennoch so passend wirkten, ließen der Handlung und den Stimmen ausreichend Raum, ohne durch Verfremdung abzulenken.

Chor auf der Bühne

Chor auf der Bühne

Und dann muss man auch den Oberammergauern ein Kompliment machen: Alle 10 Jahre laufen die Organisatoren rund ums Passionsspielhaus zur Hochformen auf, aber auch in der Zwischenzeit zeigen sie, dass sie absolute Profis sind bezüglich der Abwicklung und Außengastronomie. Auch wenn an dem Abend meines Besuchs ein kurz vor der Oper einsetzender Gewittersturm die Frisuren einiger für die Oper – gemäß Münchner Richtlinien – gestylten Damen vom Winde verwehte, so war es doch auch wunderbar zu sehen, wie sich die Zuschauer für diesen kulturellen Hochgenuss in dem einzigartigen Rahmen zurechtgemacht hatten und damit auch ihren Respekt den Mitwirkenden gegenüber zollten.

vor dem Passionstheater

vor dem Passionstheater

Dank der Überdachung des Zuschauerraums und des Glasdachs über der Bühne, aber auch dank des Gewitters, das es größtenteils bei heftigen Windböen beließ, konnte der Abend auch diesbezüglich bei angenehmen Temperaturen genossen werden.

Schlussszene

Schlussszene

Schön, dass ein so wunderbarer Spielort, wie das Passionstheater von einem noch wunderbareren Regisseur mit einer grandiosen Oper und eindrucksvollen Künstlern zwischen der Dekade der Passionsspiele zum Leben erweckt wird.

www.passionstheater.de

Berggasthof Vordere Fluh in Oberstaufen

BERGGASTHOF VORDERE FLUH

Eigentlich wollte ich mir bei meinem ersten Besuch im Berggasthof Vordere Fluh nur mal schnell an einem regnerischen Oktobersamstag die Location ansehen, ob sich das Haus für eine von mir geplante größere Veranstaltung eignete. Daher gab ich die Adresse ins Navi ein, da ich mir sicher war, dass man das Haus, wenn schon eine Straße hin führt, auch mit dem Auto erreichen kann. Aber zunächst scheiterte es daran, dass mein Navi mich in the middle of nowhere stehen ließ und behauptete, dass wir angekommen wären. Aber wozu gibt es noch die guten alten Wegweiser? Die wiesen schließlich den vermeintlich richtigen Weg, aber der endete an einer äußerst unnachgiebigen Schrankenwärterin an einer kleinen Mautstraße, die partout keine Ausnahme machen und mein Auto für einen kurzen Besichtigungsbesuch passieren lassen wollte. Da die Zeit langsam knapp wurde, wählte ich die Auffahrt mit der Seilbahn und hier zeigte sich der Bahnmitarbeiter wesentlich einsichtiger, gewährte für den Kurztripp einen Sonderrabatt und erklärte noch den weiteren Weg von der Bergstation bis zum Berggasthof Vordere Fluh. Endlich oben angekommen ließ das Haus trotz der trüben Witterung erahnen, auf was für ein wunderbares Kleinod ich hier getroffen war.

Biergarten des Berggasthofs Vordere Fluh

Biergarten des Berggasthof Vordere Fluh

Pferde auf der Alpe

Pferde auf der Alpe

Im Sommer und mit ein bisschen Zeit ist unbedingt der Weg zu Fuß hinauf zum Berggasthof Vordere Fluh zu bevorzugen, zumal es verschiedene Varianten für den Aufstieg gibt: In der Sonne, mehr im Schatten, auf der kleinen Fahrstraße, über einen Hackschnitzelweg oder auf angenehmen Serpentinen unter den Gondeln der Imbergbahn hinauf, bis zur Bergstation der Bahn und dann noch etwa 20 Minuten quer hinüber bis zur Alpe, die man im Winter auch bequem mit den Skiern erreichen kann.

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Im Sommer allerdings findet man dort oben ein absolutes Paradies vor: In knapp 1.300 m Höhe hat man vom hinter dem Haus gelegenen Biergarten einen herrlichen Blick auf Steibis und Oberstaufen, sowie auf die umliegende Bergwelt mit der Nagelfluhkette. Das Haus, die herrliche Blumengestaltung, aber auch die liebevollen Details im Garten, im Spielplatz und dort, wo die Tiere untergebracht sind, vermitteln einem für den Moment das Gefühl einer unberührten heilen Welt. Auch wenn das Wetter einmal nicht so mitspielt, lädt die gemütliche Gaststube in rustikaler Ausstattung ein und selbst für Gäste, die den Abstieg ins Tal noch ein bisschen hinauszögern wollen, ist mit ordentlichen Mehrbettzimmern gewährleistet, dass man auch bei einem längeren Aufenthalt ein Dach über dem Kopf hat.

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Inmitten dieses Idylls wird dieser unvergessliche Eindruck nur dadurch ein wenig getrübt, dass die Wirtsleute ihre Rolle als Gastgeber eher mürrisch als freundlich und gastorientiert nachkommen. Aber man kann eben nicht alles haben und grundsätzlich ist der Service schnell und das Essen gut. Aber irgendwie passt es nicht ganz zusammen – dieses Idyll, diese gewaltige Naturkulisse, diese liebevolle Ausstattung und dann die so wenig umgänglichen Gastgeber. Letzteres vergisst man aber ganz schnell, wenn man bei einem kühlen Getränk im Garten sitzt und einfach nur das unglaubliche Panorama genießt.
www.vordere-fluh.de

Landschaft in Armenien

ARMENIEN

Wenn ich im Vorfeld Freunden und Geschäftspartnern von dem Vorhaben nach Armenien zu reisen, erzählte, dann gab es recht unterschiedliche Reaktionen. Die einen gaben freimütig zu, keine Ahnung zu haben, wo das Land eigentlich auf der Weltkarte lag, die anderen googelten wohl heimlich im Internet, aber ein erstaunlich großer Anteil konnte es sofort einordnen, was vermutlich mitunter auch an der Medienpräsenz des kleinen Landes in diesem Jahr lag. Geographisch gesehen ist Armenien klein, aber groß, was Geschichte, Kirchengeschichte, Archäologie, Botanik und viele andere Disziplinen betrifft.

Warum fährt man denn um Himmels Willen nach Armenien?

Armenien und ich – das war keine Liebe auf den ersten Blick, aber eine langsame, intensive Annäherung, geprägt von einer gewissen Schwermut, die zu dem schicksalsgebeutelten Land passt. Und wenn man wieder zu Hause ist, dann stellt man sich die Frage, was es jetzt genau war, was diese subtile Faszination ausgemacht hat, die einen letztendlich dann doch sehr fesselt und nicht mehr loslässt.

Vielfältige Botanik Armeniens

Vielfältige Botanik Armeniens

Gemeinsam mit Dr. Birgit Bornemeier und Jens Hausmann vom Studienreiseveranstalter Reisekultouren mache ich mich auf den Weg nach Eriwan, bei dessen Namen mir aus meiner Kindheit einzig die köstlichen Zitate von Radio Eriwan einfielen. Weitere Assoziationen hatte ich mit der Hauptstadt Armeniens bislang nicht. Birgit Bornemeier hatte sich mit mir ausgetauscht, weil sie vor hatte, Armenien neu in ihr Programm aufzunehmen. Wie bei allen anderen Reisen auch, wollte sie sich selbst vor Ort erst ein Bild von der Situation machen, um dann die für ihre Gäste geeignete Route zusammenzustellen. Da wir seit Jahren von einer solchen Reise, eventuell auch in Kombination mit Georgien gesprochen hatten, wandte sie sich nun an mich und bat mich um meine fachliche Unterstützung, vor allem auch um meine Einschätzung der Gegebenheiten vor Ort. In Zusammenarbeit mit der Agentur Arcus Tours hatte Frau Bornemeier ein ambitioniertes Programm für die nächsten Tage ausgearbeitet. Natürlich galt es alle möglichen interessanten Besichtigungspunkte in unser Programm einzubauen, um am Ende der Reise die Entscheidung für die Höhepunkte und Besonderheiten treffen zu können. Daneben standen aber, wie es sich bei einer gut organisierten Vortour gehört, auch jede Menge Hotelbesichtigungen auf dem Zeitplan, da die Hotelqualität in Armenien noch sehr unterschiedlich ist und es einer gezielten Überprüfung vor Ort bedarf, um den Standard der deutschen Gäste zu erfüllen. Der Dritte in unserem Bunde, Jens Hausmann, ist für die Fotos zuständig, die den Armenien-Interessenten dieses wunderbare Reiseland näher bringen sollten.

Vielflältige Landschaft Armeniens

Vielflältige Landschaft Armeniens

An der Grenze von Georgien zu Armenien beginnt eine andere Welt

Wir sind unglaublich gespannt, als wir am späten Nachmittag in Richtung georgisch-armenische Grenze fahren. Die Landschaft, die Dörfer und das Wetter werden zunehmend trostloser je weiter wir uns der georgisch-armenischen Grenze bei Brava nähern. Die armenische und georgische Grenze liegen zwei Kilometer auseinander, dazwischen ist Niemandsland, in dem allerdings seit Jahren an einer neuen Grenzstation gebaut wird. Wir dürfen nach der Ausreise aus Georgien mit dem Auto fast bis an die Grenze von Armenien heran fahren, was uns aufgrund des Baustellenmorasts auch sehr entgegen kommt – allerdings nur auf 100 Meter. Nachträglich lässt sich nicht mehr genau feststellen, wer diese „Bannmeile“ festgelegt hat, denn die armenischen Grenzer sind etwas verwundert, warum wir zu Fuß bei dem Regen zur Passkontrolle marschieren. Dass die Einreisekontrolle dann etwas länger dauerte, liegt nur daran, dass sich die Beamten unsere Visastempel in aller Ausführlichkeit ansehen. Viel ist hier nicht gerade los, daher nimmt man sich für die Besucher aus Deutschland gerne Zeit und heißt sie abschließend herzlich Willkommen in Armenien.

Auf armenischer Seite erwarten uns Naira, unsere Reiseleiterin und David, unser Fahrer für die nächsten Tage. Naira, die uns als eine der besten Reiseleiterinnen in Armenien angekündigt wurde, begrüßt uns in perfektem Deutsch. Wie sie uns später sagt, hat sie die Sprache ausschließlich in Armenien gelernt, was für uns in dieser Perfektion unfassbar ist. Unmittelbar nach dem Übertreten der Grenze wird uns der Unterschied zwischen Armenien und Georgien schnell offensichtlich. Armenien scheint eindeutig ärmer. Für die 50 km Fahrt nach Gyumri, der zweitgrößten Stadt des Landes, brauchen wir mehr als eine Stunde, denn die Straße ist schlecht, voller Schlaglöcher und außerdem ist das Wetter immer noch nicht berauschend. Der Grenzübergang befindet sich fast auf 2.000 m im Kleinen Kaukasus und dementsprechend sind bei Regen auch die Temperaturen. Am Wegesrand findet sich sogar noch Schnee.

Gyumri spiegelt die Seele Armeniens wider

Gyumri zu Beginn unserer Armenienerkundung ist ein guter Einstieg, um mit dem Schicksal Armeniens und der Armenier konfrontiert zu werden und sich mit der wechselhaften Geschichte auseinanderzusetzen. Diese Konfrontation darf bei einer Bereisung des Landes nicht ausbleiben, denn in Armenien macht man nicht einfach Urlaub, sondern Armenien muss man begreifen, erleben und verstehen, nur dann kann man sich auf das Abenteuer Armenien einlassen. Die Stadt ist 1988 bei einem Erdbeben stark zerstört worden. 70% von Gyumri lagen in Ruinen. Während der Sowjetzeit hatte man keine Rücksicht darauf genommen, dass man hier in stark erdbebengefährdetem Gebiet baute, sondern die gleichen Hochhäuser realisiert, wie in anderen Teilen der UDSSR auch. In ganz Armenien wurden an diesem 7.12.1988 600.000 Einwohner obdachlos und etwa 25.000 Menschen wurden bei dem Beben getötet. Aufgrund des Embargos, das in dieser Zeit das Land isolierte, konnten Hilfsgüter nur über die Luft angeliefert werden. Außerdem fiel die Phase des Wiederaufbaus in die Zeit des Zerfalls der Sowjetunion, sodass der Rekonstruierung nicht in der Geschwindigkeit voranschritt, wie erhofft und erforderlich. Viele Einwohner lebten jahrelang in Containern, die zum Teil heute, mehr als 25 Jahre später in der Stadt noch Verwendung finden.

Zentrum von Gyumri

Zentrum von Gyumri

Gyumri scheint den Schock überwunden, auch wenn es dort immer noch ein wenig beschaulich zu geht und man eher den Charakter einer Kleinstadt vorfindet, als den der zweitgrößten Metropole des Landes. Dass der Wiederaufbau letztendlich doch vorangetrieben wurde, war zahlreichen ausländischen Hilfsorganisationen zu verdanken, die ins Land kamen und mithalfen die Stadt von den Trümmern zu befreien, wie z.B. die Österreicher, die ein ganzes Viertel mit Wohnhäusern, Kindergarten, Schule und einer Kirche mit Spenden aufbauten. In diesem Zusammenhang muss auch Armeniens Held der Neuzeit, der französische Chansonnier Charles Aznavours erwähnt werden. Er ist ein sogenannter Diaspora-Armenier, dessen Vorfahren vor dem Völkermord ins Ausland geflohen waren. Weil er nach dem Erdbeben und während der Blockade mehrere Flugzeuge mit Kerosin gechartert hatte und ermöglichte, dass seine Landsleute wenigstens etwas Brennstoff zum Kochen hatten, wird er in seiner alten Heimat sehr verehrt. In der Tat sind es auch heute noch vor allem die Diaspora-Armenier – insgesamt leben 9 Mio. in der ganzen Welt verstreut – die durch alte Heimatverbundenheit, verursacht vor allem durch das Genozid-Trauma der Armenier, ihre Landsleute in der alten Heimat finanziell unterstützen.

Naira kommt sehr schnell und immer wieder auf den Völkermord zu sprechen, der sich 2015 zum 100. Mal jährt. Überall im Lande weisen Symbole und Veranstaltungen auf den Genozid hin. 2 Mio. Armenier wurden aus Westarmenien, dem heutigen Ostanatolien, vertrieben und in die syrische Wüste deportiert. Es gelang ihnen teilweise die Flucht nach Ostarmenien, dem heutigen Staat Armenien. Dass die Türkei den Völkermord immer noch negiert, ist einer der Gründe, warum die Grenzen zum Nachbarn geschlossen sind; aufgrund des ungelösten Konflikts um Bergkarabach, auch die Grenzen nach Aserbeidschan. Nur die Straßen in den Süden, in den Iran, der einer der wichtigsten Handelspartner des Landes ist, sind passierbar, sowie die Grenzen nach Georgien, mit dem Armenien immer ein wenig im Wettstreit liegt, vor allem, wenn es um historische Superlative geht. Fast könnte man den Verdacht haben, dass wir es hier mit einem unerschrockenen Völkchen zu tun haben, das gerne auch vor den Goliaths in der Nachbarschaft nicht den Kopf in den Sand steckt.

Aghasi, der Leiter der armenischen Agentur hat Naira und David beauftragt, uns in ein nettes Fischlokal am Rande der Stadt einzuladen und in der Tat erwartet uns ein tolles Essen mit leckeren Vorspeisen, zwei verschieden zubereiteten Fischarten und jeder Menge armenischem Bier. Das in der Stadt selbst gebraute Gyumri stellt sich als besonders gut trinkbar heraus und soll auch während der gesamten Armenien-Reise unser Favorit bleiben.

Natürlich besichtigen wir auch noch ein paar Hotels in der Stadt, u.a. das kleine nette, aber internationale Hotel Nane sowie das Hotel Berlin, das vom Deutschen Roten Kreuz aus Berlin erbaut wurde. Für den Bau wurden die Container verwendet, die die Helfer zunächst nach dem Erdbeben bewohnten. Alle Einnahmen aus dem Hotel kommen der benachbarten Mutter-Kind-Poliklinik zu Gute. Wer in Gyumri übernachten und dabei Gutes tun will, ist in dem Haus, das sehr gut geführt wird, bestens aufgehoben.

Marmashen

Marmashen

Nur wenige Kilometer von Gyumri entfernt liegt Marmashen, die erste einer Vielzahl von Kirchen, die uns auf dem Weg durch Armenien begegnen wird – nur ein Teil der archäologischen Schätze, die Armenien aufweist. Am schönsten kann man das Kloster Marmashen erleben, wenn man sich zu Fuß auf den Weg hinunter zu dem malerisch gelegenen Ort macht. Die meisten Kirchen sind zwischen dem 4. und 12. Jahrhundert entstanden. Die Kirchenbaukunst erlebte vor allem ab dem 9. Jahrhundert ihre wahre Blütezeit und kann in ihrer Vielfalt, aber dennoch in einer meisterlichen Symmetrie, vielerorts bewundert werden. Erstmals sehen wir auch einen Kreuzstein, der den Weg zur Kirche säumt. In der Tradition der Armenischen Kirche ist dies ein kunstvoll behauener Gedächtnisstein mit einem Reliefkreuz in der Mitte, das von geometrischen und pflanzlichen Motiven umgeben ist. Kreuzsteine können bis ins 5. Jahrhundert zurückverfolgt werden.

Kreuzstein bei Marmashen

Kreuzstein bei Marmashen

Die Armenische Kirche, die älteste christliche Staatsreligion, prägt das Land

Das Christentum wurde in Armenien im Jahr 301 zur Staatsreligion erklärt. In diesem Jahr bekehrte Grigor der Erleuchter König Trdat III. zum Christentum. Die Armenische Kirche ist damit die älteste christliche Staatsreligion, als solche entstanden, noch bevor Kaiser Konstantin das Christentum im Römischen Reich anerkannte. In Armenien gibt es keine Kirchensteuer und daher finanziert sich die Kirche durch Spenden und durch den Verkauf von Kerzen. Auch hier sind es vor allem wieder die Diaspora-Armenier, die hilfreich unterstützen, spenden und ihrer Heimat gedenken. Beeindruckend ist es, die Bedeutung der Kirche bei den Menschen zu erleben; vor allem die jungen Leute schienen eine tiefe Religiosität zu praktizieren.

Auf dem Weg nach Eriwan liegt die Priesterschule Harichavank. Dort leben die jungen Priesterseminaristen, die sich auf ihre Laufbahn als Priester vorbereiten. Denn anders als in der katholischen Kirche, wird den Priestern nicht abverlangt, zölibatär zu leben. Wenn sie sich für die Ehe entscheiden, müssen sie allerdings vor der Priesterweihe bereits verheiratet sein.

Eine herrliche Auflockerung zwischen all unseren Besichtigungen stellen die Ausführungen unserer hochintelligenten, aber dennoch so menschlichen Reiseleiterin Naira dar. Keine einzige unserer Fragen bleibt unbeantwortet und gerne greift sie auch auf einen subtilen, feinen Humor zurück, den sie häufig nach Radio-Eriwan-Art gestaltet. So beginnen viele ihrer Antworten mit den Worten „Im Prinzip ja, aber…“. Der legendäre Sender Radio Eriwan wurde während der Sowjetzeit gegründet. Es gab im Programm eine Art Fragestunde, in der auch politisch prekäre Fragen beantwortet wurden, wie z.B. Frage: „Kann der Sozialismus in ganz Europa Einzug halten? Antwort: „Im Prinzip ja, aber es wäre schade um Europa“.

Die Kathedrale von Etschmiadsin, das etwa 20 km westlich von Eriwan liegt, wird als der älteste christliche Ort der Armenier verehrt und stellt das religiöse Zentrum des Landes dar. Sie wird als erste von einem Staat erbaute christliche Kirche angesehen und war zu Zeiten der Sowjetunion älteste Kirche auf deren Territorium. Die Kathedrale ist eines der bedeutendsten Baudenkmäler Armeniens. Etschmiadsin ist auch der Sitz des Katholikos, des geistlichen Oberhauptes der Armenischen Apostolischen Kirche. Die Stadt besitzt neben der Kathedrale zwei weitere bekannte Kirchen, St. Gajane und St. Hripsime. Die Kirchen gelten als wichtiges Beispiel für die frühe armenische Kirchenbaukunst. Der gesamte Klosterkomplex ist UNESCO-Weltkulturerbe und beherbergt außerdem die Schatzkammer mit drei der wichtigsten Reliquien der armenisch-apostolischen Kirche, u.a. der Spitze des Stabes von Apostel Thaddäus und ein Holzstück der Arche Noah. Ein weiteres Highlight von Etschmiadsin stellt die Rundkirche Zvartnots dar, die zum geschützten UNESCO-Ensemble gehört, und selbst als Ruine einen beeindruckenden Anblick bietet.

Holz der Arche Noah

Holz der Arche Noah

Eriwan – eine quirlige Stadt der Gegensätze

Als wir in dem internationalen Best Western Hotel Congress in Eriwan ankommen, werden wir bereits von Aghasi, dem Agenturleiter von Arcus Tours erwartet, der uns an dem Abend zum Essen einladen will. Aber zuvor gilt es noch drei Hotels zu besichtigen. Das Restaurant, das er ausgewählt hat, wird von vier Fernsehköchen Armeniens betrieben. Einen der prominenten Herrn lernen wir kennen, als er uns höchstpersönlich die Gerichte annonciert. Außerdem werden wir mit Georgischer Musik zum Abendessen unterhalten, u.a. kommt das Duduk zum Einsatz, das armenische Nationalinstrument, das aus Aprikosenholz hergestellt wird und auch als armenische Flöte bezeichnet wird. Tragisch schön klingen diese Weisen, die von Liebe, Trauer und Schicksal erzählen und den Schwermut, der auch heute manchmal noch über dem schicksalsgebeutelten Land liegt, so ergreifend zum Ausdruck bringt. Das versteht man auch, ohne die armenische Sprache zu beherrschen.

Oper von Eriwan

Oper von Eriwan

Im Zentrum von Eriwan tobt am Abend das Leben. Diese Stadt ist unfassbar. Vor 100 Jahren lebten hier gerade mal 12.000 Menschen, heute sind es 1,2 Millionen. Da stellt sich die Frage, ob eine Großstadt so einen Wachstum überhaupt verkraften kann. Einheimische behaupten, dass sie das keinesfalls täte. Aber der Besucher, der nur ein paar Abende hier verbringt, hat einen völlig anderen Eindruck: Mondäne Geschäfte, tolle Architektur, Menschen in den vollen Straßenrestaurants, von einer Konzertbühne im Stadtpark dröhnt laute Musik – Keine Spur von der Armut, die wir auf dem Lande wahrgenommen hatten. Hier ist das andere Armenien, vielleicht auch nur das Armenien, das gerne moderner, westlicher und angepasster wäre. Am schönsten Gebäude der Stadt, der Oper, zieht am Abend ein Fontänenbrunnen Touristen und Einheimische gleichermaßen an, wenn zur klassischen Musik die Wasserspiele rhythmisch in den Himmel schnellen. Eine entspannende Wirkung, fast schon Urlaubsstimmung kommt auch auf, wenn man aus dem geschäftigen Treiben wieder in Richtung des Hotel Congress flaniert. Nette Cafés und Bars in einem langgestreckten Park flankieren ein Wasserbecken mit 2.700 Fontänen, die im Sommer ein grandioses Schauspiel bieten. Auch wenn die Verständigung nicht immer einfach ist, da auch die Speisekarten häufig nur in Armenisch und Russisch vorhanden sind, beides gleichsam schwierig in Wort und Schrift für den Durchschnittsreisenden, so bildet eine Einkehr in einer dieser Bars doch einen gelungenen Ausklang eines beeindruckenden, von Historie überquellenden Tages.

Am Abend in Eriwan

Am Abend in Eriwan

Weitere Höhepunkte Armeniens können leicht von Eriwan in einem Tagesausflug erreicht werden. Nur etwa 30 km liegt der Sonnentempel Garni außerhalb der Stadt, auf der Hochebene oberhalb der Schlucht des Azat, der den Grenzfluss zwischen dem persischen und dem griechisch-römischen Reich bildete. Nirgendwo in Armenien sind die Basaltblöcke, die die Natur geschaffen hat, höher und eindrucksvoller als hier in Garni. Der Sonnentempel ragt beinahe unwirklich in der ungewöhnlichen Landschaft empor, geradezu fremdartig mutet der Bau im hellenistischen Stil in dieser Umgebung an.

Sonnentempel Garni

Sonnentempel Garni

Durch atemberaubende Landschaft zum Sonnentempel Garni

Auf dem Weg dorthin wird die Landschaft immer atemberaubender. Ein absolutes Muss ist ein Halt am sogenannten Steinernen Bogen, der zu Ehren des Nationaldichters Jeghische Tsch’arents‘ erbaut wurde und an Tagen mit klarer Sicht einen unvergesslichen Blick auf die schneebedeckten Gipfel des großen und kleinen Ararats bietet. Die Landschaft, die vor der Hochebene dieser erhabenen Gipfel liegt, ist unbeschreiblich. Auf dem Weg zu dem kleinen Aussichtsplateau bemerken wir zwei armenische Paare, die wir zunächst für Liebespärchen halten, die das Alleinsein suchen. Und plötzlich kommen sie herauf zur Plattform und stimmen einen Gesang an, bei dem man fast vergisst weiter zu atmen. Was für Stimmen – vor dieser Kulisse! Verstärkt wird dieses Gänsehauterlebnis von der für das Land so bezeichnenden Tatsache, dass ausgerechnet der heilige Berg der Armenier, der Ararat, hinter der Grenze, auf türkischem Territorium, liegt. Am Ararat ist die Legende von Noah beheimatet, der nach der Sintflut mit der Arche auf dem Berg landete und von hier die Neubesiedlung der Erde unternahm.

Ararat-Hochebene

Ararat-Hochebene

Das beeindruckende Höhlenkloster Gehghard liegt unweit am Eingang des Oberen Azat-Tales. Es gehört seit 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Gründung des Klosters im 4. Jahrhundert n. Chr. am Ort einer heidnischen Quelle wird dem hl. Gregor zugeschrieben. Der ungekürzte Name Geghardavank bedeutet „Kloster zur Heiligen Lanze“. Damit ist die Reliquie gemeint, die der Apostel Thaddäus ins Land gebracht haben soll und die wir bereits in der Schatzkammer in Etschmiadsin bewundern konnten. Charakteristisch für das Kloster sind die teilweise in den Fels gehauenen Räume bzw. die Nutzung von Höhlen. Der Lichteinfall in den Kirchen der Anlage ist so beeindruckend, dass man glauben könnte, dass der Heilige Geist gerade über einen gekommen ist.

Lichteinfall im Kloster Gehghard

Lichteinfall im Kloster Gehghard

Höhlenkloster Gehghard

Höhlenkloster Gehghard

Wir konnten allerdings nicht nach Eriwan zurückkehren, ohne bei Sergej einen Halt gemacht zu haben. Der Armenier hatte auf seinem Grundstück eine kleine Bäckerei eingerichtet, in der die traditionelle Brotbackkunst gezeigt wird. Im November 2014 entschied die UNESCO das traditionelle armenische Lavas-Brot offiziell zum immateriellen Weltkulturerbe zu erklären – das ist einzigartig. Doch Sergej bäckt nicht nur Lavas, er brennt auch eigenen Schnaps und betreibt ein Gartenlokal, in dem die Gäste mit dem frischen Brot, Käse, Kräuter und Lammkebab sowie Kartoffeln in malerischer Atmosphäre verwöhnt werden. Abgesehen davon schmeckt sein Calvados exzellent und muss sich hinter manchem Destillat aus der Normandie nicht verstecken.

Mittagspause bei Sergej

Mittagspause bei Sergej

Unser aus beruflichen Gründen doch sehr dichtes Programm lässt wenig Zeit für eigene Erkundungen von Eriwan, die die Stadt durchaus verdient hätte. Aber einen Höhepunkt wollen wir uns nicht entgehen lassen, nämlich den Matendaran, die Bibliothek und Forschungsstätte, in der rund 25.000 Schriften, 14.000 davon handschriftlich und meist in armenischer Sprache aufbewahrt werden. Hier ruht sozusagen das höchste Kulturgut der Armenier und man hat den Eindruck, dass jedes ausgestellte Buch für sich ein Wunderwerk darstellt. Ein Kulturgut ganz anderer Art ist der armenische Cognac, der auf eine mehr als 100jährige Tradition zurück geht und weltweit Beachtung findet. Cognac gehört zu den wichtigsten Ausfuhrprodukten der Armenier, denn aufgrund der Temperaturen wird der Wein zu süß und schwer und so werden die Trauben hauptsächlich für das Brennen von Weinbrand verwendet. Neben kleinen Produktionsstätten kann auch die älteste und bekannteste Cognac-Fabrik Ararat besichtigt werden. Dort werden auch interessante Verkostungen durchgeführt. Ararat gehört seit einigen Jahren zum französischen Konzern Pernod. Wie nah Moderne, Antike und die noch gar nicht so lange vergangene Sowjetzeit zusammenliegen, kann nirgendwo in Armenien deutlicher gemacht werden, als an einem Tag in Eriwan: Garni und Gehghard am Morgen, die Innenstadt mit westlichen Einflüssen am Nachmittag und am Abend in angenehmer Distanz die Silhouette der Plattenbauten aus der Sowjetzeit am Stadtrand beim Blick vom Hotelzimmerbalkon – eine Stadt der Gegensätze.

Die weiteren Tage in Armenien wird uns Hrash Stepanyan an unsere Seite gestellt. Er gilt als einer der erfahrensten Reiseleiter in Armenien und weiß eigentlich alles über seine Heimat. Dadurch, dass er sehr häufig Fachstudienreisen begleitet, selbst an Ausgrabungen teilnimmt, Fachbücher zu diversen Themen übersetzt und sich wohl auch sonst mit allem beschäftigt, was sein Heimatland so besonders macht, ist er eine Bereicherung für jede Reise durch das Land.

Der fantastische Süden des Landes bis nach Goris

In seiner Begleitung besichtigten wir zuerst Dvin, das auf der Anwärterliste für die UNESCO steht. Aber nachdem dort die Ausgrabungen still stehen und eigentlich nur ein eingezäuntes Trümmerfeld zu sehen ist, scheint sich das Grabungsgelände für einen Besuch mit der Gruppe nicht anzubieten. Danach steht Khor Virap und anschließend Noravank auf dem Programm, das zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Armeniens zählt. Das „neue Kloster“ ist unter etlichen in Traumlage gebauten armenischen Gebirgskirchen, eine der schönsten. Architekt Momik schuf im 13. Jahrhundert ein Meisterwerk sakraler Architektur.

Kloster Norawank

Kloster Noravank

Gute Hotels in Armenien, die für deutsche Touristen tauglich sind, zu finden, ist in den Städten relativ einfach, wenngleich die Preise fast unser Niveau haben. Schwieriger wird es auf dem Lande und so hängt die Planung von Tagesetappen häufig auch von der Verfügbarkeit von akzeptablen Unterkünften ab. Wir folgen daher gerne dem Tipp, auch wenn dies zeitliche Einbußen darstellt, dass sich in der Nähe von Hermon eine Hotelanlage in ländlicher Struktur befindet, von der man Jeeptouren zu den Felsmalereien im Hochgebirge unternehmen kann, die laut Hrash eine Sensation darstellen. Was die Bilder so einzigartig macht, ist nicht nur ihre hohe Anzahl, die über mehrere Jahrhunderte entstanden sein muss. Die 4000 Jahre alten Felsmalereien seien sowohl gestalterisch wie auch handwerklich gekonnt in Szene gesetzt und gut erhalten. In den nächsten zehn Jahren wird eine Aufnahme der Felszeichnungen in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes angestrebt. Am Abend erzählt Hrash, dass dort in der Nähe eben erst auch zwei Drachensteine von Hirten gefunden worden waren, die ebenfalls eine archäologische Sensation darstellen, da in dieser Gegend nie ähnliche Funde gemacht wurden. Die Bedeutung der Stelen, die als Drachensteine bezeichnet werden, geben den Archäologen heute noch Rätsel auf.

Unser Reiseleiter Hrash

Unser Reiseleiter Hrash

Durch eine beeindruckend schöne Landschaft, die sich alle zehn Minuten ändert, fahren wir immer weiter Richtung Süden. Wenn man diese Vielfalt erfährt, hat man keine Zweifel mehr an der Tatsache, dass Armenien eine durchschnittliche Höhe von 1.800 m über dem Meeresspiegel hat und sich in diesem Land 9 von 12 Klimazonen wiederfinden.

Vorotan-Pass

Vorotan-Pass

Nach dem Vorotan-Pass in mehr als 2.300 m Höhe, passiert man einige Stauseen und erreicht Zorakhar. Aufgereiht, wie in Carnac und Stonehenge erblicken wir Steinkreise, über deren Herkunft man nur spekuliert. Die gängigste Theorie ist die, dass sich hier einmal eine Sternwarte befunden hat, aufgrund der Löcher in den Steinen. Hrash zweifelt dies an, erzählt uns von anderen Hypothesen und Spekulationen, aber Genaues wissen weder er noch die Wissenschaftler. Die Landschaft um den Steinkreis ist phantastisch mit Wiesen und Weideland von einem satten Grün, das sich in den nächsten Wochen wohl in ein ebenfalls sehr attraktives Ocker verwandeln wird. Hrash verfügt über ein außerordentliches botanisches Wissen. Fast jede Pflanze, auch alle 120 endemischen Arten, die in Armenien vorkommen, sind ihm bekannt. So entdecken wir in Zorakhar nicht nur Steinkreise, sondern auch uns völlig unbekannte Iris-Arten.

Zorakhar

Zorakhar

Einen kurzen Stopp bauen wir auch noch in einem kleinen Lokal ein, wo es laut Hrash ausgezeichnetes Essen gibt. Am Fluss hat der Wirt, der uns sehr herzlich begrüßt und sofort zu einem Maulbeerschnaps einlädt, Pavillons gebaut, in denen er Gäste bewirtet. Angeblich schauen in Armenien die Einheimischen immer darauf, wo die Touristen zum Essen gehen, weil es dort besonders gut ist – verkehrte Welt. Überall auf der Welt ist es genau andersrum.

Am Abend erreichen wir Goris, das wunderschön in einem Talkessel liegt und von einem deutschen Stadtplaner in der heutigen Form angelegt wurde, nachdem die Bevölkerung ihre Felswohnungen aufgegeben hatte. Unser heutiges Hotel Mirhav, wurde von einem Arzt gebaut, der lange Zeit in Deutschland praktiziert hatte. Ein hübsches, einfaches Haus mit einem tollen Wohlfühlcharakter und Blick auf die umliegende Bergwelt. Zum Abendessen gibt es eine armenische Spezialität: Gekochtes Rindfleisch mit Kartoffeln und Gemüse. Kartoffeln in jeglicher Form dürfen bei keiner warmen Mahlzeit fehlen – Kartoffeln sind Gemüse für die Armenier. Die Vorspeisen sind wie immer lecker – Salate in vielen Varianten, Käse, Brot. Das Essen wird von einer Flasche köstlichem armenischem Wein begleitet – nicht alle Weine sind süß und schwer. Und zum Abschluss probieren wir natürlich noch die ganzen Obstbrände aus der Region – Aprikose, Kornel-Kirsche und Maulbeere. Nun ist die Zeit in Armenien doch noch fast wie Urlaub.

Felsenstadt Goris

Felsenstadt Goris

In Goris sind die alten Felsenwohnungen am Stadtrand zu sehen – in manch einem werden hier wohl Erinnerungen an Kappadokien wach – eine faszinierende Szenerie. Von hier, bzw. von Sisian, einer kleinen Stadt bei Zorakhar kann man ebenfalls mit dem Jeep hinauf ins Hochgebirge und Felszeichnungen betrachten. Für die einen sind dies archäologische Einzigartigkeiten, für die anderen aber auch spirituelle Kraftorte. Allerdings sind die Zeichnungen hier im Süden nur von Juli bis September erreichbar, da zuvor die Straße aufgrund von Schnee nicht passierbar ist.

Viele Besucher in Armenien nutzen Goris auch als Ausgangort für einen Besuch des Kloster Tatev, das man über die Vorotan-Schlucht erreicht. Den ersten Halt machen wir an einem Felsvorsprung mit beeindruckendem Blick in die tiefen Felsschluchten. Natürlich gibt es auch für diesen faszinierenden Ort eine Legende – wie vielerorts im Lande. Aber wäre es nicht so, dann müsste man eine Sage für diese einzigartige Landschaft erfinden. Am Wegesrand zu einem kleinen Aussichtspavillon finden sich jede Menge Blühendes und Mohnblumen – überall bahnt sich die bunte Flora einen Weg durch die gebirgigen Schluchten. Ein Ductum, eine Blume, die Gase entwickelt und bei starker Sonneneinstrahlung zu brennen beginnt, steht am Wegesrand. Man vermutet, dass der brennende Dornbusch in der Bibel ein Ductum war, der sich selbst entzündete.

Kloster Tatev

Kloster Tatev

Nach einem weiteren Stopp an der Teufelsbrücke und einem Halt oberhalb des Tatev-Klosters, wo man einen wunderbaren Überblick über die ganze Anlage hat, widmen wir dem Kloster, das ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe Armeniens ist, unsere Aufmerksamkeit. Das burgartig angelegte Kloster Tatev stammt ursprünglich aus dem 9. Jahrhundert. Es wurde am Ort eines noch älteren Heiligtums erbaut und war damals schon Bischofssitz. Ohne Zweifel zählt Tatev zu den Hauptsehenswürdigkeiten des Landes – nicht zuletzt aber auch wegen der spektakulären Lage. Während wir den Hinweg über zahlreiche Serpentinen mit dem Wagen zurücklegen, entscheiden wir uns beim Rückweg für die Seilbahn, die mit 5.750 Meter als eine der längsten Seilbahnen der Welt gilt. In maximal 320 Meter schwebt man in einer 25 Personen fassenden Gondel in 12 Minuten über die Schlucht zurück zur Talstation – schwindelerregende Ausblicke inklusive. Die Bahn wurde 2010 in einer österreichisch-schweizerischen Kooperation u.a. unter Mitarbeit der Firma Doppelmayer in einer Privatinitiative eines Armeniers, der in Russland zu Reichtum gelangt war, gebaut.

Seilbahn Vorotan-Schlucht

Seilbahn Vorotan-Schlucht

Zu einem späten Mittagessen erwartet uns Cognacbauer Norik in Yeghegnadzor. Eigentlich ist Norik Geograph und baut nun Wein an und bietet seit Jahren in seinem Haus Essen für Gruppen an. Die ausgesprochen sympathische Familie verfügt über ausgezeichnete Gastgebereigenschaften, abgesehen davon, dass das Essen köstlich schmeckt. So viel hatten wir im Vorfeld über die legendären Trinksprüche im Kaukasus gehört und endlich gibt uns Norik die Gelegenheit, einem beizuwohnen. Er ist gnädig und spricht nur einen Toast mit zwei Sätzen aus – böse Zungen behaupten, dass zu später Stunde ein Trinkspruch im Kaukasus schon mal eine Stunde dauern kann.

Bei Cognacbauer Norik

Bei Cognacbauer Norik

Nach der Besichtigung des Hotel Arpa, das auf 910 m in Yeghegandzor liegt und eine gute Alternative zum Übernachten bietet, klettert unser Van wieder hinauf auf 2.450 m Höhe zum Selimpass. Muss man noch erwähnen, dass einem der Ausblick, die Flora und Fauna fast den Atem raubt?

Inzwischen ist es sehr später Nachmittag, aber unser Tagespensum ist noch lange nicht absolviert. Es gibt so vieles einzigartiges und wie sollen wir sonst entscheiden, was für die deutschen Gäste etwas ganz Besonderes ist, wenn wir uns nicht von allem selbst ein Bild machen? Das Durchhalten ist keine Pflicht, vielmehr geht uns manchmal einfach das Tageslicht aus und zwingt uns zum Feierabend. In Nordazuz machen wir am Friedhof Halt und treffen dort auf ein bizarres Bild. Mitten im Friedhof, auf dem sich viele verwitterte Kreuzsteine finden, sitzen Hirten auf den Grabsteinen und die Schafe grasen um sie herum. Laut Hrash leben die Menschen in dieser Gegend mit ihren Verstorbenen, als wären sie noch in ihrer Mitte. Überhaupt wirkt diese Gegend von Armenien ein wenig anders als die anderen Regionen: Schmucke Häuser, gepflegtes Ackerland am Haus und jede Menge blühende Obstbäume. Die Menschen sind emsig während der kurzen Sommerzeit, scheinen aber bekannt für die Höhe ihres Wodkaverbrauchs im Winter zu sein. Der Ausgleich sei ihnen gegönnt.

Friedhof von Nordazuz

Friedhof von Nordazuz

Der Sewansee, den die Einheimischen Meer nennen

Danach geht es entlang des Sewansees, der in der frühen Sowjetzeit um einen großen Teil seiner Fläche hätte verringert werden sollen, um Anbaufläche und Strände zu schaffen. Dadurch sank der Wasserspiegel und dies hatte verheerende Auswirkungen auf den Fischbestand. Der See hat 28 Zuflüsse und nur einen Abfluss, der ihm aber dennoch mehr Wasser entzieht, als zufließt. Inzwischen hat man den Irrtum eingesehen und hat mit künstlichen Tunnels für weiteren Wasserzufluss gesorgt, sodass der Spiegel langsam wieder angehoben wird. Am Straßenrand sitzen überall Fischer, die ihre geräucherten Fische – Renken und Regenbogenforellen – aber auch frischen Fisch anbieten. Zum Sewankloster geht es ein paar schweißtreibende Treppen hinauf, aber allein der Ausblick lohnt. Mehr gibt es für uns auch nicht mehr zu sehen, denn um diese Uhrzeit hat das Kloster bereits geschlossen. Aber wir freuen uns über die kühle Abendluft und über den Blick über den See. Gerade landet am Steg das einzige Ausflugsboot an und armenische Touristen kommen gut gelaunt an Land zurück. Wir kosten noch in einem Lokal am See den köstlichen Sewan-Fisch. Schade, dass sich aufgrund des späten Mittagessens der Hunger so in Grenzen hält. Das Best Western Paradise Hotel in Dilijan ist heute das Ziel für den Abend. Dilijan, das in der sowjetischen Zeit zu einem der führenden Kurorte des Landes ausgebaut wurde, liegt auf 1500 m Höhe umgeben von Bergen im 2002 gegründeten Dilijan-Nationalpark. Einheimische nennen es wegen dieser idyllischen Lage daher auch die „Kleine Schweiz“ Armeniens. Dilijan ist reich an Mineralquellen, und dem „Dilijan“-Mineralwasser sagt man heilfördernde Wirkung nach.

Sewansee

Sewansee

Kloster Goschavank und Kloster Haghartsin, beide sehenswert, architektonisch und kirchengeschichtlich interessant: Vor einigen Jahren hatte ein Emir aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gemeinsam mit einem armenischen Offiziellen das Kloster Haghartsin besucht. Eine armenische Touristin aus dem Libanon hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, dass ein Moslem, der eine christliche Kirche besucht, der Kirche etwas schenken soll. Daraufhin entschloss er sich zu einer Spende von 5 Mio. Dollar, mit der das Kloster wieder restauriert werden sollte. Doch die Korruption im Lande macht solche Spenden nicht einfach: Man brauchte drei Jahre, bis das Geld verteilt war. Jeder stellte Ansprüche, auch der Katholikos, der sich nebenan eine sehr pompöse Residenz gebaut hat. Jetzt ist aber Baustopp in dem feudalen Heim, weil er sich offensichtlich nicht ausreichend Geld abzweigen konnte und ihm die Mittel ausgegangen sind. Die Renovierung der Klosteranlage hat auch einige Kritiker auf den Plan gerufen, da der neu verbaute Travertin eine wesentlich hellere Farbe aufweist, wie der alte, aber im Großen und Ganzen ist die Rekonstruktion des Klosters gut gelungen. Besonders schön ist das Refektorium, in dem eine kleine Fotoausstellung zur Renovierung der Klosteranlage Platz gefunden hat.

Kloster Goschavank

Kloster Goschavank

Auf dem Weg in Dzoraget passiert man zwei Molokane-Dörfer. Die Molokaner sind eine russische religiöse Minderheit, die unter Katharina der Zweiten umgesiedelt wurde, als sehr fleißig gilt, Obst anbaut und in typischen Straßendörfern lebt. Einmal mehr machen wir noch einen kleinen Umweg, um ein ganz besonderes Hotel aufzusuchen, nämlich das Hotel Tufenkian in Dzoraget. James Tufenkian ist ein Paradebeispiel für einen Diaspora-Armenier. Seine Familie emigrierte Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika. Er fühlt sich jedoch der Heimat seiner Vorfahren so verbunden, dass er die Tufenkian Stiftung gründete. Unter anderem betreibt diese Stiftung eine Boutique-Hotelkette mit im landestypischen Stil gestalteten Häusern.

Bevor wir zu unserem Kloster-Endspurt antreten, stärken wir uns noch in Alavari in einem herrlich angelegten Restaurant. Der Besitzer hatte in seinen Berg hinter dem Haupthaus aus Holz Pavillons angelegt, wo er nun Gäste bewirtete. In dieser Gegend ist gegrilltes Schweinefleisch eine Spezialität.

armenische Vorspeisen

armenische Vorspeisen

Gestärkt besuchen wir im Verlauf des weiteren Nachmittag noch die Klöster Sanahin, Haghpat und Akhtala, das neben einem weiteren Kloster das einzige Kloster Armeniens ist, das innen Wandmalereien aufweist. Eine nette Küsterin, die sich um den Kerzenverkauf kümmert, erklärt uns mit ihrem Schuldeutsch die Malereien.

Kloster Akhtala

Kloster Akhtala

Anschließend geht es weiter zur Grenze. Wir sind spät dran. Hrash steigt vor der georgischen Grenzkontrolle aus und verabschiedet sich. David bringt uns noch ein paar Meter weiter über die georgische Grenze und dann ist das Abenteuer Armenien vorbei.

Armenien verwirrt und bezaubert

„Armenien verwirrt“ – Das hatte ich im Vorfeld unserer Reise in einem Zeitungsartikel gelesen. „Armenien verwirrt“ – was soll das denn, dachte ich mir damals. „Armenien verwirrt und bezaubert“ – so würde ich es heute bezeichnen und damit dem Autor des Zeitungsartikels in weiten Stücken zustimmen. Subtil, ohne dass es der Reisende bemerkt, verzaubert Armenien und verwirrt dadurch, denn das erwartet man nicht von einem Land, das viele Schicksalsschläge, Eroberungen und Massaker hinnehmen musste, heute noch korrupt ist und wirtschaftlich nicht zuletzt aufgrund von schwierigen nachbarschaftlichen Verhältnissen, nicht so recht auf die Beine kommen kann. Kann so ein Land tatsächlich verzaubern? Es kann. Nicht nur unter archäologischen, botanischen und kunstgeschichtlichen Aspekten. Armenien beschäftigt einen so nachhaltig, allein dadurch, dass man sich intensiv damit auseinandersetzen will, warum es einen so tief im Inneren berührt und fasziniert.

Kloster Akhtala

Kloster Akhtala