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GLASMALEREI

Was ich an Österreich so liebe ist, dass man selten überlegen muss, ob das nun eine Bar oder ein Restaurant ist und ob man einfach nur was trinken kann oder was essen muss. Bei uns das manchmal kompliziert, wenn man sich nicht gerade in einer Kneipe mit Speisenangebot befindet. In Österreich ist das nie kompliziert. Ein Restaurant in Innsbruck zu finden, sollte daher auch nicht schwer sein, aber die Qualität muss ja auch stimmen.

Glasmalerein innen

Glasmalerei innen – Restaurant in Innsbruck

Gemütliches Restaurant in Innsbruck mit guter Küche

So ein Lokal ist auch die Glasmalerei in Innsbruck. Das Restaurant wurde in der ehemaligen Glasmalerei Manufaktur eröffnet, daher auch der Name. Das Ambiente ist ungewöhnlich mit  einer Mischung zwischen alten Gewölbedecken, dunklen Möbeln und einer modernen Bar, die durch eine Glastür vom Restaurantbereich abgetrennt ist.

Schluzkrapfen

Schluzkrapfen

Der Service ist wunderbar aufmerksam, das Essen ausgesprochen geschmackvoll, die Preise sehr angemessen und das Ambiente ist so richtig zum wohlfühlen. Österreichische Küche, mit saisonalen und internationalen Besonderheiten bietet für jeden Geschmack etwas – so ist es also nicht verwunderlich, dass sich viele Einheimische dort auf ein Feierabendbier, einen Wein von der gut sortierten Weinkarte und ein Schmankerl von der bodenständigen Speisekarte gönnen.

Zitat eines Besuchers: „Wenn man das Lokal betritt, hat man das Gefühl, man wäre schon immer da gewesen“.

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Kellertheater

DER HERR KARL

Vor Jahren hatte ich von dem Stück „Der Herr Karl“ einmal gelesen, es wieder vergessen und nun war es mir wieder begegnet, als ich nach einer Veranstaltung Ausschau hielt, die ich bei meinem Innsbruckaufenthalt besuchen könnte.

Der Herr Karl im Kellertheater

Der Herr Karl im Kellertheater

Der Herr Karl ist ein zwischen Theaterstück und Kabarett angesiedelter  Monolog, der 1961 von Helmut Qualtinger geschrieben wurde. Das Ein-Personen-Stück, das zunächst mit Qualtinger als Darsteller für das österreichische Fernsehen verfilmt und anschließend auf zahlreichen Bühnen aufgeführt wurde, sorgte in Österreich für heftige Kontroversen.

Elmar Drexel im Kellertheater

Elmar Drexel im Kellertheater

Der Herr Karl im Kellertheater Innsbruck

Der Herr Karl erzählt dem Zuschauer seine Lebensgeschichte, während er bei der Arbeit im Lager eines Feinkostgeschäftes sitzt. Dabei entpuppt sich der Erzähler zunehmend als opportunistischer Mitläufer aus dem kleinbürgerlichen Milieu, der sich in der wechselhaften österreichischen Geschichte immer auf die für ihn nutzbringende Seite schlägt, gemäß dem Motto „Man muss es sich halt ein bissl richten“.

Kellertheater

Kellertheater

Böse Zungen behaupten, Helmut Qualtinger hätte der österreichischen Seele einen Namen gegeben: Herr Karl – und man könne Österreich nur verstehen, wenn man einmal in seinem Leben „Der Herr Karl“ gesehen hat.

Nirgendwo besser könnte „Der Herr Karl“ in Innsbruck besser aufgeführt werden, als im Kellertheater, das seit mehr als 30 Jahre eine feste Institution im Innsbrucker Kulturleben darstellt und dessen Zuschauerraum nur 75 Sitzplätze bietet.  Der Spielplan konzentriert sich auf zeitgenössische Theaterliteratur, bisweilen mischt sich auch die eine oder andere Bearbeitung eines Klassikers darunter. Der Herr Karl wird sehr glaubhaft von Elmar Drexel dargestellt. Drexel ist nicht nur Schauspieler, Regisseur und Autor, sondern war 1979 auch Mitbegründer  des Kellertheaters und leitete dieses von 1981 bis 1987.

Ein kurzweiliger Abend ist das in Gesellschaft vom Herrn Karl, bei dem einem manchmal das Lachen im Halse stecken bleibt und man nicht umhin kommt, darüber nachzudenken, wie viel Herr Karl denn in einem selbst steckt.

www.kellertheater.at

Alex Weinlounge in Herxheim in der Pfalz

HERXHEIM / PFALZ

Vor einigen Jahren hätte ich sicherlich noch unwissend gefragt, wo denn Herxheim in der Pfalz liegt, denn eigentlich bin ich ja etwas unfreiwillig ein Pfalz-Fan geworden. Meine beste Freundin hatte beschlossen, ihren Lebensmittelpunkt der Liebe wegen dorthin zu verlegen. Und nicht nur ich war anfänglich skeptisch, ob man dort als eingefleischter und bekennender Bayer tatsächlich dauerhaft ebenfalls Lebensqualität finden kann.

Blick in die Rheinebene von Herxheim in der Pfalz

Blick in die Rheinebene von Herxheim in der Pfalz

Weinlounge an der Pfälzer Weinstraße

Aber die Einstiegszweifel sind längst verschwunden und bei jedem Besuch tun sich neue fantastische Entdeckungen auf. Diesmal betraf es Alex Weinlounge in der Winzergenossenschaft Herxheim in der Pfalz, eigentlich Herxheim am Berge. Nun ja, „am Berge“ wirkt gering übertrieben, aber tatsächlich befindet sich hier die höchste Erhebung der Pfälzer Weinstraße.

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Alex Weinlounge innen

Die Location wirkt ein wenig mondän mit ihren Terrassen, Loungemöbeln und Sonnenschirmen und tatsächlich ist es dort auch noch proppenvoll… Geht der Pfälzer am Sonntagnachmittag denn nicht ausschließlich wandern oder auf eines der zahlreichen Weinfeste in der Umgebung? Offensichtlich nicht nur. Mediterranes Ambiente außen und modernes gefälliges Design innen – die Pfalz hat sich in den letzten Jahren nicht nur bezüglich ihrer Weinqualität neu orientiert, sondern auch bezüglich der lauschigen Plätzchen, wo man diesen verkosten kann.

Vinothek

Vinothek

Die Gäste stehen Schlange, um außen auf den Terrassen einen Sitzplatz zu ergattern, aber auch innen sieht es in Alex Weinlounge an dem frühsommerlichen Tag nicht leerer aus. Bei Hugo, Sprizz oder einem Glas Riesling genießt die heimische Bevölkerung gleichwohl mit den Ausflüglern die entspannte Atmosphäre bei herrlichem Rundum-Blick auf Rheinebene, Odenwald, Nordschwarzwald und Pfälzer Wald.

Wingert im Frühjahr

Wingert im Frühjahr

Einkaufen in der Winzergenossenschaft Herxheim in der Pfalz

Selbstverständlich kann man die guten Tropfen nicht nur vor Ort verkosten, sondern sie auch kaufen. In der neu gestalteten Vinothek, die sich an die Weinlounge anschließt, trifft in besonders gelungener Weise Wein auf Architektur.  Gut, dass die Lounge und Vinothek nicht nur sehr einladende und attraktiv gestaltete Orte sind, sondern der Wein der Winzergenossenschaft Herxheim auch durchaus trinkenswert ist, wie man den zahlreichen Auszeichnungen vor Ort entnehmen kann.

www.alexweinlounge.de

Die große Opernnacht mit Elke Kottmair

GROßE OPERNNACHT

Im Kongress am Park stand am Sonntagabend ein musikalisches Highlight auf dem Programm, nämlich die Große Opernnacht mit dem Schwäbischen Sinfonieorchester und einer großen Chorgemeinschaft mit 140 Musikern und Sängern.

Neue Schwäbische Synfonie

Neue Schwäbische Synfonie

Die Leitung des Konzerts „Die große Opernnacht“, das beim Publikum sehr großen Anklang fand, hatte der international renommierte Dirigent Gerhard Fackler. Die Neue Schwäbische Sinfonie eröffnete das Konzert mit dem Vorspiel zu Carmen und beschloss es mit „Orfeus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach. Zwischen Auftakt und Schlussakkord begleitete sie die Chorgemeinschaft, die aus 100 Sängern aus der Region bestand und mit Beiträgen wie dem Gefangenenchor aus „Nabucco“ und im Feuerstrom der Reben aus der „Fledermaus“ brillierte.

Große Opernnacht im Kongress im Park

Große Opernnacht im Kongress im Park

Die große Opernnacht mit Elke Kottmair und Adam Sanchez als Solisten

Am meisten begeisterten das Publikum jedoch die beiden Solisten Adam Sanchez und die Sopranistin Elke Kottmair, die in Augsburg sozusagen ein Heimspiel im Kongress im Park hatte. Stimmgewaltig und gefühlvoll glänzten sie in ihren Arien wie „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“ aus der Zauberflöte oder „Liebe, du Himmel auf Erden“ aus „Paganini“.

Szene mit Elke Kottmair Dresdner Staatsoperette

Szene mit Elke Kottmair Dresdner Staatsoperette

Die Sopranistin Elke Kottmair, derzeit noch als Solistin und Ensemblemitglied an der Staatsoperette Dresden verpflichtet, hat sich nicht nur wegen ihrer großartigen Stimme, sondern auch wegen ihrer Vielseitigkeit und ihrem schauspielerischen Talent einen Namen gemacht. Wer ihre komische Seite einmal live erleben will, kann dies am 17. Juni im Theater Drehleier in München tun. Das Programm, das erst zwei Tage vor dem Opernabend in Augsburg in Illertissen Premiere hatte und das die Tränen lachende Zuhörerschaft mit frenetischem Applaus honorierte trägt den Titel „Champagner-Diven“ – Szenen aus dem ganz normalen Alltagswahnsinn echt blonder Bühnenträume. Wenn Sie sich schon öfter gefragt haben, was Opernsängerinnen eigentlich tagsüber machen, dann sollten Sie sich diesen Abend nicht entgehen lassen.

Champagner-Diven

Champagner-Diven

Karten gibt es demnächst unter www.theater-drehleier.de.

 

Israel auf eigene Faust

ISRAEL

Die Idee, endlich nach Israel auf eigene Faust zu reisen, entstand eigentlich eher dadurch, dass meine Freundin Elisabeth und ich nach einem Reiseziel suchten, das wir beide noch nicht kannten. Da es gar nicht so einfach war, eine Schnittmenge zu finden, die sich für eine 8-Tages-Reise rentierte, fiel die Wahl auf Israel, das bei uns beiden längst auf der To-Do-Liste stand. Eine gute Wahl, auf die wir uns unglaublich freuten. Wären da nicht diese ständigen Unruhen im nahen Osten gewesen… Nicht nur einmal wurden wir gefragt, ob das wirklich unser Ernst ist. Und in der Tat wollten wir erst einmal die Entwicklungen abwarten. Aber je länger wir warteten, umso mehr wurde uns klar, dass es derzeit wenig Orte auf der Welt gab, die sicherer sind als Israel. Der Nahost-Konflikt zwischen Israeli und Palästinenser wird sich in absehbarer Zeit nicht lösen lassen, vielleicht sogar nie – aber dieser Konflikt ist ein anderer, als der, der sich zwischen der Islamischen und Christlichen Welt andernorts entwickelt hatte.

Ultraorthodoxe Juden auf dem Markt

Ultraorthodoxe Juden auf dem Markt

Israel auf eigene Faust ganz individuell

Als wir geschäftlich an einem verschneiten Winterabend im Bayerischen Wald beim Abendessen saßen, beschlossen wir, nun endlich zu buchen. Die eindeutig beste Verbindung ab München ist mit der El Al, die über Buchungsportale jedoch nicht gebucht werden kann und mit 270 Euro ein richtiges Schnäppchen darstellt. Auf der Homepage klärt die Airline darüber auf, dass man sich mindestens drei Stunden vor Abflug am Flughafen einfinden soll. Diese Abfertigung findet in München am Terminal 1 F statt. Das wusste ich noch von früher, allerdings war mir nicht bewusst, dass sich der Terminal 1 F hinter dem Hilton Hotel am Flughafen befindet und völlig abgeschirmt vom restlichen Flughafen ist. Zwei Flüge gingen an diesem Tag nach Israel. Erst der Flug der El Al, eine Stunde später flog die Lufthansa. Der Eingang Gate 1 war noch verschlossen, als wir ankamen, jedoch pünktlich 3 Stunden zuvor wurde geöffnet und das Gepäck eingecheckt. Danach begannen die Befragungen, aber letztendlich war nach einer halben Stunde alles abgeschlossen. Den Rest der Zeit warteten wir am einsamen Gate mit einer kleinen Kaffeebar, bis unser Flug aufgerufen wurde. Der Abflug erfolgte pünktlich, das koschere Essen mit Koscher-Zertifikat war lecker und in Tel Aviv kamen wir sogar früher als erwartet an.

Rothschild Boulevard

Rothschild Boulevard

Dass wir in der langsamsten Schlange für die Immigration standen, war Pech, aber die Einreise verlief schnell und  ohne Komplikationen, da wir beide einen nigelnagelneuen Reisepass vorlegen konnten und das Iran-Visum, das mit Sicherheit zu Verzögerungen geführt hätte, im Erst-Reisepass zu Hause geblieben war. Der Kleinwagen, den wir im Vorfeld über den ADAC gemietet hatten, wartete schon auf uns. Nein, Navi wollten wir keines, wir lehnten das Angebot des Personals ab – 20 Dollar Leihgebühr am Tag dafür wären fast teurer als das Auto gewesen. Irgendwie würden wir das Hotel wohl schon finden. Und letztendlich war das sogar richtig einfach, denn Tel Aviv ist recht übersichtlich bezüglich der Straßenanordnung gestaltet. Schon ganz am Anfang unserer Reise zeigte sich, dass Israel auf eigene Faust zu erkunden ganz einfach werden würde.

Altstadt von Tel Aviv

Altstadt von Tel Aviv

Nun hatten wir ja schon gehört, dass Parkraum in Tel Aviv ziemlich knapp ist und so war es wohl laut der Hotelrezeptionistin ein absoluter Volltreffer, dass wir direkt vor dem Hotel einen Parkplatz gefunden hatten. Das Rothschild 22 liegt direkt am Rothschild Boulevard, der Flanier- und Restaurantmeile der Stadt. Unser Quartier ist ein stylisches Hotel, in dem vor allem die Hotelhalle beeindruckte und die Zimmer mit ihrer Hightech-Ausstattung, ihrem puristischen Design und der durchdachten Funktionalität bestachen.

Nach unserer Ankunft hatten wir uns für den Abend mit meiner alten Schulfreundin Carolin verabredet, die seit 20 Jahren in der Nähe von Tel Aviv lebt und nach einem Kibbuz-Aufenthalt in jungen Jahren hier sesshaft geworden war. Inzwischen hat sie fast erwachsene Kinder, ist zum jüdischen Glauben übergetreten und hat vor einigen Jahren nochmal ein Psychologiestudium hier absolviert. Wir schlenderten über den Rotschild Boulevard und suchten uns ein nettes Restaurant zu Abendessen. An diesem Abend bekamen wir so viele Informationen über das Land, die wir durch stundenlanges Durcharbeiten von Reiseführern niemals hätten bekommen können. Carolin erzählte vom Leben in Israel, der Politik, den Gefahren durch ultraorthodoxe Juden, Angreifer von Außen und führende Politiker. Der Kurzabriss über Israel war unglaublich spannend, um ein bisschen was von dem Volk zu begreifen, das die Weltpresse so sehr beschäftigt und die Welt immer wieder in Atem hält. Aber wir erfuhren auch, wie die Israelis im Heute und Jetzt leben, wie sehr sich Tel Aviv vom Rest des Landes unterscheidet und wie teuer es ist, in diesem Land zu leben. Diese letzte Erfahrung machten wir nicht nur an dem ersten Abend, sondern bei jedem Besuch eines Restaurants und einer Bar. Die Israelis sind ständig am Essen und Trinken – wie sie das bei diesen Preisen und dem wesentlich geringeren Einkommen als in Europa machen, blieb uns bis zum Schluss rätselhaft.

Bar in Tel Aviv

Bar in Tel Aviv

Unser erster richtiger Tag in Tel Aviv begann mit einem ausgesprochen netten Frühstück in einer Bar neben dem Hotel, wo wir unseren Frühstücksvoucher einlösen durften. Herrlich! Wir saßen in der Sonne, tranken Cappuccino und bestaunten die schönen Israelis. Und überall gab es nicht nur schöne, sondern vor allem auch fast nur junge Menschen zu sehen. Was machen die hier denn mit unserer Altersklasse?

Blick auf Tel Aviv

Blick auf Tel Aviv

Nach dem Frühstück stand ein ausgedehnter Spaziergang durch Tel Aviv und Jaffa auf dem Programm. Als wir zunächst einen der Aussichts-Wolkenkratzer der Stadt erklimmen wollten, um eine bessere Orientierung zu haben, stellte sich schnell heraus, dass das aus Sicherheitsgründen nicht möglich war. Egal – dann lassen wir uns halt durch die Straßen treiben, um einen gründlichen Eindruck von der Stadt zu bekommen. Jaffa, der Stadtteil von Tel Aviv, der durch seine Orangen-Exporte weltberühmt wurde, wirkte teilweise museal und teilweise völlig orientalisch auf uns. Keine zwei Kilometer von unserem Hotel entfernt, schienen wir die Grenze zwischen Europa und Asien überschritten zu habe.

Hafen von Jaffa

Hafen von Jaffa

Tel Aviv – modern, pulsierend, gelassen

In Tel Aviv haben wir uns sofort total wohl gefühlt. Die Menschen waren unglaublich freundlich, die Stadt wirkte pulsierend, aber nicht hektisch und überall fühlte man sich herzlich willkommen. Die Kneipenszene blüht, Designer arbeiten individuell und in beiden Bereichen trifft man auf ausgesprochen Interessantes. Ein abendlicher Bummel auf dem Rothschild Boulevard, entlang der Bauhaus-Architektur, die im Rahmen der „weißen Stadt Tel Aviv“ zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde, bis zum Habima Theater und zurück über die lebhafte King George Street, rundete den Tel Aviv Besuch ab. Es gab noch so viel zu sehen und ein Tag ist einfach viel zu wenig für diese attraktive Stadt.

Jaffa

Jaffa

Am nächsten Morgen machten wir uns nach dem Frühstück in der Da Da & Da Bar an der Ecke auf in Richtung Norden. Unser erstes Etappenziel war Caesarea, das mir vor allem noch aus dem Lateinunterricht bestens in Erinnerung war. 500 Jahre lang war es die Hauptstadt des römischen Judäa, ein paar Jahre auch unter der Regentschaft von Pontius Pilatus und zählt heute zu den wichtigsten Ausgrabungsstätten Israels. Beeindruckend waren vor allem das Amphitheater, das heute noch für Aufführungen verschiedener Art genutzt wird und das Hippodrom, in dem die Bürger auf ihre Kosten durch unterhaltenden Pferderennen kamen. Netterweise erhielten wir in der Multimedia-Zeitmaschine als einzige Besucher sogar auf Deutsch einen umfassenden Schnelldurchlauf der Historie von Caesarea.

Amphitheater von Caesarea

Amphitheater von Caesarea

Haifa – überschaubar, wunderschön, mediterran

Ein bisschen drängte die Zeit, denn wir hatten an dem Tag noch viel vor. Als nächstes stand Haifa auf dem Plan. Ein nettes israelisches Sprichwort sagt: Haifa arbeitet, Jerusalem betet und Tel Aviv feiert. Nun wollten wir sehen, wo gearbeitet wird. Nicht bei allen 8-Tages-Israel-Touristen steht Haifa auf dem Programm – sollte es aber. Die Stadt muss man allein wegen der Bahai-Gärten gesehen haben: Eine riesige, über Terrassen angelegte Parkanlage erstreckt sich über einen zentralen Hügel der Stadt und bietet sowohl von unten mit dem Bahai-Schrein wie auch von oben mit dem Hafen im Hintergrund einen spektakulären Ausblick. Wir waren einfach nur hingerissen. Auch wenn für die Deutsche Kolonie kaum noch Zeit blieb und auch andere Sehenswürdigkeiten wie der Berg Karmel oder die Elija-Grotten nicht berücksichtigt werden konnten, so waren wir doch total glücklich, Haifa wenigstens kurz in unsere Route mit aufgenommen zu haben.

Blick über die Bahai-Gärten auf Haifa

Blick über die Bahai-Gärten auf Haifa

Da wir inzwischen unser iPad mit GPS-Daten füttern konnten und damit nicht mehr durch die hebräische Schreibweise in unserem Routenplaner gehandicapt waren, fiel auch die Orientierung total einfach. Und unser kleines Wägelchen kutschierte Elisabeth unter meiner Wegweisung souverän durch die israelischen Lande. Manchmal ging es zwar zäh voran, was aber weniger an unserer Orientierung als am israelischen Straßenverkehr lag. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es nur in Form von Bussen und ein paar wenigen Eisenbahnlinien. Straßenbahnen sind nicht vorhanden. In Tel Aviv wird gerade an einer U-Bahn gebaut, die eigentlich 2012 fertig werden sollte, aber selbst 2022 ist jetzt noch nicht sicher.

Verkündigungskirche in Nazareth

Verkündigungskirche in Nazareth

See Genezareth – erholsam, geschichtsträchtig, idyllisch

Auf dem Weg an den See Genezareth lag noch Nazareth – ein Muss, wenn man Israel auf eigene Faust bereist. Die Stadt, die hauptsächlich von Arabern bewohnt wird, scheint den kulturellen Mix gut zu vertragen. Als wir gegen 16.30 Uhr dort ankamen, schienen die pilgernden Reisegruppen schon wieder verschwunden. Jedenfalls waren wir die einzigen in der Verkündigungskirche. Beide warteten wir so ein bisschen auf die Ergriffenheit ob dieses grundlegend bedeutungsvollen Ortes – aber sie blieb aus. Also schauten wir uns wenig bewegt noch die Oberkirche und die Josefskirche an, wo sich angeblich die Werkstatt von Josef befunden hatte. Jetzt mussten wir aber dennoch nochmal zurück in die Verkündigungskirche, die uns dann nachhaltig doch mehr beeindruckt hatte, als wir zunächst angenommen hatten. Der modern konzipierte Bau, der das Haus der Maria einbezieht, ist doch nicht umsonst ein wichtiger Bestandteil für jeden Pilger auf seiner Reise durch das gelobte Land.

Abendstimmung am See Genezareth

Abendstimmung am See Genezareth

Es war schon fast dunkel, als wir uns in Richtung Tiberias auf den Weg machten. Wir hatten für die nächsten zwei Nächte eine Unterkunft in der Nähe von Tiberias mit Blick auf den See gebucht. Trotz GPS-Daten war es nicht ganz einfach, das Beautyful Lake View Wooden House zu finden, zumal wir auch irgendwie nicht ganz registriert hatten, dass es eine Privatunterkunft war, die wir da ausgewählt hatten. Nach einem Anruf klappte es aber dann umgehend und wir erlebten eine ganz tolle Überraschung. Das Appartement war nicht nur ganz liebevoll und großzügig gebaut worden, bot zwei Schlafzimmer, einen offenen Wohnbereich, eine Veranda, sondern hatte auch noch tatsächlich Seeblick – auch wenn wir den am Abend nicht mehr wirklich genießen konnten.

Blick auf den See

Blick auf den See – Israel auf eigene Faust lässt solche Ausblicke zu

Wir beschlossen spontan, die Veranda zu nutzen und noch schnell im nahegelegenen Supermarkt ein paar Kleinigkeiten für ein kaltes Abendessen und Frühstück einzukaufen. Damit war das nächste Erlebnis vorprogrammiert – nein, es war noch nicht Shabbes und die Welt drohte nicht stillzustehen, sondern die Großfamilien machten einfach nur ihren Wocheneinkauf. Wir mittendrin und desorientiert, da Israel das einzige Land zu sein scheint, das keine internationalen Produkte im Supermarkt in den Regalen stehen hat, sondern ausschließlich die Waren auf Hebräisch beschriftet. Aber nachdem wir bis dato ganz viele hilfsbereite und ausgesprochen freundliche Israelis kennengelernt hatten, ging der Plan auch diesmal auf. Kaum hatten wir ein bisschen überfordert und hilflos in die Runde geschaut, nahm sich sofort ein junger, natürlich bestens englisch sprechender junger Mann unserer an und rannte mit uns von den Oliven bis zur Marmelade. An der Kasse ging es mit der Hilfsbereitschaft weiter. Nachdem wir mühsam eine Schlange gefunden hatten, die uns hoffen ließ, sie noch vor Mitternacht zu passieren, entdeckten wir ein Schild, auf dem für uns einzig eine 10 zu lesen war. Während wir noch diskutierten, ob wir jetzt mit unserem Wagen hier stehen bleiben dürfen oder nicht, kam uns schon wieder ein netter Israeli zu Hilfe und erklärte, dass das in Israel nicht so eng gesehen werde. Man müsse halt was aufs Schild schreiben, aber es würde keinen interessieren. Er sprachs und stellte sich mit seinem Wagen, der mit mindestens 100 Artikeln völlig überquoll hinter uns an der 10er Kasse an. Während ich noch bezahlte, war Elisabeth schon in gewohnt umtriebiger Manier mit dem Einkaufswagen Richtung Auto unterwegs und nun kam die nächste Hürde. Am Ausgang wird nämlich nochmal die Ware mit dem Einkaufsbon verglichen. Irgendwie war sie wohl für den Kontrolleur zu schnell und durchgewischt. Als ich nun mit meinem Beleg ohne Wagen vor ihm stand, lachte er nur, hieß uns in Israel willkommen und meinte, dass er die schnelle Dame mit dem Einkaufswagen schon bemerkt hätte.

Nun konnte also der gemütliche Abend bei Hummus, Oliven und Käse sowie isrealischem Bier beginnen. Auch wenn wir den See nur erahnen konnten, so genossen wir es doch, Anfang März auf der Veranda zu sitzen und die laue Abendluft zu schnuppern.

Am Ufer des See Genezareth

Am Ufer des See Genezareth

Der nächste Tag startete sehr gemütlich mit einem ausgiebigen Frühstück auf der Veranda – diesmal tatsächlich mit Blick auf den See, wenngleich er am Morgen noch sehr im Dunst lag und kaum zu erkennen war. Giora, unser Host, hatte uns am Vorabend erzählt, dass man bei klarem Wetter von hier nach Jordanien, Syrien und den Libanon sehen konnte. Der Tag gehörte dem See und damit auch dem Wandeln auf den Spuren von Jesus. Da ich mich noch an meine Reise nach Jordanien vor vielen Jahren erinnern konnte und den Moment, als ich auf der anderen Seite des Sees auf jordanischem Boden stand, hoffte ich auf eine ähnliche innerliche Bewegtheit wie damals.

Haus des Petrus

Haus des Petrus

Wir wollten den See ganz umrunden und an den wichtigsten Stellen kurze Pausen einlegen. So begannen wir mit Tabgha, wo sich die Kirche der Brotvermehrung und die St. Peterskapelle befinden. An dieser Stelle sollte laut der Evangelisten die Speisung der 5.000 Anhänger Jesu mit 5 Broten und nur 2 Fischen stattgefunden haben. Der Altar, auf dem die Brote und Fische gelegen haben, befindet sich in der St. Peterskapelle. Danach fuhren wir ein paar Kilometer weiter nach Kapernaum, wo das Haus von Petrus steht, in dem Jesus einige Zeit gelebt hatte. Eine eindrucksvolle moderne Kirche, in Form eines Schiffes, die in Perfektion alles darstellt, was an einem solchen Ort erwartet wird, ist über die Ruinen des Hauses gebaut worden.

Kibbuz Deganya

Kibbuz Deganya

Nach einem kurzen Badestopp am Ostufer des Sees, wo, wie auch am Westufer, überall Bademöglichkeiten, Picknickplätze und Parkmöglichkeiten eingerichtet sind, fuhren wir weiter in Richtung Süden. Da wollten wir uns den ältesten Kibbuz des Landes, Deganya, ansehen. 1910 wurde diese Einrichtung, in der der perfekte Sozialismus gelebt werden sollte, bereits gegründet. Man scheiterte hier genau wie in den meisten anderen, der über 200 Kibbuze des Landes auch und ist inzwischen sehr viel marktwirtschaftlicher orientiert. Allerdings erinnert das Gelände mit seinen landwirtschaftlichen Einrichtungen, Wohn- und Arbeitsgebäuden und öffentlichen Bereichen ein wenig an Kuba, vor allem bezüglich der Instandhaltung.

Taufe im Jordan

Taufe im Jordan

Keinesfalls wollten wir uns Yardenit entgehen lassen. Angeblich kamen alljährlich eine Million Gläubige hierher, um sich taufen zu lassen. An dieser Stelle wurde gemäß der Evangelisten Jesus von Johannes dem Täufer getauft. Was dem Hindu der Ganges, ist dem Christen der Jordan – das Spektakel ist gewaltig. Vor allem amerikanische Reisegruppen im Schlepptau von irgendwelchen Reverends kaufen sich hier ihr weißes Taufhemdchen – mit Aufdruck kostet es 10 $ mehr – leihen sich ein Handtuch und werden im Schnellverfahren von ihrem Geistlichen im Jordan untergetaucht. Danach wird geklatscht, vielleicht noch ein bisschen gesungen und beseelt in die Runde geschaut.

Nach so viel Gläubigkeit wollten wir uns noch ein wenig mit den Juden beschäftigen und besuchten in Tiberias das Grab von Rabbi Ramban. Abgesehen davon, dass es dort ein wenig sehr schlicht zuging und wir das Grab eigentlich gar nicht richtig fanden, waren wir eh so viel mehr von der Sonderbarkeit der ultraorthodoxen Juden beeindruckt, die an ihren Gebetsstellen standen, unfreundlich guckten und ihr Haupt betend hin- und herwogen. Wir hatten ja nun in den letzten Tagen schon einige davon gesehen, aber sie waren einfach immer wieder ein Hingucker und gerade weil wir das nicht sollten, fesselten sie unsere Blicke umso mehr auf sich. Irgendwie schienen sie alle leicht verhaltensgestört – auch wenn sie mit ihren Großfamilien an der Uferpromenade von Tiberias entlang schlenderten. Die Frauen tragen alle Perücken oder Kopftücher und die Söhne lassen ebenfalls schon diese für uns so lächerlichen Schläfenlocken wachsen. Einzig die kleinen Mädchen scheinen noch unbehelligt von der Verkleidung.

St. Petersfisch

St. Petersfisch

Da wir nun genug vom Glauben hatten, wollten wir uns diesem nur noch in einer einzigen Form zuwenden, nämlich indem wir einen St. Petersfisch verspeisten. Nachdem sich bei uns der Fisch nicht einfach so wie zu Zeiten Jesus vermehrte, mussten wir uns halt zwei davon kaufen und noch ein Bier dazu. Obwohl die Israelis doch um einiges weniger verdienen als wir in Mitteleuropa, ist Essengehen ziemlich teuer. Aber vor allem die Preise für Bier und Wein sind heftig und definitiv auf skandinavischem Niveau.

Wüste im Westjordanland

Wüste im Westjordanland

Nachdem wir sehr widersprüchliche Aussagen zu der Route 90 direkt von Tiberias zum Toten Meer gehört hatten, vergewisserten wir uns nochmal bei unserem Vermieter Giora, ob die Strecke ohne Probleme befahrbar ist. Er versicherte uns, dass es eventuell eine Kontrolle geben könnte und das Areal zwar Westjordanland wäre, aber unter israelischer Aufsicht stand. Er bekräftigte uns in unserem Vorhaben, diese Route zunächst zum Toten Meer und dann nach Jerusalem zu wählen, da es sich um eine wunderbare Strecke mit einzigartiger Landschaft handeln sollte.

Totes Meer – bizarr, salzig, einzigartig

Und tatsächlich war die Strecke wunderbar zu fahren. Bevor wir auf das Ufer des Toten Meeres trafen, machten wir noch einen Stopp an einer Raststätte im Westjordanland und wieder einmal rentierte sich der Aufenthalt allein deswegen, um diese verschiedenen Kulturen zu beobachten, die hier im Land aufeinandertreffen.

Auf dem Weg zum Toten Meer

Auf dem Weg zum Toten Meer

Die Fahrt entlang des Ufers des Toten Meers war faszinierend: Eine karge Wüstenlandschaft, die sich dennoch hinter jeder Kurve verändert und kurz vor Ein Gedin von einer Panoramastraße aus einen traumhaften Blick auf den See und das gegenüberliegende jordanische Ufer Preis gibt.

Totes Meer

Totes Meer

Es hatte sich allemal gelohnt, nicht sofort den ersten Badeplatz am Toten Meer anzusteuern, sondern noch einige Kilometer in Richtung Süden zu fahren. Aber da wir eh wieder in Richtung Jericho und von dort aus dann nach Jerusalem wollten, entschieden wir, einen der nördlich gelegenen Strandplätze, nämlich Kalia, aufzusuchen. Und hier erwartete uns jetzt ein gut organisiertes Badeparadies, für das man 57 NIS hinblättern musste. Dafür konnte man die Duschen und Umkleiden benutzen und sich noch einen Spint für die Wertsachen buchen. Da Freitag war und die Araber ihren freien Tag hatten, tummelten sich auf den Picknickplätzen muslimische Großfamilien, dazwischen Israelis und Touristen aus aller Welt. Am Strand waren Stühle aufgestellt, in denen die buntgemischten Besucher das Schauspiel im Wasser beobachten und ihre Ganzkörperschlammmaske trocknen konnten. Der Einstieg ins Wasser ist schwierig, da der hohe Salzgehalt den Schlamm noch glibbriger macht und man sich fühlt, wie wenn man auf Schmierseife durch unebenes Gelände marschiert. Daher empfiehlt es sich, sich so schnell wie möglich rückwärts zu setzen und schon setzt der bekannte Tote-Meer-Effekt ein. Man kann rückwärts im Wasser treibend einfach nicht untergehen – ein paar Wenige stellten eine Zeitung lesend auch das berühmte Fotomotiv nach. Mehr als 20 Minuten soll man nicht in dem Wasser mit dem hohen Salzgehalt bleiben. Das reichte auch aus, uns wenigstens – und wir beschlossen, so gut es geht, das Salz abzuwaschen und uns Richtung Jerusalem aufzumachen.

Bad im Toten Meer

Bad im Toten Meer

Jerusalem – religiös, wunderschön, einzig

Die Fahrt ging außerordentlich schnell. Gerade eine Stunde brauchten wir, um in unserer Unterkunft St. George´s Cathedral Pilgrim Guesthouse anzukommen. Wir staunten nicht schlecht, dass wir direkt neben der Kathedrale wohnten. Die Unterkunft, die für Jerusalemer Verhältnisse wirklich ein Schnäppchen war, war ein Traum. Genau so etwas hatten wir uns für unseren Jerusalem-Aufenthalt vorgestellt. Das Auto konnten wir direkt im Innenhof vor Kirche und Guesthouse parken, die Zimmer waren stilvoll schlicht renoviert und der Innenhof lud mit Sitzgruppen und einer Vielzahl von Zitrusfruchtbäumen malerisch als Oase inmitten der lärmenden Großstatt zum Verweilen ein.

Lobby im St. George´s Guesthouse

Lobby im St. George´s Guesthouse

Wir wollten uns beeilen, denn der Shabbes beginnt mit dem Sonnenuntergang und da spielt sich besonders viel an der Klagemauer ab. Die Lage unserer Unterkunft war für alle Unternehmungen in der Altstadt perfekt. Gerade mal acht Minuten liefen wir bis zum Damaskustor, wo wir erstmalig mit einer geballten Polizeipräsenz konfrontiert wurden. Bis dato war uns dies keineswegs in dem Maße aufgefallen. Wir liefen durch die Gassen des arabischen Viertels, in dem Bazar-Stimmung herrschte und es alles zu kaufen gab, was man brauchte oder niemals brauchen würde. Am Zugang zur Klagemauer werden die Handtaschen kontrolliert und dann kann man passieren.

Abends an der Klagemauer

Abends an der Klagemauer

Es ist beeindruckend – vor allem sind die ultraorthodoxen Juden beeindruckend, die sich hier zahlreich zum Gebet einfinden, nach Männern und Frauen getrennt. Wenn man sie so beobachtet, wirken sie – bei allem Respekt vor der Religion – einfach lächerlich mit ihren Löckchen, oben aufsitzenden Hüten bzw. Pelzmützen, den langen schwarzen Mänteln und den blassen Gesichtern. Man kann nicht umhin sich zu fragen, warum die Israelis grundsätzlich – egal ob Mann oder Frau –so ein schönes Volk sind und die ultraorthodoxen Juden so hässlich. Nachdem wir dem Gebet  an der Klagemauer einige Zeit zugesehen hatten, beschlossen wir nun eines der wenigen am Shabbes geöffneten Restaurants aufzusuchen. Bei einem geschäftstüchtigen Araber wurden wir schnell fündig. Der Abend klang dann mit einer Flasche Rotwein in unserem wunderschönen Guesthouse aus.

Garten im St. George´s Guesthouse

Garten im St. George´s Guesthouse

Am nächsten Morgen machten wir uns früh auf den Weg in die Altstadt. Als erstes wollten wir den Kreuzweg gehen, der mit 10 Stationen durch die Stadt führt. Dabei trafen wir auf Pilgergruppen, die ein Kreuz tragend von der ersten Station am Löwentor bis zur Grabeskirche durch die Stadt zogen. Wir hatten von der Grabeskirche gelesen, aber letztendlich kann es nicht beschrieben werden, wie sich hier 30 verschiedene Kirchen ineinander schachteln. Die Hauptkirche gehört den Armeniern, den Griechisch-Orthodoxen und den Römisch-Katholischen. Wir mussten uns eingestehen, dass wir uns bisher noch nicht viel Gedanken über die Bedeutung der Grabeskirche im katholischen Glauben gemacht hatten. Für mich war immer der Petersdom im Vatikan die wichtigste Pilgerstätte gewesen. Vielleicht liegt es daran, dass das Grab Jesus eigentlich von den Popen der Griechisch-Orthodoxen Kirche betreut wird. Dennoch war es ein ergreifender Moment, für einen Augenblick am Grab Jesus zu verharren und später den Stein zu berühren, auf dem Jesus angeblich gesalbt wurde. Auch die Vertiefung, wo das Kreuz Jesus gestanden hatte, ist in der Grabeskirche zu sehen. Man denkt viel über Legende, tatsächlich Zugetragenes und vor allem über die Sinnhaftigkeit der verschiedenen Religionen nach, wenn sie sich doch in Vielem so ähneln und ihre gleichen Ursprünge haben.

Nach der Grabeskirche mussten wir uns erst einmal in unserem Kleinod im Guesthouse erholen. Füße hochlegen, Orangenblütenduft einatmen, frische Erdbeeren essen und ein bisschen in der Sonne vor sich hindösen.

Aber es gab ja noch so viel zu sehen. Daher machten wir uns am Nachmittag auf den Weg zu den Gärten von Gezemaneh, der Kirche der Nationen und den Ölberg. Man kann sich gut vorstellen, dass die Jüngerschaft dort unter den Olivenbäumen gerne saß und diskutierte. Nach dem Aufstieg auf den Ölberg, von dem aus man den schönsten Blick auf Jerusalem hat, mit der Kuppel des Felsendoms im Vordergrund, hatten wir uns ein anständiges Abendessen verdient.

Wie so oft gab es vorab Meze, die leckeren Vorspeisen der Araber, die in dem Fall aus zehn verschiedenen Schüsselchen mit Salaten und Soßen bestanden und fast jeden Hauptgang überflüssig machten. Der Tag war ganz schön anstrengend gewesen und dem entsprechend taten uns auch die Füße weh – es ist halt nicht ganz schmerzfrei, auf Jesus Spuren zu wandeln…

Am nächsten Tag hieß es früh aufstehen. Denn wir wollten zum Felsendom und der war Nicht-Muslimen nur begrenzte Zeit am Vormittag zugänglich. Angeblich waren die Sicherheitsmaßnahmen am umstrittensten Heiligtum Jerusalems enorm und uns wurden lange Warteschlangen prophezeit. Dem war überhaupt nicht so, zumal wir beide nach guter Musliminnen-Art unser Kopftuch aufsetzten und sogar für Muslimas gehalten wurden. In der heutigen Zeit muss man flexibel sein. Am Tag zuvor hatte man uns noch für Jüdinnen gehalten und schon waren wir zum Islam konvertiert. Der Felsendom ist das wichtigste Heiligtum der Juden, da hier Gott die Erde entnommen hatte, um Adam zu formen und Abraham hier seinen Sohn Isaak opfern sollte. Hier standen auch die zwei Tempel, die für die jüdische Religion eine zentrale Rolle spielen. Für die Moslems ist der Felsendom das drittwichtigste Heiligtum nach Mekka und Medina und daher beharren sie hier auf ihre Haushochheit. Der Bau, der zu den meist fotografierten in der Welt zählt, ist beeindruckend und prächtig mit seinen Kacheln und der Goldkuppel. Etwas weiter unterhalb findet sich die Al Aqkba Moschee, die wir allerdings genauso wenig betreten durften wie den Felsendom selbst. Dieses Privileg ist nur Moslems vorbehalten. Aber wir fanden die Atmosphäre toll, auch wären wir gerne länger geblieben, was allerdings nicht möglich war, da an diesem Tag bereits um 10.00 Uhr für Nicht-Gläubige geschlossen wurde. Eine Beobachtung, die wir dort machen konnten war so typisch für die geteilte Stadt: Immer wenn Grüppchen von betenden Juden durch die Stadt zogen, wurden sie von Soldaten begleitet. So war es auch auf dem Felsendom. Wenn diese betend über das Gelände marschierten, stimmten die Moslems sofort an Sprüche zu skandieren, um das Gebet der Juden zu übertönen. Für uns war diese Situation sonderbar und schien provokant von den Juden. Aber in jedem Fall war es gut, dass wir uns am Morgen so früh auf den Weg gemacht hatten und nicht auf die Aussagen im Reiseführer bezüglich der Besuchszeiten vertraut hatten.

Felsendom auf dem Tempelberg

Felsendom auf dem Tempelberg

Nachdem wir nun die Gassen der Altstadt, vor allem aber die des muslimischen Viertels schon mehrfach abgeschritten hatten, waren wir uns einig, nun einfach auch mal ein paar Stunden „Urlaub“ zu machen. Und welcher Platz wäre inmitten von Jerusalem geeigneter dafür gewesen als unser lauschiger Garten im St. George´s  Guesthouse. Unter Zitronen- und Orangenbäumen konnte man wunderbar Siesta halten.

Yad Vashem

Yad Vashem

Nach ein paar erholsamen Stunden inmitten dieses Kleinods war es aber wieder an der Zeit, sich für weitere Erkundungen auf den Weg zu machen. Wir wollten zur berühmten Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, die ein wenig außerhalb vom Stadtzentrum liegt. Aber da die Rushhour in Jerusalem aus unerklärlichen Gründen am Nachmittag stattfindet, zieht sich der Weg dorthin. Vor allem aber auch, weil wir unbedingt noch durch Mea She´arim, das Viertel der ultraorthodoxen Juden Jerusalems fahren wollten. Obwohl wir nun schon so viele der schwarz gekleideten Männer mit Hut und Schläfenlocken gesehen hatten, konnten wir uns einfach nicht daran sattsehen, wie sie im Laufschritt, mit wehendem Mantel und finsterer Miene durch die Straßen eilten. Die Vorstellung, dass sich diese Szenen im gleichen Land abspielten, wie die fröhlichen Partyszenen in Tel Aviv schien in diesem Moment einfach absurd.

Yad Vashem ist ein unglaublich berührender Ort. Dieses Gefühl, das sich bei den heiligen Stätten auf den Spuren von Jesus bei mir nicht einstellen wollte, kam hier auf, wenn auch völlig anders begründet. Die Anlage ist weitläufig und allein architektonisch packend. Verschiedene Gedenkstätten, Fotos und Dokumente erinnern an die sechs Millionen Opfer des Holocaust. Das wohl bedrückendste Gefühl hinterlässt dort die Kindergedenkstätte, in der eine Stimme aus dem Nichts einen Namen nach dem anderen verliest,  nur Namen.

Henry Moore Skulptur im Israel Museum

Henry Moore Skulptur im Israel Museum

Ein weiteres Museum wird als besonders besuchenswert empfohlen und steht für unseren letzten Israel-Tag auf dem Programm, nämlich das Israel-Museum. Bereits das Gebäude, das aus Stein- und Glaspavillons besteht, ist ein Ereignis. Erster Anlaufpunkt sollte unbedingt der Schrein des Buches sein. Das Pergament, das rund um einen überdimensionalen Thorarollengriff präsentiert wird, ist das besterhaltene, größte und einzige vollständig überlieferte Buch der Bibel. Darüber hinaus hatten es uns noch der Skulpturengarten und die umfangreiche zeitgenössische Kunstsammlung angetan. Man könnte sich hier tagelang aufhalten, aber wir hatten noch einen letzten Programmpunkt zu absolvieren, nämlich den pittoresken Machane Jehuda Markt, der werktags ein buntes Einkaufstreiben widerspiegelt.

Shakshuka

Shakshuka

Obwohl es längst später Nachmittag war, gönnten wir uns ein letztes Mal die Frühstücksspezialiät Shakshuka und kehrten in einem der kleinen koscheren Marktständen ein. Kulinarisch hat Israel wirklich viel zu bieten, da sich in der Küche natürlich die verschiedenen Volksküchen vermischen und gegenseitig beeinflussen. Günstig ist es jedoch nicht, wie wir immer wieder feststellen mussten und vor allem manchmal bei einem Bier oder Glas Wein auch drastisch spürten. Aber das hielt uns genauso wenig davon ab, das Essen zu genießen, wie es all die Israelis tun, die es lieben immer und überall zu essen.

Die Nacht war sehr kurz, da wir uns bereits um 1.00 Uhr auf den Weg zum Flughafen in Tel Aviv machten. Auch wenn nachts nichts auf den Straßen los ist, so muss man doch eine gewisse Zeit einkalkulieren für die Rückgabe des Mietwagens, den inkludierten Shuttle zum Flughafen, die Sicherheitskontrollen und -Befragungen. Aber das Warten ist hier doch allemal unterhaltsamer als im abgeriegelten Terminal 1F in München. Die Entscheidung, Israel auf eigene Faust zu erkunden, war goldrichtig!

Die Erinnerungen an Israel sind vielschichtig, so vielschichtig wie das Land mit seinen verschiedenen Religionen, Völkern und Landschaften. Israel hat mich in vielen Bereichen sehr überrascht und ich bin froh, dass ich manch Vorurteil nun über Bord werfen kann und ich erkannt habe, dass es hier, wie überall auf der Welt, keine Pauschalisierung gibt. In jedem Fall ist dieses Land, in dem die Wurzeln der abendländischen Zivilisation zu finden sind und das heute zu den weltoffensten Ländern des Nahen Ostens zählt, eine Reise wert und hinterlässt eine nachhaltige Faszination.

Skyline von Frankfurt

FRANKFURT UND STIFFELIO

Warum muss man ausgerechnet in die Oper Frankfurt? Die Aufgabenstellung war gar nicht so einfach: Nämlich ein Geschenk zu finden für einen Opernliebhaber, der fast alle Opernhäuser in Europa gesehen und unermesslich viele Opern bereits erlebt und gehört hatte. Außerdem sollte das Reiseziel maximal vier Auto- oder Bahnstunden entfernt sein und natürlich ein besonderes Erlebnis bieten.

Neue Oper Frankfurt

Neue Oper Frankfurt

Es dauerte ein wenig, aber dann fiel meine Wahl auf Frankfurt und das dortige Opernhaus, die Neue Oper Frankfurt. Als ganz besonderer Glücksfall entdeckte ich auf dem Spielplan die fast unbekannte Verdi-Oper Stiffelio. Da mir das Werk überhaupt nichts sagte, befragte ich Kenner dazu und selbst die fragten erst mal irritiert nach, weil sie dachten, ich würde von Fidelio sprechen. Aha, offensichtlich war mir da wirklich eine kleine Sensation gelungen und auch für den Beschenkten war diese Oper eine Premiere.

Szene aus Stiffelio

Szene aus Stiffelio

Ist Frankfurt immer eine Reise wert?

Aber bevor der Kunstgenuss auf dem Programm stand, war erst einmal Sightseeing in Frankfurt angesagt. Unser Hotel Skyline lag ziemlich zentral, nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt und doch etwas abseits von Frankfurts verrufener Bahnhofsgegend. Am Wochenende, wenn das Business in der Bankenmetropole pausiert, kann man durchaus ein Schnäppchen bei der Hotelbuchung machen. Das im neu entstehenden Europaviertel gelegene Skyline Hotel wurde erst 2015 eröffnet und verfügte über jegliche Annehmlichkeiten, die man heute von einem modernen Stadthotel erwartet: Klares elegantes Design, gute technische Ausstattung sowie flexibles und gastorientiertes Personal.

Blick auf den Main

Blick auf den Main

Blick auf die Skyline von Frankfurt

Ob Frankfurt allein nun einen Wochenendtrip wert ist, darüber kann man streiten. Aber in Verbindung mit einer kulturellen Veranstaltung oder einem Ausflug z.B. ins nahe Rheingau lohnt sich ein Besuch allemal. Außerdem bietet keine Stadt in Deutschland eine großartigere Skyline, die man vom 200 m hohen Main Tower am besten bewundern kann. Diese Attraktion zieht fast alle Frankfurtbesucher an und mit 6,50 Euro ist die Auffahrt im Vergleich zu anderen Aussichtsplattformen auf der Welt absolut erschwinglich. Allerdings war der Ansturm groß, sodass uns am Samstag die Schlange zu lang war und am Abend nach der Oper sowohl die in der obersten Etage befindliche Lounge, wie auch das Restaurant natürlich seit Wochen ausgebucht waren. So blieb uns nichts anderes übrig, als die Auffahrt auf den Sonntagmorgen zu verschieben. Aber das Zeitinvestment lohnte sich auf jeden Fall.

Römerberg-Zeile

Römerberg-Zeile

Ein absolutes Muss beim Stadtspaziergang sind natürlich auch die Römberbergzeile und der Römer, das Wahrzeichen der Stadt. Nachdem sich das Nachkriegs-Frankfurt zunächst wenig touristisch attraktiv gezeigt hatte, beschloss man in den 80er Jahren diesen zentralen Platz nach historischen Plänen in der traditionellen Fachwerkbauweise wieder aufzubauen. Der gegenüberliegende Römer ist seit dem 11. Jahrhundert das Rathaus Frankfurts.

Alte Oper

Alte Oper

Weitere Abstecher führen zur Alten Frankfurter Oper, in der heute hauptsächlich nur noch Konzerte stattfinden, zur weltbekannten Frankfurter Börse, zur Hauptwache, einem ehemaliges Gefängnis und zur Zeil, eine der umsatzstärksten Einkaufsstraßen Deutschlands. Es gibt wirklich viel zu sehen in Frankfurt, das sich international präsentiert, was man auch an den vielen unterschiedlichen Sprachen erkennt, die auf den Straßen gesprochen werden. Touristen und auch Neu-Frankfurter aus aller Welt machen Frankfurt bunt und interessant. Und wenn das Wetter mal für einen Stadtspaziergang nicht so geeignet ist, dann gibt es tolle Alternativen. Wie Perlen auf einer Schnur reihen sich die Museen am Frankfurter Museumsufer aneinander und präsentieren regelmäßig spektakuläre Ausstellungen.

Ob es am Abend unbedingt noch das touristische Sachsenhausen sein muss, wo man früher in gemütlichen Lokalen beim Äppelwoi saß, sei dahingestellt. Die Kneipen und Restaurants werden dort immer internationaler und verlieren an traditionellem Charme.

Traditionelles Äppelwoi-Lokal

Traditionelles Äppelwoi-Lokal

Stiffelio an der Oper Frankfurt – ein Operngeheimtipp

Das Highlight unserer Frankfurtreise war aber auf jeden Fall die Aufführung von Stiffelio in der Neuen Oper Frankfurt. Nach der Ernennung zum „Opernhaus des Jahres“ durch das Fachmagazin „Opernwelt“ 2003  nimmt die Oper Frankfurt heute immer noch unter den deutschen Bühnen einen Spitzenplatz ein.

Szene aus Stiffelio in der Oper Frankfurt

Szene aus Stiffelio in der Oper Frankfurt

Das Haus bietet vor jeder Oper eine kurze Einführungsveranstaltung für die Besucher an, was gerade im Fall des weitestgehend unbekannten Stiffelio sehr hilfreich war. Hier erfuhr man, dass als Giuseppe Verdi um 1850 die Oper  komponierte, ihm eigentlich schon klar gewesen sein musste, dass er mit diesem Libretto nicht die Zensur passieren würde:  Ein Priester, verheiratet und seine Frau eine Ehebrecherin, das sind die Hauptfiguren in dem Stück. Als Verdi damals aufgefordert wurde, die Oper umzuschreiben und den katholischen Entscheidern im konservativen Italien gefällig zu machen, weigerte er sich und ließ die Oper lieber in Vergessenheit geraten, als sie zu verstümmeln.

Szene aus Stiffelio mit Lina

Szene aus Stiffelio mit Lina

Aber der Stoff war und ist gut, die Musik ohnehin. Erst 1968 kam es zu einer ersten Aufführung und als dann in den 1990ern in Verdis Villa weitere Aufzeichnungen entdeckt wurden, konnte das Puzzle Stiffelio völlig rekonstruiert werden. Womit die Opernwelt einen echten, lohnenden Verdi hinzugewonnen hat.

Die Inszenierung an der Oper Frankfurt ist schlicht, könnte aber gar nicht passender sein  und ist in der Mennoniten-Szene angesiedelt. Die Kirche als wichtigstes Bühnenbildelement, zentral platziert, ist dominant, eng und ständig in Bewegung. Wenig lenkt von dem Geschehen, den herausragenden Solisten, allen voran Russell Thomas als Priester Stiffelio, und dem Chor ab. Ein fantastischer Opernabend!

Mode von Jean-Paul Gaultier

JEAN-PAUL GAULTIER

Wie kein zweiter Designer fordert Jean-Paul Gaultier mit seinen kühnen und ironischen Kreationen unsere Vorstellung von Mode und Schönheit heraus. Exklusiv in Deutschland zeigt die Kunsthalle München eine umfassende Ausstellung, in der sein vielfältiges und faszinierendes Werk gewürdigt wird. Nachdem in Paris über 420.000 Besucher die Schau erlebt haben, bot die Kunsthalle nun die letzte Chance, in Gaultiers wunderbare Modewelt einzutauchen.

Modeimpressionen von Jean-Paul Gaultier

Leider endet die Ausstellung bereits am 14.2.2016. Nachfolgend nun ein paar Impressionen der Ausstellung.

November auf der Fraueninsel im Chiemsee

FRAUENINSEL

November auf der Fraueninsel im Chiemsee

Der wiederholte Besuch der Fraueninsel im Sommer und mehrfach anlässlich des Christkindlmarktes weckte den Wunsch, einmal wenigstens eine Nacht auf der Insel zu verbringen, den Alltag quasi am Festland zurücklassend.

Kloster Frauenchiemsee

Kloster Frauenwörth

Es gibt verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten auf der Fraueninsel. Die interessanteste davon schien mir das Kloster Frauenwörth. Der Überlieferung zufolge wurde dieses im 8. Jh. vom Agilolfinger-Herzog Tassilo III. gegründet. Die erste Äbtissin war Irmengard, eine Urenkelin Karls des Großen, die 1929 selig gesprochen wurde. Heute dient das Kloster vor allem als Rahmen für Seminare, Kongresse und Kurse der Erwachsenenbildung. Damit hält das Kloster an einem zentralen Grundsatz des benedektinischen Lebens fest: der bereitwilligen Aufnahme von stets willkommenen Gästen.

Die für den Seminarbereich zuständige Benediktinerin, Sr Scholastica Mc Queen ließ mich in einer ersten Antwortmail wissen, dass sie “eigentlich keine Termine am Wochenende für nur eine Übernachtung vergeben, uneigentlich (sic!) aber zwei Termine frei wären.“

Blick auf das Kloster

Blick auf das Kloster

Im November hat auf die Fraueninsel ihren besonderen Reiz

Wir haben uns für den zweiten entschieden: vom 20. auf den 21. November. Vielleicht nicht der beste Termin für einen Ausflug an den Chiemsee – aber warum eigentlich nicht? Der Wetterbericht war für dieses Wochenende alles andere als gut und wir sahen uns in Gedanken schon nass und frierend mit der Chiemseeflotte unterwegs auf dem sturmgepeitschten drittgrößten See Deutschlands. Tatsächlich regnete es aber nur leicht, als wir das Auto auf dem Parkplatz bei der Schiffsanlegestelle in Prien abstellten (24 Stunden parken für 4,50 Euro) und mit dem Schiff in 30 min. vom Festland über die Herreninsel, vorbei an der unbewohnten Krautinsel zur Fraueninsel fuhren. Diese drei Inseln bilden zusammen die Gemeinde Chiemsee, die kleinste politische Gemeinde Bayerns.

November am Chiemsee

November am Chiemsee

Die nur 15,5 ha große Fraueninsel kann es besucherzahlenmäßig zwar nicht mit der größeren und durch König Ludwigs II. bayrisches Versailles international bekannteren Herreninsel aufnehmen, doch ist sie kunsthistorisch wesentlich bemerkenswerter. Seit jeher dreht sich auf der Fraueninsel alles um das Kloster der Benediktinerinnen, eines der ältesten fast ununterbrochen bestehenden Frauenklöster Deutschlands. In den Klostergebäuden stehen heute 90 Zimmer in drei Kategorien zur Verfügung, die Preise liegen zwischen 25 und 55 Euro pro Person. Das Frühstück kostet 12 Euro extra.

Ich habe mir ein Zimmer der Kategorie A mit Seeblick und eigenem Bad gegönnt. Verpflegt wurden wir im Klosterwirt, der nicht nur die Gäste des Klosters, sondern tagsüber auch die Inselbesucher kulinarisch verwöhnt. Allerdings schließt dieses Gasthaus nach der Abfahrt des letzten Linienschiffes, in unserem Fall also um 19 Uhr. Wir hatten uns also auf ein frühes Abendessen eingestellt, wollten aber zuvor bei einem kurzen Rundgang um die Insel, der tatsächlich nicht mehr als 20 Minuten in Anspruch nimmt, die besondere Inselatmosphäre auf uns wirken lassen.

Novemberstimmung

Novemberstimmung

Einkehr beim Klosterwirt

Als Übernachtungsgäste des Klosters konnten wir den Abend dann allerdings in der „Himmlischen Stub‘n“ im ersten Stock des Klosterwirts gemütlich bis zum frühen Samstagmorgen ausklingen lassen.

Bevor wir am nächsten Tag zur Inselführung aufbrachen, stärkten wir uns nach einer ruhigen und erholsamen Nacht erst einmal am ordentlichen Frühstücksbuffet des Klosterwirts und trafen uns um halb zehn mit der Inselführerin Monika Huber, um von ihr in einer gut einstündigen Führung einiges über die Fraueninsel zu erfahren: angefangen bei der karolingischen Torhalle aus der Frühzeit des Klosters, dem Inselfriedhof mit einigen berühmten Namen der Künstlerkolonie Frauenwörth, dem Campanile und dem Inneren des Münsters, weiter zum Ortskern und zum Lindenplatz mit den beiden Naturdenkmälern Marienlinde und Tassilolinde. Diese beiden alten Bäumen stehen am höchsten Punkt der Fraueninsel, acht Meter über dem See und werden von vielen Besucher als mythischer Kraftort verehrt. Am Uferweg entlang ging es dann zurück zum wiederangelegten Klostergarten und zur Schiffsanlegestelle, von wo aus uns das Boot zur im November herrlich wenig betriebsamen Herreninsel mit obligatorischem Spaziergang zum Schloss und schließlich wieder nach Prien brachte.

Abendstimmung

Abendstimmung

Unser Kurztrip auf die Insel war herrlich und ein ruhiger Kontrast zu den beiden folgenden Wochenenden, am denen der sehenswerte Christkindlmarkt auf der Fraueninsel alljährlich die Besucher scharenweise anlockt.

www.chiemsee-alpenland.de

KOTOR

Der Radiobeitrag, dass die Bucht von Kotor von Lonely Planet als Top-Trend-Reiseziel 2016 ausgewählt worden war, bekräftigte meinen Entschluss, dass ich unbedingt einmal dorthin musste. Ich hatte mich beruflich vor einigen Jahren schon mit Montenegro beschäftigt, es aber nie geschafft, vor Ort mir selbst ein Bild davon zu machen. Die Kombination mit Dubrovnik schien daher um diese Jahreszeit perfekt. Mehr als die Küstenbereiche waren im Januar nicht machbar, auch wenn eine Fahrt zu den Nationalparks, allen voran zum Durmitor schon sehr verlockend gewesen wären.

Bucht von Kotor

Bucht von Kotor

Die Bucht von Kotor ist von Dubrovnik nur einen Tagesausflug entfernt

Der Herr von der Autovermietung im Hotel in Dubrovnik war ziemlich unkompliziert und wie alle Kroaten, die wir auf unserem Trip kennengelernt hatten, total freundlich. Eigentlich müsste er für die grüne Versicherungskarte, die wir für die Fahrt nach Montenegro benötigten, 50 Euro und für die Einwegmiete für die Abgabe des Wagens am Flughafen 25 Euro verlangen, wie er uns auf der Preisliste einsehen ließ. Aber schließlich wäre ja Nebensaison und wenn wir mit seinem kleine Up! zufrieden wären, dann würde er uns für zwei Tage einen Spezialpreis von 70 Euro machen. Das Navi gab es auch noch inklusive dazu. Wer könnte da schon nein sagen?

Klosterinseln in der Bucht

Klosterinsel Sv. Djorde und Friedhofsinsel Gospa od Skrpjela

80 km sind es von Dubrovnik nach Kotor. Je nachdem wie lange es an der Grenze dauert, sollte die Strecke in zwei Stunden zu machen sein. Dabei gibt es zwei Alternativen: Die Panoramastraße und die Fähre. Unser Autovermieter riet für beide Strecken zur Panoramastraße, was definitiv ein guter Tipp war.

Perast in der Bucht von Kotor

Perast in der Bucht von Kotor

Auf verschiedenen Internetportalen wurde vor der Einreise nur mit dem Personalausweis gewarnt und angegeben, dass man sich mit Personalausweis sogar eine Art Visum an der Grenze beschaffen müsste. Stimmt nicht. Abgesehen von ein paar Montenegrinern mit deutschen Autos und Kennzeichen, die an der Grenze ein bisschen auf dicke Hosen machten und sich über die Trägheit der Abfertigung echauffierten, verlief die Einreise in unseren Augen schnell und völlig problemlos.

Uhrturm in Kotor

Uhrturm in Kotor

Ein Highlight ist die Anfahrt zur Bucht von Kotor

Schon wenige Kilometer nach Herzeg Novi führt der Weg auf die Panoramastraße rund um die Bucht von Kotor. Erst tut sich ein Blick auf die Klosterinsel Sv. Djorde sowie deren Friedhofsinsel Gospa od Skrpjela auf. Danach zieht sich die Straße vorbei an überwältigenden Bergkulissen bis zum Örtchen Perast, das gemeinsam mit der Bucht von Kotor seit 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Mit wenigen Hundert Einwohnern zählt Perast sicherlich zu den schönsten Orten in der Bucht von Kotor. Nicht umsonst wurde der ganze Ort unter Denkmalschutz gestellt. Einheimische und Touristen sitzen in den Straßencafés, daneben reparieren Fischer ihre Netze und Hausbesitzer rüsten sich für die Sommersaison. Sofort fühlt man sich in dieser unaufgeregten Atmosphäre wohl.

am Hafen von Kotor

am Hafen von Perast

Erklimmen der Stadtmauer von Kotor

Wenige Kilometer weiter erreicht man die kompakte Altstadt von Kotor, die innerhalb der Stadtmauer liegt und von verwinkelten Gassen und von Bauten, die zwischen dem 12. und dem 20. Jahrhundert entstanden sind, geprägt ist. Kotor Stadt wird von drei Seiten von Wasser umgeben, die Bucht von Kotor wird von bis zu knapp 2000 Meter hohen Bergketten des Orjen und des Lovcen umrahmt. So hübsch, wie die engen Gassen der Stadt sind, aber so richtig kann man die Schönheit dieses Ortes erst erfassen, wenn man ihn von oben sieht. Das ist nicht ganz unanstrengend. Wie auf den Skipisten, gibt es drei Varianten, die Stadtmauer, die sich bis zu 250 m über dem Meeresspiegel erstreckt, zu erklimmen. Für die „schwarze Piste“ im übertragenen Sinn benötigt man festes Schuhwerk und eine gewisse Trittsicherheit. Aber auch von der einfacheren Route hat man schon einen sensationellen Blick auf die Stadt und die Bucht. Hatte man vor dem Besteigen noch so seine Zweifel an der historischen Bedeutung Kotors, so versteht man mit diesem Überblick plötzlich alles. Sogar die Mongolen hatten sich schon die Mühe gemacht, die Bergketten zu überwinden und die Hafenstadt zu attackieren.

Markt am Hafen

Markt am Hafen

Irgendwas ist hier aber sonderbar. Montenegro ist nicht in der EU und dennoch zahlt man mit Euro, was man ja im benachbarten Kroatien trotz deren EU-Zugehörigkeit nicht tut. Und dies ist nicht der einzige Unterschied zwischen den Nationen. Montenegro ist tiefster Balkan mit einer Mentalität, die sich auch für uns Tagestouristen erkennbar von der mitteleuropäischen unterscheidet. So herzlich willkommen, wie in Dalmatien fühlt man sich hier definitiv nicht. Dennoch locken auch mich immer noch die Nationalparks Lovcen und Durmitor, wo sich mit der Tara-Schlucht der zweitgrößte Canyon der Welt befindet.

Blick auf Kotor und die Bucht

Blick auf Kotor und die Bucht

Touristisch haben die Montenegriner aber schnell begriffen. Kein Wunder, denn der Tourismus ist gerade in dieser Ecke der wichtigste Wirtschaftszweig. Boutique-Hotels, lockende Außengastronomie und stylishe Bars laden ein – wenn jetzt noch gelächelt werden würde, dann wäre der Erfolg der Destination Montenegro nicht mehr aufzuhalten.

DUBROVNIK

Was willst du denn um diese Jahreszeit in Dubrovnik? Da ist es kalt, regnet und es wird früh dunkel. Na ja, so ganz unrecht hatte mein Kumpel da ja nicht. Aber viele terminliche Alternativen bleiben da ja nicht, wenn man immer wieder hört, dass sich vom Frühjahr bis zum Herbst die Segler, Kreuzfahrer und Rundreisenden durch die engen Gassen der Altstadt schieben und die Stadt fast kollabiert aufgrund der Touristenmassen. Gott sei Dank ließ sich meine Freundin Ulrike von diesen dusteren Wetterprognosen nicht abhalten und war sofort begeistert von der Idee den Süden Dalmatiens im Januar zu erkunden. Die Bucht von Kotor sollte auch auf unserem Reiseplan während des Kurztrips stehen. War sie doch von Lonely Planet als Top-Trend-Reiseziel 2016 gekürt worden.

Blick auf Kotor und die Bucht

Blick auf Kotor und die Bucht

Dubrovnik im Winter

Croatia Airlines hatte ein Schnäppchen für uns bereit: Nur etwa 175 Euro kostete der Flug von München über Zagreb nach Dubrovnik und zurück. Bezüglich der Unterkunft suchten wir zweigleisig. Über booking.com reservierten wir einerseits das 5-Sterne-Hotel Rixos Libertas, etwa 20 Gehminuten von der Altstadt entfernt und ein Apartment ZigZag direkt in der Altstadt. Wir wollten die letztendliche Entscheidung witterungsabhängig machen, da bei kühleren Temperaturen eine Altstadtunterkunft mit dicken Mauern und spärlicher Heizung wenig attraktiv schien. Die Luxus-Herberge hingegen bietet auch bei schlechtem Wetter mit einem großzügigen SPA und einer ausreichenden Infrastruktur Wohlfühlatmosphäre. Ein Auto würden wir auch noch benötigen, wenn wir uns auf den Weg nach Montenegro machen wollten, aber das konnte man sicherlich auch recht einfach in der Nebensaison vor Ort regeln.

Dubrovnik by night

Dubrovnik by night

Die Anreise verlief nach Plan. Ulrikes Flieger aus Hamburg war pünktlich in München gelandet und gemeinsam traten wir die Weiterreise nach Kroatien an. Etwas mehr als zwei Stunden hatten wir Aufenthalt in Zagreb am Flughafen, wo es in der Außengastronomie des Flughafencafés galt, die Sonnenstrahlen bei etwa 16 Grad zu genießen. Dieser Kurzurlaub begann schon genau so, wie wir es uns vorgestellt hatten!

Blick von der Stadtmauer

Blick von der Stadtmauer

Hotels in Dubrovnik zu Winterpreisen

Der Flughafen in Dubrovnik ist winzig und der Bustransfer in die Stadt ist ganz auf die ankommenden Flüge ausgerichtet, was um diese Jahreszeit bedeutet, dass der Bus etwa vier Mal zwischen Stadt und Flughafen täglich pendelt. Im Sommer sieht das wohl ganz anders aus. Da landen die Maschinen im Viertel-Stunden-Takt. Gerade mal 5,20 Euro kostete der Bustransfer in die Stadt und dauerte etwa 40 Minuten. Vom Busbahnhof in Dubrovnik nahmen wir dann ein Taxi zu unserem 5-Sterne-Hotel, für das wir uns letztendlich dann doch entschieden hatten. Die Aussichten, eventuell in einem schlecht beheizbaren Appartement fünf Tage zu frieren, hatte unsere Entscheidung für die Alternative Hotel erleichtert.

Blick vom Hotel aufs Meer

Blick vom Hotel aufs Meer

Bei unserer Taxifahrt wurden wir dann zum ersten Mal mit der Preissituation in Kroatien konfrontiert. 4 Euro sind der Grundtarif und schnell summiert es sich zu einem ansehnlichen Betrag. Schnell kristallisierte sich heraus, dass Dubrovnik kein günstiges Pflaster ist.

Das Hotel Rixos Libertas erstreckt sich auf einem großen Areal an einem Hang direkt am Meer. Eine kleine Bausünde, aber extrem großzügig mit Restaurants, Bars, Shops, Casino, Tagungsmöglichkeiten und SPA gebaut. Unser Zimmer, das in der Nebensaison absolut erschwinglich war, bot neben einem Balkon und Meerblick tollen Komfort und war komplett neu renoviert worden, wie uns der Hotelpage erklärte, der 13 Jahre in München gelebt hatte und sich in der touristenarmen Saison sehr viel Zeit für unsere Einführung ins Hotel nahm. Auch an Tipps für Unternehmungen sparte er nicht. Hier konnte man sich wohlfühlen – auch wenn die Sonne einmal nicht scheinen sollte.

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Bucht von Dubrovnik mit Blick aufs Hotel

Altstadt von Dubrovnik – Museum oder Realität?

Dubrovnik by night – war der erste Eindruck, den wir von der Stadt gewannen. Ich hatte durch meine frühere Arbeit und durch das, was ich im Vorfeld gelesen und im Internet recherchiert hatte, eine gewisse Vorstellung von der Stadt. Und die war so anders als das, was wir nun vorfanden. Die gesamte Altstadt wirkte wie ein Museum, das kurz vor der abendlichen Schließung stand. Nur noch wenige Menschen bummelten durch die Altstadt, die durch dicke Stadtmauern umschlossen war. Wie bitte? Das sollte nun also die „Perle an der Adria“ sein, die jedes Jahr noch mehr Touristen aus aller Welt anlockte und sich in den letzten Jahren zum Hot-Spot der internationalen Szene entwickelt hatte? Momentan wirkte es eher wie ein verschlafenes kroatisches Dorf, in das sich aus Versehen ein paar Touristen verlaufen hatten. Den Stradun rauf – den Stradun runter. Gerade mal 10 Minuten braucht man bei äußerst gemütlichem Gang für das Abschreiten der Lebensader von Dubrovnik, dem Corso, genannt Stradun. Irgendwas hat die Stadt ja, auch wenn man sich anfänglich so gar nicht vorstellen kann, was alljährlich so viele Besucher nach Dubrovnik zieht.

Das Ende des Stradun

Das Ende des Stradun

Ja gut, schön ist es schon, wie die Altstadt so beleuchtet ist, wie das blank gelaufene Straßenpflaster das Licht reflektiert und am Ende des Stradun der Palast Sponza, die Kirche des Hl. Blasius und der Rektorenpalast eine fantastische Kulisse bilden. Zum ersten Mal begreifen wir, dass wir diese Stadt ganz anders erleben werden, als das Gros der Besucher, in voller Schönheit, aber ursprünglich und ohne aufgesetzte Hot-Spot-Allüren. Es fällt uns schwer, an diesem ersten Abend ein Lokal zu finden. Jemand, der Dubrovnik im Sommer kennt, schüttelt jetzt vermutlich verständnislos den Kopf. Alle Restaurantempfehlungen, die wir hatten, waren geschlossen – entweder Betriebsurlaub oder Renovierung. Das letztere überwiegend, was ja wieder für die Dubrovniker spricht, dass sie auch etwas dafür tun, ihre kleine Stadt weiterhin für Besucher attraktiv zu halten. Letztendlich kehrten wir bei einem Kroaten ein, dessen Speisekarte in fünf Sprachen alles anbot, was die gesamte Küche Kroatiens und des Mittelmeerraums feil bot. Für den nächsten Tag mussten wir uns eine andere Verpflegungsstrategie überlegen – das stand ziemlich schnell fest.

Drehort von „Game of Thrones“

Zwei volle Tage hatten wir nun für die Erkundung von Dubrovnik – und das war ausreichend, zumal wir uns ja frei bewegen konnten und nicht durch Menschenmassen gelenkt wurden. Das Highlight eines Dubrovnik-Besuchs bildet auf jeden Fall der etwas mehr als zwei Kilometer lange Spaziergang auf der Stadtmauer, die die Stadt komplett umgibt. Atemberaubende Perspektiven bieten sich von den verschiedenen Standpunkten auf die Stadt, das Meer und den Hafen sowie die vorgelagerten Inseln. So ganz langsam begreift man, warum diese Stadt eine derartige Anziehungskraft besitzt. Vereinzelt treffen wir auf andere Touristen bei unserem Rundgang, meist Asiaten. Und auch hier geht uns langsam ein Licht auf, warum so viele junge Menschen aus Asien Dubrovnik aufsuchen. Sie wandeln auf den Spuren von „Game of Thrones“, die amerikanische Kultserie, die in und um Dubrovnik gedreht wurde. Aber immerhin erfahren wir nun, dass ein Selfiestick schon wieder der Vergangenheit angehört. Denn wer wirklich gute Bilder machen will, hat sein Selfiestativ dabei…

Hafen der Altsatdt

Hafen der Altstadt

Wie beruhigend: Es gibt eine Menge in Dubrovnik zu sehen, aber erstens liegt alles ganz nah beeinander und zweitens ist es nicht so viel, dass man den Eindruck hat, man hätte in der Kürze der Zeit nur die Hälfte gesehen und etwas verpasst. Mit den Kirchen hatten wir eh nicht viel Glück. Fast alle waren geschlossen, weil man zum großen Fest des Stadtheiligen St. Blasius Anfang Februar rüstete und die Stadt mächtig herausputzte. Tribünen wurden aufgestellt, Altäre geschmückt und der ganze Stradun mit Girlanden verziert. Auf der Terrasse des Cafés direkt an der St.-Blasius-Kirche kann man bei bestem Cappuccino das ruhige, aber dennoch interessante Treiben beobachten. Ein bisschen abseits vom Platz zweigen verwinkelte, steile und enge Gassen ab, in denen sich Bars, Restaurants und Cafés angesiedelt haben, die im Sommer durch ihre Kühle sicherlich zum Verweilen einladen. Jetzt sind sie geschlossen, aber bei 16 Grad ziehen wir einen der Sonnenplätze vor.

im Café

im Café

Nur wenig erinnert heute, wenn man durch Dubrovniks Straßen geht, an die bewegte jüngste Vergangenheit. Im Palast Sponza wird der Opfer des Krieges, in dessen Verlauf die Stadt von 1991 bis zum Jahr 1995 angegriffen und immer wieder bedroht wurde, gedacht. Eine Dokumentation schildert die Kriegsjahre und deren Auswirkungen auf Dubrovnik.

Die Altstadt von Dubrovnik ist einzigartig, aber sie spiegelt nicht das Alltagsleben der Einwohner wider. Das findet schon eher in den vorgelagerten Stadtteilen und am großen Hafen statt. Nicht zu verwechseln mit dem kleinen Sportboothafen, der direkt an der Altstadtmauer angesiedelt ist. Schwerlich kann man sich am Haupthafen der Stadt vorstellen, wie hier im Sommer die großen Kreuzfahrtschiffe einlaufen, um die Passagiere auszuspucken, die dann in ein paar Stunden das besuchenswerte Adria-Städtchen invadieren.

Blick von der Altstadt

Blick von der Altstadt

Wir hatten uns auch auf den Weg in Richtung Hafen gemacht. Aber unsere Motive waren andere. Wir hatten die schwache Hoffnung, dort ein nicht allzu touristisches Restaurant zu finden. Von den bunt bebilderten Speisekarten in acht verschiedenen Sprachen hatten wir zunächst die Nase voll. Als wir schon nicht mehr zu hoffen wagten, außer einem Pizza-Schnellimbiss noch fündig zu werden, stießen wir auf das Restaurant Porat, das im Hilton Dubrovnik auch ein Restaurant betreibt. Im Vergleich zum Vorabend war dies nun eine deutliche Qualitätssteigerung – sowohl geschmacklich wie auch optisch. Einmal mehr durften wir in diesem Restaurant feststellen, dass die Kroaten entweder ein gutes Englisch oder gar ein passables Deutsch sprechen. Generell überraschte die Zugewandtheit der Menschen sehr. Aus meiner Reiseleiterzeit Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre war ich noch ein anderes Verhalten, das wesentlich weniger gastorientiert war, gewohnt. Bei Tripadvisor und in unserem Reiseführer Dubrovnik war ein Restaurant besonders empfohlen, das sich Taj Mahal nennt und das wir an einem weiteren Abend ausprobieren wollten. Entgegen der Vermutung, dass es sich hierbei um indische Küche handeln könnte, wurde man mit Bosnischen Spezialitäten überrascht. Das Ambiente war stimmig – die Küche ok, aber uns konnte es keine solchen Lobeshymnen abringen, wie es die Bewertungsplattformen widerspiegelten. Kulinarisch konnte Dubrovnik nicht ganz überzeugen – vielleicht waren die besonderen Highlights aber tatsächlich um diese Jahreszeit alle geschlossen.

Nachdem wir ja für unseren Ausflug nach Kotor ein Auto gemietet hatten, wollten wir es auch an unserem Abflugtag noch ein wenig nutzen, um es dann am Flughafen abzugeben. Viele der Ausflugsziele, die im Sommer von Dubrovnik aus gerne aufgesucht werden, standen für uns nicht zur Diskussion, weil sie auf Inseln lagen, die im Winter nicht regelmäßig durch Fähren bedient wurden. Unser engagierter Hotelpage hatte uns das idyllische Cavtat empfohlen, dem wir aufgrund seiner Flughafennähe kurz vor unserem Abflug noch einen Besuch abstatteten. Ein wirkliches Kleinod im Sommer im Vergleich zum betriebsamen Dubrovnik. Auch um diese Jahreszeit konnte man aber bereits erkennen, was in dem kleinen Örtchen in der geschützten Bucht steckte. Bevor wir dort einen abschließenden Kaffee genossen, besuchten wir aber noch das Arboretum Trsteno, der einzige Baumpark an der kroatischen Küste und älteste Botanische Garten Europas. Auch wenn hier ebenfalls keine Saison war, so konnte man doch völlig ungestört durch den hübsch gestalteten Park flanieren, die Zitrusbäume bewundern, die exotischen Bäume studieren oder einfach nur die mystischen Brunnenanlagen betrachten.

Arboretum Trsteno

Arboretum Trsteno

Dubrovnik im Winter – Ruhe vor dem Sturm

Fünf Tage Dalmatien im Winter – es lohnt sich, wenn man nicht die Partyszene sucht, Touristenansammlungen meiden möchte und nur die „Perle an der Adria“ in ihrer annähernd ursprünglichen Art erleben möchte.

Palast Sponza

Palast Sponza